Rede zu den Prognosen des Club of Rome
Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde
Aktuell präsentiert der Club of Rome seine neuen Prognosen; folgender Text soll eine alternative Rede zu der von Randers darstellen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Prognosen von 1972 haben wir aktualisiert in der Hoffnung, dass sie Gehör finden und sich letztendlich als falsch herausstellen. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung haben sich die vor 40 Jahren aufgestellten Szenarien im Kern leider bewahrheitet: die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich vergrößert, die Umweltzerstörung hat unvorstellbare Ausmaße angenommen und der Klimawandel realisiert sich zunehmend.
Folgerichtig stellte das amerikanische Satiremagazin "The Onion" die soziale Ungerechtigkeit als das 8. Weltwunder dar, da man es aus dem Weltraum erkennen könne. Tatsächlich verfügt die globale Besitzelite der reichsten 480 Einzelpersonen über mehr Vermögen als die ärmste Milliarde der Menschheit zusammen. 80 Prozent des Weltmarktes teilen sich 737 Unternehmen auf; der Kapitalismus gestaltet sich somit zentralistischer als es der Real- Sozialismus je war. Die daraus resultierenden Gefahren für den sozialen Frieden sind abzusehen.
Produktion und Profit auf Kosten der Natur und ihrer Biodiversität sind tägliche Praxis, tägliches Geschäft und täglicher Wahnsinn: Ein Drittel des Meeresbodens ist bereits von Schleppnetzen verwüstet; ein Drittel der Landfläche ist von Erosion betroffen. Die Artenvielfalt verkümmert zusehend; sämtliche Biosysteme weisen gravierende Zersetzungserscheinungen auf.
Doch aus der fortschreitenden Demontage der ökologischen Lebensgrundlage ergeben sich zahlreiche Drohkulissen und Katastrophenszenarien. Tatsächlich kann das derzeitige System, da es 30 Prozent mehr Ressourcen verbraucht als sich regenerieren und doppelt so viel CO2 ausstößt wie Wälder und Meere absorbieren können, langfristig nicht mal gedacht werden. Konkrete Folgen können Hungervölkerwanderungen, schwerwiegende Naturkatastrophen wie Systemzusammenbrüche, aufgrund etwa einer langfristigen Treibstoffkrise sein.
Durch was kann ein derart ungerechtes System mit eingebautem Selbstzerstörungsmechanismus legitimiert werden?
Keinesfalls erschafft der moderne Kapitalismus eine Dichotomie zwischen geplünderten Arbeiterknechten auf der einen und glücklichen Konsumenten auf der anderen Seite. Auch wenn der westliche Konsumstandard auf dem Rücken der Vielen errichtet ist, die priviligierten Wenigen können es sich darauf nicht bequem machen. Ab einem gewissen Lebensstandard steht ein Anstieg des materiellen Vermögens in keiner Korrelation zu einem Mehr an Lebenszufriedenheit, wohl aber in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko psychisch zu erkranken. Konsumüberdruss und Minderwertigkeitskomplexe dahingehend nicht dem Lebensstil des Nachbarn frönen zu können sind wesentliche Gründe für die absurd hohe Zahl an Neurastheniepatienten in der entwickelten Welt: In Deutschland beispielsweise leidet jeder dritte Bürger der Bundesrepublik an Erschöpfungsdepression. Physicher Armut ist Geißel der verarmten Welt, psychische die der entwickleten.
Es ist einleuchtend, dass sich die Zufriedenheit der Menschen nicht in den Mengen der Produkte spiegelt, die sie konsumieren und wegwerfen; eine vernünftige Wirtschaft sollte nicht versuchen Wohlstand, sondern Lebensqualität zu maximieren.
Die Weltgesellschaft muss seinen Anspruch auf Vernunft einlösen und den Sprung von einem ressourcenübernutzenden Konsumismus zu einer ökosozialen Post- Wachstumsgesellschaft, von einer marktkonformen Lobby- Demokratie zu einer echten, gelebten Demokratie schaffen - des reinen Überlebens willen!
Alle Infos zum Wettbewerb
Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung
Endlich ist es so weit!
14. November 2012
Die Jury
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Die Einsendungen
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Autorin / Autor: Marius Lauermann, 18 Jahre