Zibulsky oder Antenne im Bauch
Edgar Hilsenrath
Kurioses zum lachen und nachdenken
Zunächst muss ich gestehen, dass ich nicht wusste, was man unter Satiren versteht. Da ich glaube, dass von Euch kaum jemand damit etwas anfangen kann, erkläre ich dies nun.
Satiren klagen gesellschaftliche und/oder zum Beispiel politische Missstände an. Sie sollen zum Nachdenken anregen. Hier handelt es sich um eine moderne Satire, die sich mit Folgen in der Gesellschaft während und vor allem nachdem Dritten Reich befasst. Satiren sind auch stark Verwandt mit Parodien.
In der Satire "Zibulsky oder Antenne im Bauch" von Edgar Hilsenrath geht es um Dialoge, die die Gesellschaft in ihrem Denken und Tun ins Lächerliche ziehen und dadurch kritisieren.
In dieser Satire geht es nicht nur um einen Herrn oder eine Frau Zibulsky, sondern um mehrere Personen, die fast immer in reiner Dialogform miteinander reden. Es sind kleine Kurzgeschichten in denen viel Kurioses und auch Lächerliches passiert. Zum Beispiel will die 70-jährige Frau Z. noch einmal heiraten, jedoch nicht einen Mann ihren Alters, sondern einen 30-jährigen. Nun muss sie, eine richtig fanatische Nationalsozialistin, einen türkischen Gastarbeiter heiraten, der kaum Deutsch sprechen kann. Oder: Der Präsident wird erpresst. Er soll alle Ausländer aus dem Land werfen, ansonsten wird ein Atomkraftwerk in die Luft gesprengt. Da die Erpressung nach mehreren Briefwechseln gelingt, wird er von anderen Institutionen erpresst.
*Meine Meinung:*
In diesem Buch geht es nicht nur um politische Probleme. Im Vordergrund stehen gesellschaftliche Probleme, die unter anderem durch die Politik entstanden sind. Die meisten sind so grotesk, dass man die ganze Zeit lachen muss. Durch die Dialoge, die meist ohne Einleitungssatz formuliert sind, kann man diese Kurzgeschichten gut vorlesen. Jedoch muss man aufpassen, dass man die Charaktere nicht verwechselt. Den geschichtlichen Hintergrund sollte man jedoch schon kennen, da man sonst den Sinn verfehlen könnte. Am Anfang habe ich mich gescheut, das Buch zu lesen, da ich nach "Andorra" von Frisch keine Lust mehr auf Dialoge hatte. Dieses Buch ist jedoch total anders als es auf den ersten Blick scheint. Man will es kaum aus der Hand legen, wenn man z.B. erfahren will, ob die alte Frau doch noch heiratet oder nicht. Dieses Buch kann man auch einfach in die Hand nehmen, irgendein Kapitel aufschlagen und drauflos lesen, ohne das man Probleme hat den Sinn zu verstehen. Bei diesem Buch sollte man sich dennoch Gedanken machen beim Lesen, denn oft sind die lustigen Stellen in den Details versteckt. Es ist keine leichte Kost und quer lesen geht schon gar nicht. Jedoch wer sich mit den Themen Integration, Gesellschaft der Nachkriegszeit und damalige Politik befassen möchte, ist hier genau richtig. Alles wird kritisch beäugt und kurios hinterfragt.
Autorin / Autor: bionade - Stand: 17. April 2007