In Konfrontation zu den Lehrern will Özlem Demirel dennoch nicht treten. „Die sind genauso Betroffene wie wir, wenn wir unter zu vollen Klassen leiden.“ Unfair findet sie, wie die Sitzverteilung in den Schulkonferenzen an allen Schulen geregelt ist: Zwölf Lehrer stehen sechs Eltern und sechs Schülern gegenüber. „Und bei einem Patt entscheiden die Schulleiter.“ Kritisch sieht die Landesschülervertreterin auch die in ihren Augen mangelnde Reinigung der Schulen und die schlechte Raumsituation. „Das da drüben ist unser Oberstufen-Raum“, sagt Özlem und zeigt auf einen schäbigen Container. „Wir nennen ihn Pavillon, das klingt schöner,“ sagt sie augenzwinkernd.

PISA, PISA, PISA

Natürlich war Pisa auch Gesprächsstoff in den Schulen. „Es gab ja überhaupt kein anderes Thema mehr.“ Die Studie war Gegenstand kleiner Unterrichtsreihen, sogar Klassenarbeiten wurden über das Thema geschrieben. Geändert habe sich trotzdem nicht viel. Özlem: „Die Lehrer hatten eine Zeit lang die Phase: Wir treten jetzt in den Hintergrund und moderieren nur noch.“ Das sei aber nur für kurze Zeit gewesen „und das war auch gar nicht der Punkt“. Hauptproblem sei, dass die Guten gut abschneiden und die Schlechten immer schlechter.
Die LandesschülerInnenvertretung hat als Konsequenz aus Pisa einen Zehn-Punkte-Katalog mit Forderungen an die Landesregierung formuliert und beschlossen. Bestandteile sind etwa die Einführung einer „Lesestunde“ und kleinere Klassen.

Özlems Traum

Unterrichtsausfall und LehrerInnenmangel sind noch so ein Problem. „Ich kenne Schüler, die haben keinen einzigen Englischlehrer in der gesamten Jahrgangsstufe elf.“ Bei so vielem, was noch im Argen liegt, will und kann sich Özlem ihre Zukunft nicht mehr ohne Interessenvertretung vorstellen. Nächstes Jahr macht Özlem Abitur. Dann will sie auf jeden Fall studieren („Geschichte oder so“) und sich weiter politisch engagieren – und davon träumen, dass „eines Tages Interessenvertretung nicht mehr nötig ist“.