Warmes und Kaltes - Yin und Yang
Über die chinesische Ernährungslehre
Während wir uns im Westen hauptsächlich über den Fettgehalt, die Kalorien und die Vitamine in Nahrungsmitteln Gedanken machen, stehen in der chinesischen Ernährungslehre ganz andere Eigenschaften der Lebensmittel im Vordergrund. Dort wird nämlich die Wirkung auf unsere Energie-Ebene beurteilt, also ob ein Lebensmittel uns eher wärmt oder kühlt. Isst man nach dieser Lehre nur energetisch kalte Nahrungsmittel, kann über einen längeren Zeitraum das Wärmegefühl im Körper einfrieren und das führt zu einer sogenannten Yang-Schwäche. Die Folge sind zum Beispiel kalte Füße, Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Blässe, Infektanfälligkeit, Durchfall etc. Ein Ausgleich über "warme" Nahrungsmittel können das Yang (die Wärmeenergie) im Körper wieder stärken und anregen.
Und was sind nun kalte und kühlende Lebensmittel?
Kalte Lebensmittel: Die meisten bitteren Nahrungsmittel, aber auch Zitrus- und Südfrüchte wirken kühlend auf den Organismus. Ist auch irgendwie logisch, denn sie wachsen in klimatisch heißen Regionen, um die dort lebende Bevölkerung abzukühlen. Mit von der Partie sind außerdem rohe Tomaten, Gurken und Yoghurt. Kalte Nahrungsmittel sollte man nach der chinesischen Ernährungslehre am besten nur im Sommer zu sich nehmen oder in gegarter Form.
Zu den kühlenden oder erfrischenden Nahrungsmitteln gehören rohes Obst (Äpfel, Birnen, Weintrauben, Beeren) und Salate, die meisten rohen Gemüsesorten (außer Karotten und Fenchel), viele Milchprodukte, und auch Pfefferminztee oder grüner Tee. Kühlende Lebensmittel erfrischen den Körper und sollten auch hauptsächlich im Sommer genossen werden. So gesund Rohkost in unseren Augen auch ist, die chinesische Ernährungslehre besagt, dass durch Rohkost kein Blut und kein Qi (Lebensenergie) aufgebaut werden kann. Nährender wäre demnach also Karottensuppe oder Karottenauflauf statt roher Möhren.
*Die Auswirkungen*
Isst man immer nur Rohkost und nie gekochtes Gemüse, kann das auf die Dauer zu zu Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall führen oder auch zu Müdigkeit und Eisenmangel. Durch kochen, dünsten, braten oder backen und durch wärmende Gewürze wird als kalt eingestuftes Gemüse allerdings nach der Lehre "neutral" oder sogar "warm". Zwar kühlen rohe Tomaten beispielsweise den Verdauungstrakt aus, liegen sie aber auf einem Auflauf im Backofen, werden sie neutral und kühlen nicht mehr.
Warmes und Heißes
Heiße Nahrungsmittel - man ahnt es schon - sind vor allem Gewürze wie Zimt, Nelken, Pfeffer, Muskat, Cayenne und Chilischoten. Aber auch schwarzer Tee, Kaffee, Schnäpse und Glühwein erhitzen den Körper, deswegen trinkt man ihn ja auch gern im Winter. Leidet man unter Hauterkrankungen und Allergien oder Migräne sollte man lieber nicht scharf essen, da die Kapillaren erweitert werden und das eine häugige Ursache für Migräne ist. Heiße Nahrungsmittel sollten man häufiger im Winter zu sich nehmen, aber auch hier gilt: nicht zu viel davon, denn sie können den Körper auch austrocknen. Wenn man im Sommer eine Schwitzkur möchte, weil man eine Grippe auskurieren möchte, können sie als Hilfe verwendet werden, will man das Schwitzen abstellen, ist dann eher Zitronensaft angesagt, weil er kühlt.
