Impfen oder nicht?
Seit 2006 gibt es in Deutschland die freiwillige HPV-Impfung. Doch bei vielen herrscht noch Unentschiedenheit über Vor- und Nachteile dieser Maßnahme.
Wahrscheinlich habt ihr bereits von der Impfung für Mädchen und junge Frauen gehört, die "HPV-Impfung" heißt. Sie soll vor *H*umanen *P*apillon *V*iren schützen, das sind Viren, die hauptsächlich durch Sex übertragen werden und unter anderem Feigwarzen verursachen. Obwohl diese Viren meist harmlos und auch recht verbreitet sind, wurde 2006 ein Impfstoff entwickelt - denn einige Unterarten stehen im Verdacht Krebs, vor allem Gebärmutterhalskrebs auszulösen oder zu begünstigen.
Vielleicht habt ihr ja schon mit eurer Ärztin/ eurem Arzt über die Impfung gesprochen, oder vielleicht hat eine Freundin euch davon erzählt? Unter Umständen seid ihr gerade selbst in der Situation, euch für oder gegen die Impfung entscheiden zu müssen.
Was hat HPV mit Krebs zu tun?
HP-Viren lösen nicht zwangsläufig Gebärmutterhalskrebs aus. Tatsächlich stecken sich rund 70% aller Mädchen und Frauen mindestens einmal im Leben mit HPV an, ohne dass ihnen etwas passiert - oft sogar, ohne dass sie es überhaupt bemerken. Es ist aber andersrum so, dass fast allen Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen eine HPV-Viruserkrankung vorausgeht. Wenn die Viren nicht - wie sonst üblich - nach ein bis zwei Jahren verschwinden, sondern zu einer chronischen Erkrankung führen und dann noch vom Typ 16 oder 18 sind, erhöht sich nach 8 bis 15 Jahren das Krebsrisiko. Zusammengefasst bedeutet das: Gebärmutterhalskrebs ist eine seltene Folge einer sehr häufigen Infektion.
Und das wiederum heißt: Die HPV-Impfung schützt nicht vor Gebärmutterhalskrebs, aber sie schützt vor dem Virus, das häufig den Krebs auslöst.
Wer sollte über die Impfung nachdenken?
Die HPV-Impfung wird vor allem Mädchen und jungen Frauen empfohlen, die noch keinen Sex hatten - denn sie sind mit ziemlicher Sicherheit noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen. Für 12- bis 17-Jährige übernehmen alle gesetzlichen Krankenkassen die Impfkosten - was ein nicht unerheblicher Entscheidungsfaktor sein kann, denn diese sind nicht gerade gering.
Impfung wird offiziell empfohlen
Die meisten MedizinerInnen halten die Impfung für einen großen Durchbruch in der Krebsvorsorge und die ständige Impfkomission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt sie offiziell.
Dennoch ist sie nicht ganz unumstritten. Schuld daran waren vor allem vereinzelte Todesfälle, die zeitnah mit der Verabreichung des Impfstoffes auftraten. Ein Zusammenhang wurde von Fachgremien überprüft, konnte aber wissenschaftlich weder bestätigt noch entkräftet werden. Allerdings gab es keine weiteren Todesfälle mehr, die mit der Impfung zusammenfielen, und in keinem Land wurde die Zulassung der Impfstoffe verändert - alle zuständigen Behörden halten einen Zusammenhang für ausgeschlossen.
Die Skepsis gegenüber der HPV-Impfung, die wie alle Impfungen in seltenen Fällen auch schwere Nebenwirkungen hervorrufen kann (z.B. allergische Reaktionen, Asthma-Anfälle oder Gelenkentzündungen) ist aber nicht verflogen.
Nicht lang genug getestet?
Einige Wissenschaftler werfen den Herstellern vor, die Wirkstoffe zu früh auf den Markt gebracht zu haben, ohne über Wirkung und Nebenwirkung gut genug Bescheid zu wissen. Die unabhängige Verbraucherzeitschrift "Gute Pillen - Schlechte Pillen" erklärte im Mai 2007, man habe einen der Wirkstoffe veröffentlicht, als die zwei wichtigsten Studien über ihn noch gar nicht abgeschlossen waren: "Die Zulassung der Wirkstoffe erfolgte auf zu schmaler Wissenbasis".
Das größte Problem der beiden jungen Präparate ist tatsächlich momentan, dass es noch keine Langzeitstudien gibt. Dementsprechend sind einige Fragen noch offen, die nicht nur in medizinischen Fachkreisen, sondern - sicherlich auch aufgrund der vermeintlichen Todesfälle - auch in der Öffentlichkeit diskutiert werden.
Erklärung zum aktuellen Stand der HPV-Studien
Häufig wissen Mädchen, die den "Medienzirkus" um die Wirkstoffe mehr oder weniger mitbekommen, nicht, wie sie sich entscheiden sollen: für die freiwillige Impfung, um wegen des Gebärmutterkrebses auf Nummer sicher zu gehen, oder dagegen, weil sie Nebenwirkungen fürchten oder sich über den Erfolg unsicher sind.
Einige ärztliche und behördliche Organisationen in Bremen haben deshalb eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, die über den neuesten Stand der Erkenntnisse zu HPV-Impfungen informieren soll. Mit dabei sind zum Beispiel die Ärztekammer Bremen, der Berufsverband Frauenärzte e.V. und die Bremer Senatorin für Gesundheit. Die Erklärung gibt keine Empfehlungen für die eine oder andere Seite, stellt aber die wichtigsten ungeklärten Fragen dar und erläutert sie.
Lies, welche offenen Fragen zusammengetragen wurden:
Autorin / Autor: Miriam Schmitz; - Stand: 7. Juli 2008