Auch ohne Ring glücklich
Gesellschaft ist verantwortlich für Glück oder Unglück von verheirateten oder unverheirateten Frauen
Hast du dir schon einmal Gedanken ums Heiraten gemacht? Vielleicht schon konkrete Pläne, wie du dir deine Hochzeit vorstellst? Oder steht für dich außer Frage, dass man zum Glücklichsein keinen Trauschein braucht? Wenn du zur zweiten Gruppe gehörst, dann bestätigst du die Studie von Wissenschaftlern der Universität zu Köln, die zeigt, dass deutsche Frauen auch ohne Ehe glücklich sind.
*Weltweite Befragung*
Ob Frauen in einer Ehe oder aber in einer eheähnlichen Gemeinschaft glücklich sind, ist allerdings stark von den Werten der Gesellschaft abhängig, in der sie leben. Je konservativer die Gesellschaft, desto unglücklicher sind unverheiratete Frauen im Vergleich zu verheirateten. Für die Studie wurden 22 000 verheiratete und unverheiratete in Partnerschaften lebende Frauen und Männer in 28 Ländern befragt, davon knapp 900 in Deutschland. Das Ziel der Studie war es herauszufinden, ob es Glücksunterschiede zwischen verheirateten und unverheirateten zusammenlebenden Männern und Frauen gibt und ob Geschlechterunterschiede - falls vorhanden - in den verschiedenen Kulturen gleich stark vertreten sind. Dafür befragten die Psychologen Männer und Frauen von Australien über Brasilien, den skandinavischen Ländern, bis Ost- und Westeuropa.
*Verheiratete in konservativen Länder glücklicher*
Auf einer 7-Punkte-Skala von 0 (glücklich) bis 7 (absolut unglücklich) wurde das subjektive Glücksempfinden der ProbandInnen gemessen. Die Ergebnisse stehen in deutlicher Beziehung dazu, wie die Gesellschaft die Geschlechterrollen definiert. Die Länder mit den ausgeprägtesten traditionellen Rollenerwartungen an die Frau waren Bulgarien, Mexiko, die Slovakei, Brasilien und die Vereinigten Staaten. Dort erleben unverheiratete Frauen die stärkste Ablehnung durch die Gesellschaft. So sind im konservativen Bulgarien verheiratete Frauen 0,8 Punkte glücklicher als unverheiratete. In liberalen skandinavischen Ländern bringt die offizielle Ehe hingegen nicht mehr Glück als das inoffizielle Zusammenleben. Deutschland liegt im Mittelfeld. Es ist weder zu konservativ noch zu liberal, was die Geschlechterrollen angeht. Hier gibt es für Frauen keinen großen Unterschied, ob sie in der Ehe oder eheähnlichen Gemeinschaften leben.
*Glücklich ist, wer von der Gesellschaft unterstützt wird*
Damit unterstützt die Studie die Ergebnisse anderer Arbeiten, die zeigten, dass Arbeitslose vor allem in solchen Ländern unglücklich sind, in denen die gesellschaftliche Moral besagt, dass jeder von der eigenen Arbeit leben muss. Oder dass religiöse Menschen vor allem in solchen Ländern glücklich sind, in denen es viele religiöse Leute gibt. „Ob unser Status, Lebensform oder Glauben uns glücklich machen, hängt nicht nur davon ab, was für ein Status oder Glaube es ist, sondern davon, ob wir in einer Gesellschaft leben, die diesen Status oder Glauben unterstützt oder nicht“, so Stavrova, eine der ForscherInnen.
*Bisherige Annahmen widerlegt*
Die Kölner Studie widerlegt bisherige Annahmen über das Thema Glück in Ehe und eheloser Gemeinschaft. Frühere Studien hatten gezeigt, dass verheiratete Menschen glücklicher seien als nicht verheiratete. Unterschiedliche Erklärungen wurden angeboten: die Ehe bedeute größere Bindung oder Hingabe und Zuverlässigkeit, die Verheirateten seien religiöser und deswegen glücklicher. „Unsere Ergebnisse konnten zeigen, dass es - zumindest im Fall der Frauen - nicht an der Ehe selber liegt, sondern an den dominierenden gesellschaftlichen Vorstellungen über die sozialen Rollen von Männern und Frauen.“ Verheiratete Frauen seien nur glücklicher als unverheiratete Frauen, wenn sie in Ländern mit gesellschaftlich konservativer Moral lebten, die ihnen nicht erlaube, unverheiratet zusammen zu leben.
Tja, da sind wir ja froh, dass wir uns mit dem Heiraten soviel Zeit nehmen können wie wir wollen oder es auch sein lassen können, ohne unglücklich oder von unseren Mitmenschen schräg angeschaut zu werden ;-)
Autorin / Autor: Sabrina Moosmann/ Pressemitteilung - Stand: 7. April 2011