Im zweiten Teil von Kay Meyers Wolkenvolk-Trilogie geht die Suche Niccolos nach den Drachen, deren Aether er so dringend für sein Wolkenvolk braucht, weiter. Egal, wo er hinkommt, irgendwie ist immer alles falsch, zu spät und tödlich für jene, die er eigentlich retten wollte oder die er liebt. Überhaupt ist Niccolo im zweiten Teil scheinbar kein denkendes und selbstbestimmt handelndes Wesen mehr, sondern wird schicksalsgetrieben umhergwirbelt und richtet überall nur Tod und Zerstörung an. Nugua schleppt sich derweil mit ihrer tödlichen Verletzung herum und hetzt der Spur der Drachen hinterher und Alessia kommt dem Geheimnis des Aethers auf der Wolkeninsel näher. Näher wohlgemerkt, denn so richtig klar wird nichts! Unterdessen klärt sich immerhin die Herkunft Feiqings auf, so wird wenigstens ein Geheimnis "teilgelüftet", aber insgesamt bleibt das Ganze ziemlich nebulös. Das macht es weiterhin spannend und auch mehrdeutig, denn so recht weiß man noch immer nicht, auf wessen Seite man stehen soll und ob es überhaupt "Seiten" gibt, und wenn ja, was diese Seiten eigentlich wirklich bezwecken..

*Nebulös*
Ich habe die Figuren lieb gewonnen: Nugua und Li, Niccolo und Mondkind und die grandiose Wisperwind, die mich an den Film "Tiger & Dragon" erinnert. Die Atmosphäre gefällt mir sehr gut, alles ist bildhaft und spannend beschrieben. Die Kampfszenen sind auch in diesem Band sehr eindrucksvoll und der Roman zieht wie ein farbenprächtiger Comic an einem vorbei. Allerdings hat Band zwei irgendwie nicht den Zauber des ersten Bandes - warum auch immer, vielleicht weil er nicht das Besondere des Neuen und Unbekannten vorweisen kann, aber auch nicht die Kraft eines auflösenden Finales hat. Alles Unklare soll gewahrt werden und trotzdem muss die Handlung ja weitergehen. Es ist ein bißchen wie das Hinstreben zu einer Erklärung, die man aber noch aufschieben will. Irgendwie fühle ich mich nach der Lektüre so unbefriedigt - ich will die Geheimnisse endlich aufgeklärt haben und es ärgert mich so unsäglich, jetzt wieder sooo lange warten zu müssen. Aber wenigstens kann ich mich drauf freuen und ich bin mir sicher (und hoffe), dass der dritte und letzte Band wieder zu alter Form aufläuft, die man von Kay Mayer kennt.