"krass-konkret-katholisch"
Krass und konkret sein und trotzdem in die Kirche gehen? Singend und jubelnd durch die Straßen ziehen und trotzdem etwas mit Religion zu tun haben? Den besten Beweis, dass Kirche nicht langweilig ist, findet ihr hier.
Unser Glaubensspecial nähert sich dem Ende, dennoch darf ein Interview mit Natascha Jansen – Diözesanvorsitzende der BDKJ nicht fehlen. BDKJ steht für: "Bund der deutschen katholischen Jugend" und ist ein Treffpunkt für alle Jugendlichen, die sich mit Religion und Glauben auseinandersetzen möchten. Der BDKJ ist aber weit davon entfernt, eine langweilige Sache zu sein, nur beten und über Gott diskutieren ist absolut "out" – im Gegenteil, schon der Slogan "Krass–Konkret–Katholisch" macht neugierig. Stößt man dann auf die Homepage, stolpert man plötzlich über flotte Sprüche und lustige Aktionen. So zum Beispiel über den Mob Cologne, der am 2. Oktober 2004 stattfand. An diesem Tag haben sich über 700 Jugendliche in Köln versammelt, um eine Vielzahl von Spontanaktionen durchzuführen – auch Flashmobs genannt. Per Handy bekamen sie so verrückte Anweisungen, wie unter anderem auf dem Hauptbahnhof die Aussteigenden mit Klatschen und Rufen zu begrüßen. Da uns das neugierig machte, nahmen wir es zum Anlass, noch einmal genauer nachzufragen, was sich nun hinter "krass – konkret – katholisch" und dem "Flashmob" verbirgt.
*Wer genau seid ihr? Was verbirgt sich hinter "krass - konkret - katholisch?"*
Wir sind 12 selbständige katholische Jugendverbände mit rund 50.000 Mitgliedern im Rheinland. Als Verbände sind wir unabhängig und damit die demokratische Stimme der Jugend in der Kirche.
*Wie lange gibt es "krass- konkret - katholisch" bzw. den Bund der deutschen katholischen Jugend?*
Den Bund gibt es seit 1947, krass-konkret-katholisch ist unser aktueller Slogan. Daran zeigt sich, dass eine Organisation auch mit über 50 Jahren noch ziemlich jung sein kann.
*Wie bist du persönlich zu "krass-konkret-katholisch" gekommen?*
Ich bin als Jugendliche in einen Jugendverband eingetreten, weil ich es ziemlich spannend fand, dass man selbst Verantwortung tragen und ein kleines Stück der Welt verändern kann. Jetzt bin ich hauptamtliche Vorsitzende des Dachverbands und habe damit mein Hobby zum Beruf gemacht.
*Kann jede/r bei euch Mitglied werden? Auch solche, die nicht an Gott glauben oder eine andere Religion haben?*
Wir laden alle jungen Menschen dazu ein, sich mit uns für eine gerechtere Welt zu engagieren. Unser Handeln ist bestimmt von einem christlich geprägten Menschenbild. Wer sich darauf einlassen kann, kann mitgestalten.
*Bei Kindern und Jugendlichen ein Interesse für die Kirche zu wecken erweist sich als immer schwieriger. Wie geht ihr damit um? Was setzt ihr dem entgegen?*
Es gibt, glaube ich, keinen Jugendlichen, der sich nicht irgendwie nach dem Sinn des Lebens fragt. Die Jugendverbände in der Kirche sind Orte, wo junge Menschen ohne Bevormundung durch Erwachsene nach diesem Sinn suchen können. Und zwar gemeinsam mit vielen Gleichaltrigen, mit jede Menge Spaß und Erlebnis.
*Wenn ihr euch trefft, was macht ihr? "Nur beten und über Gott reden?"*
Überall da, wo sich die Jugendlichen in den Verbänden treffen, tun sie einfach das, was sie selber gerade für richtig halten. Denn das demokratische Prinzip gilt überall im Verband. Dabei gehören Engagement und Religion eng zusammen. Wenn wir uns zum Beispiel gegen Kinderarmut stark machen, ist das auch schon eine Art Gebet.
*Zum Mob Cologne am 2. Oktober 2004 in Köln: Eure Spontan -Aktionen in der Kölner Innenstadt waren ja ein riesiger Erfolg - woher nehmt ihr die Ideen?*
Wenn ein paar Leute zwischen 16 und 30 zusammensitzen, dann kommen die verrückten Ideen von ganz allein. Das kann man gar nicht verhindern.
*Sind weitere Spontan-Aktionen geplant? Wenn ja, wo und wann?*
Vielleicht im nächsten Frühling, wenn das Weltjugendtagskreuz auf seiner Reise durch die Welt in Köln vorbei kommt. Das wäre ein schöner Anlass. Aber weil du mich nach Spontan-Aktionen fragst, leg ich mich jetzt noch nicht fest, sonst wär’s ja nicht mehr spontan.:-)
*Wie geht ihr mit Kritik um? Wie reagiert ihr, wenn eure Aktionen in der Bevölkerung auf Verärgerung stoßen?*
Toleranz kann man lernen, auch wenn manche Leute dafür länger üben müssen als andere. Wenn irgendjemand das doof findet, lassen wir uns davon nicht frustrieren.
*Muss man Mitglied in einer kirchlichen Organisation sein, um an einem Flash-Mob teilzunehmen oder kann man einfach so mitmachen?*
Wer mitmacht, ist dabei. Wir fragen nicht nach einem "Kirchen-Personalausweis".
*Was ist das Ziel eurer Aktionen? Was für eine Aussage steckt hinter dem Projekt?*
Wir wollten mit verschiedenen Aktionen auf unsere Themen aufmerksam machen: Für Frieden und Gerechtigkeit, gegen Unterdrückung und Unfreiheit. Natürlich wollten wir auch zeigen, dass die Kirche ein bisschen verrückt sein kann.
*Wie sieht für euch die Zukunft der Kirche aus?*
So wie wir: Krass, konkret und katholisch :-)
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Autorin / Autor: Anne Stein - Stand: 12. Oktober 2004