Von Beruf Neonazi - Teil 3

Gewalt gegen Frauen ist verbeitet, der Ausstieg fällt aber schwer.

Laras Erfahrung verrät viel über das wahre Frauenbild rechter Männer, vor allem in der Szene der neonazistischen „Kameradschaften“. Rückblickend sagt Lara, seien sie und ihre Freundinnen schon als Sexobjekte angesehen worden. Kein Wunder: Die rechte Rockmusik ist voll mit Sexismus. So singt die rechte Skinhead-Band „Kruppstahl“: „Reene, oh Reene, hast du heute Zeit für mich? Komm vorbei, dann fick ich dich.“
Nicht selten hat Lara auch erfahren, dass die rechten Jungs ihr befohlen haben, abzuwaschen oder für sie zu kochen. Gut fand sie das nicht. Aber richtig „klick“ hat es bei ihr erst gemacht, als die Männer in der Szene gegen sie Gewalt angewendet haben. Bei einer Demonstration  wurde Lara einmal von einem Journalisten befragt. Da gaben ihr die männlichen „Kameraden“ brutal zu verstehen, dass sie als Mädchen mit niemanden zu sprechen habe. Gewalt gegen Frauen ist in der Szene weit verbreitet. Aber den meisten Mädchen und Frauen fällt der Ausstieg schwer: Nicht wenige werden brutal zusammengeschlagen und sogar vergewaltigt, wenn sie sich von ihren Freunden oder Ehemännern trennen wollen. Und sie verlieren alle ihre „Freunde“, die in der Szene sind.
Lara hat ein für alle mal genug von der Szene. Vor einem Jahr hat sie den Kontakt zu ihren rechten „Freunden“ abgebrochen – aber es sei sehr schwer gewesen. Zumal viele ihrer Freundinnen noch immer rechts sind und sie viele Drohungen erhalten hat.

*Zurück an den Herd*
Bei den rechtsextremen Straftaten sind die Frauen bislang nur wenig vertreten – nur etwa fünf bis zehn Prozent der Straf- und Gewalttaten gehen auf das Konto der rechten Mädchen und Frauen. Aber oft sind Frauen in den Hintergrund solcher Straftaten verstrickt. Das führt zu der Frage, was Frauen an der rechten Szene attraktiv finden? Die Antworten sind die gleichen wie bei Männern. Auch Mädchen und Frauen haben Machtwünsche und die Sehnsucht nach einem Gruppenzusammenhalt. Aber die Realiltät der rechten Szene sieht anders aus: Brutal und von Männern dominiert. Denn eine "gute" Neonazistin dient der Heimat eben doch am Herd.

Autorin / Autor: Tina Groll - Stand: 5. Februar 2008