Neutrale Lebensmittel
Zu den neutralen Lebensmittel zählen Karotten, Hülsenfrüchte, alle Kohlsorten, Kartoffeln, Nüsse, Kalb- und Rindfleisch, Eier, Butter, Milch, Weintrauben - sie bauen nach der Chinesischen Ernährungslehre das Qi (Lebensenergie) auf und wirken ausgleichend auf alle Organe.
Kochen nach den fünf Elementen
Schließlich werden Lebensmittel in der chinesischen Ernährungslehre auch noch den Fünf Elementen zugeordnet - Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Jedem der Elemente wird ein bestimmter Geschmack und eine spezielle Wirkung auf den Menschen zugeschrieben. Sauer entspricht demnach dem Element Holz, Bitter dem Feuer, Süß und Fade der Erde, Scharf dem Metall und Salzig dem Wasser. In China geht man davon aus, dass alles, was lebt die Stadien dieser Fünf Elemente in genau dieser Reihenfolge durchlaufen hat. Deshalb wird dieses Muster auch beim Kochen verwendet, um größtmögliche Harmonie ins Essen zu bringen. Bei der Zubereitung werden also alle Zutaten, die vorher den jeweiligen Elementen zugeordnet wurden, immer in der Reihenfolge Holz-Feuer-Erde-Metall-Wasser beigefügt.
Harmonie von Ying und Yang
Eine der wesentlichsten Grundideen der chinesischen Philosophie ist das Prinzip Yin und Yang. Damit der Mensch glücklich ist, gesund und harmonisch leben kann, müssen sich Yin und Yang im Gleichgewicht befinden. Die ursprüngliche Bedeutung von Yang lautet: "Banner, die in der Sonne wehen"; Yin heißt "wolkig, bedeckt".
Diese Tabelle veranschaulicht die Wirkung der Lebensmittel
Die chinesische Ernährungslehre empfiehlt Menschen mit einem Yang-Mangel (zu wenig Wärme, zu viel Kälte) vor allem heiße und warme sowie neutrale Lebensmittel. Menschen mit Yin-Mangel (zu viel Wärme, zu wenig Kälte) sollten danach erfrischende und kalte Lebensmittel zu sich nehmen. Meistens leiden aber nur sehr wenige unter einem absoluten Yang- oder Yin-Mangel. Wenn wir uns ausgewogen ernähren wollen, essen wir vor allem neutrale, erfrischende und warme Lebensmittel. Kalte und heiße Lebensmittel sollten wir nur in kleinen Mengen zu uns nehmen. Auch wenn empfohlen wird, sich den Jahreszeiten gerecht zu ernähren, bedeutet das nicht, dass man z.B. im Sommer nur Lebensmittel mit kalter und erfrischender Wirkung und im Winter nur heiße und warme Lebensmittel konsumieren sollte.
Nie wieder Obst und Gemüse???
Nicht, dass ihr jetzt denkt, jede Banane muss erst in die Pfanne und aus dem Apfel muss erst Kompott gemacht werden, bevor man genüsslich reinbeißen kann **g**. Wir wollten euch nur auch mal eine andere Sichtweise auf Essen und Trinken vorstellen, als die die wir so kennen. Die Chinesische Ernährungslehre stammt aus einem kulturellen Zusammenhang, in dem der therapeutische Hintergrund von Lebensmitteln nie verloren gegangen ist. China ist ein riesiges Land, in dem viele Menschen unter schwierigen klimatischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen leben. Dort gehört es auch heute noch zum Allgemeinwissen, wie Lebensmittel als Ganzes wirken und wie man sich gesund und ausgewogen ernährt.
Willst du mehr darüber wissen? - Links im Internet
Literaturtipps
Ernährung nach den Fünf Elementen
von Barbara Temelie
Fünf Elemente Ernährung
von Ilse M. Fahrnow, Jürgen H. Fahrnow
Die Fünf Elemente Küche
von Claudia Nichterl
Autorin / Autor: Rosi Stolz - Stand: 24. Juni 2005