Verschätzt!
Höhenangst ist gesunde Reaktion auf gestörte Distanzwahrnehmung
Für viele ist es reiner Nervenkitzel, einen Berg zu erklimmen, für andere ist es schon der blanke Horror, aus dem oberen Stockwerk eines Hochhauses aus dem Fenster zu schauen. Doch diese Angst ist nicht in der Psyche begründet, sondern in einer gestörten Distanzwahrnehmung. Das haben jetzt zumindest Forscher aus einer Studie mit betroffenen Höhenangst-Patienten geschlossen.
Angst, da Höhe falsch eingeschätzt
Das Ergebnis der Studie unter der Leitung des Psychologen Russell Jackson von der Staatsuniversität von Kalifornien: Die freiwilligen Testpersonen, die an Höhenangst leiden, überschätzten in den Tests häufiger Entfernungen als diejenigen, die weitgehend angstfrei mit der Höhe umgehen.
43 Erwachsene nahmen an der Studie teil. Die meisten von ihnen litten unter Höhenangst. Mithilfe eines Fragenkatalogs stellte Jackson zunächst fest, wie stark die Höhenangst bei den einzelnen Teilnehmern ausgeprägt ist. Danach mussten diese die Höhe einer 14 Meter hohen Wand einschätzen – einmal von unten und einmal von oben. Die vermutete Höhe sollten sie in Distanz umrechnen und diese auf dem Boden markieren.
Die Ergebnisse zeigen klare Zusammenhänge: Je größer die Höhenangst der Studienteilnehmer ausgeprägt war, umso stärker haben diese auch die Höhe der Wand überschätzt. Auch war es so, dass die Höhe von unten größer eingeschätzt wurde als von oben. Das ließ sich bei allen Probanden zeigen, allerdings bei denen mit Höhenangst noch deutlich ausgeprägter.
Aus den Ergebnissen ziehen die Forscher den Schluss, dass Höhenangst keine psychische Störung ist und nicht nur wie immer vermutet mit seelischen Problemen oder traumatischen Erfahrungen zusammenhängt. Vielmehr sei die Höhenangst evolutionär begründet. Somit stelle die Angst eine sinnvolle Reaktion auf eine Schwäche beim Schätzen von Entfernungen dar. Mit dieser Kenntnis ergäben sich ganz neue Therapiemethoden. So könnte die Angst etwa durch das Trainieren der Distanzwahrnehmung gemildert werden.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. Februar 2009