Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde
Und wenn der letzte Baum gefällt, die letzte Wasserquelle vergiftet, das letzte Tier hingeschlachtet wurde; kurzsichtig, rücksichtslos ...
Wenn die endlichen Ressourcen versiegt und der kleinste Rest Natur zerbombt, wenn nichts mehr übrig ist von der Welt, nicht das kleinste Stück Lebe ...
Dann tanzt die Göttin der Fruchtbarkeit wieder auf Erden.
Zunächst hinterlässt sie ihre grünen Fußspuren vorsichtig in der grauen Einöde, zögerlich, als müsse sie sich erst an die Schritte des Tanzes erinnern. Spärlich beginnen die Pflanzen zu sprießen, mit jeder wird ihr Schritt sicherer, kraftvoller.
Sie folgt einem unsichtbaren Weg, tanzt durch die Müllhalden der Eigensucht und Zerstörung. Wo sie hintritt, breitet sich neues Leben aus, dort wo vorher nichts war als die rauchenden Trümmer einer sterbenden Erde.
Sie vernimmt eine traurige Melodie, kaum hörbare Worte einer längst vergessenen Sprache, ihr ist, als klage ihr der Planet sein vergangenes Leid. Sie erkennt das Lied, hört es nicht zum ersten Mal. Die Menschen, immer die Menschen ...
So viel bildeten sie sich ein auf ihre Vernunft, auf ihre sogenannten „großen Errungenschaften“, die sie doch nur einsetzten, um ihre Macht zu stützen. Alles, was sie den Tieren so überlegen machte, wurde hochgehalten, alles, was ihnen ermöglichte, ihre kleine Welt zu erobern, andere zu unterdrücken und ihre Gier zu befriedigen.
Für alles andere waren sie blind.
Nie nahmen sie Rücksicht oder die Leiden der Schwächeren wahr, niemals lösten sie die immer dringlicheren Fragen und Probleme, hörten nie die verzweifelten Schreie der ausgebeuteten Erde. Feindschaft, Eigensucht und Gier hatten endgültig ihren Einzug gehalten.
Kriege brachen aus. Nicht mehr um Religion oder Bodenschätze, sondern Kriege ums Essen und Trinkwasser. Kämpfe ums knappe Überleben. Die Waffen wurden immer verheerender für Mensch und Erde, Hunger und Krankheiten folgten treu den Fahnen des Todes.
Bis nichts mehr übrig war.
So war es immer gelaufen. Bisher.
Doch dieses Mal wird anders werden. Lächelnd mahlt sie sich die neue Welt aus, eine Welt in der die Menschen rechtzeitig begreifen, handeln ...
Sie stellt sich eine Welt vor, in der Friede, Solidarität und Gerechtigkeit herrschen, in der die Menschen in Harmonie miteinander und der Natur leben. Und diese Werte sind wichtig, weit wichtiger als Reichtum und Konsum; es kommt nicht länger darauf an was man besitzt, sondern darauf wer man ist.
Letztendlich setzt sich die Erkenntnis durch, dass man verzichten kann ohne Mangel zu erleiden, dass es genügend Alternativen zum egoistischen und verschwenderischen Lebensstil gibt, der das Todesurteil des Planeten unterschreibt. Stattdessen bewahren die Menschen die Welt für morgen, indem sie auf Wiederverwertung und die Kraft der Natur setzen.
Eine andere Art der Versorgung, eine Gemeinschaft entsteht. Was die Menschen an Wind-, Wasser und Sonnenenergien gewinnen reicht ihnen aus, an Stelle von tonnenweise Fleisch wird hauptsächlich Obst und Gemüse, oft aus eigenem Anbau gegessen, und fortbewegt wird sich durch eigene Muskelkraft oder wenigstens gemeinsam ...
So könnte es funktionieren denkt sie, so könnte man leben. So dass jeder für immer genug hat.
Es wird ein langer anstrengender Weg werden, voller Fehler und Rückfälle. Man kann nicht immer aus Fehlern lernen, denn wenn man sie einmal gemacht hat, ist die Ausgangssituation nicht mehr dieselbe. Aber eben diese schenkt sie ihnen neu; den Menschen, den Tieren, Pflanzen, dem ganzen Planeten.
Sie lächelt still in sich hinein, müde und doch voller Zuversicht, dass sie irgendwann etwas lernen müssen, dass sie dieses Mal noch rechtzeitig die völlige Zerstörung des Planeten abwenden können.
Ohnmächtig hallt das Echo der Vergangenheit nach, verdrängt wird es von den Worten, die von überall her die Luft erfüllen:
„Es ist nicht notwendig die Welt zu erobern. Es reicht, sie neu zu schaffen. Durch uns. Heute.“
(Subcommandante Marcos)