Die Hauptperson dieses interessanten und sehr traurigen Jugend- Romans ist Abela. Sie ist noch ein Kind, ist erst neun Jahre alt und muss dennoch die Armut und das Leid der Menschen in Afrika miterleben. Auch ihre Familie ist davon betroffen. Von Krankheit, von Schmerz. Ihr Vater ist gestorben. Ihre Mutter wird von Tag zu Tag schwächer. Auch sie ist an Aids erkrankt. Früher hatten sie und Abela ein Spiel. Und das ging so: Sobald die Maiskolben lange genug in der Sonne gelegen hatten und getrocknet waren, schüttelten sie die kleinen, gelben Körner auf einen Haufen und füllten sie in einen Korb. Sie stampfen dann den Mais mit einem langen Stock, der genauso hoch war wie Abela´s Mutter. Das mussten sie stundenlang machen, was sehr anstrengend war. Als Abela durstig und müde war, begann das Spiel. Ihre Mutter hob den Stock, klatschte in die Hände, ließ den Stock los und klatschte in die Hände, ehe sie ihn wieder auffing. Abela tat das Gleiche. Und es war gar nicht so einfach, den Rhythmus beizubehalten.
Doch jetzt ist alles anders. Über zwei Tage und Nächte begleitet Abela ihre Mutter in die Stadt zum nächstgelegen Krankenhaus. Abela ist verzweifelt und traurig, aber sie gibt nicht auf, bleibt noch immer optimistisch. Ihre Mutter wird jedoch immer schwächer. In einem Dorf treffen die beiden auf Touristen, eine Frau steckt Abela etwas Geld zu und bezahlt den Bus- Fahrer, der mit der Gesellschaft in die Stadt fährt dafür, Abela und ihre Mutter mitzunehmen. Das macht Abela Hoffnung. Doch im Krankenhaus angekommen, muss sie weiteres Elend miterleben und der Tod wird ihr jeden Tag vors Auge geführt. Es gibt keine Medizin mehr. Dann stirbt ihre Mutter an den Folgen ihrer Krankheit. Abela kriecht unter das Krankenhausbett und bleibt drei Tage lang darunter liegen. Das Zureden anderer Angehöriger oder der Krankenschwestern ist zwecklos, zudem haben die Schwestern wenig Zeit, weil sie noch unzählige andere Patienten versorgen müssen.
Es ist ein großer Verlust für die Neunjährige, nach ihrem geliebten Baba nun auch noch die Mutter verloren zu haben. Als sie wieder zuhause ist, muss sie von ihrer Großmutter Bibi hören, dass ihre kleine Schwester ebenfalls gestorben ist. „Die Krankheit umschlich das Dorf wie eine Hyäne, mit gespitzten Ohren und gebleckten Lefzen, und sie verschonte keine einzige Familie.“ Abela ist Angehörige des stolzen Hirtenvolks der Massai und lebt in Tansania, tief verbunden mit der atemberaubend schönen Landschaft. Wie purpurrote Kegel sehen die Berge aus und die Erde ist übersät mit blauen Usambaraveilchen. Bisher hatte Abela nie Angst. Auch nicht vor Löwen. Doch jetzt beginnt die Angst, von ihr Besitz zu ergreifen.
„Werden wir alle sterben?”, fragt sie immer wieder ihre Großmutter, die ihre Enkelin dann fest in die Arme nimmt und hin und her wiegt. Ihre Großmutter musste ebenfalls Schweres mitmachen. Ihre Töchter sind allesamt an Aids erkrankt, weshalb sie davon überzeugt ist, dass auf dem Land ein Fluch liegt. So gibt sie dem Drängen ihres Sohnes schließlich nach, der Abelas Zukunft in England sieht, nicht ahnend, dass er sie dort an eine reiche Familie verkaufen möchte, für die Abela als Hausmädchen arbeiten soll. Abela soll bei der Freundin ihres Onkels leben, die sie sie monatelang in der Wohnung einsperrt, sie als Haushaltssklavin missbraucht und sie mit Wutausbrüchen attackiert. Am schlimmsten für Abela ist aber, dass sie nicht in die Schule darf. Schließlich will sie einmal Ärztin werden, um den Menschen in ihrer Heimat zu helfen. Doch eines Tages kann sie sich endlich unbemerkt aus der Wohnung schleichen. Wie ein Schutzschild umhüllt dabei der traditionelle Baumwollumhang der Massai ihren Körper. Das Mädchen findet den Weg in eine Schule, doch seine Odyssee ist keineswegs zu Ende, denn jetzt werden die Behörden aufmerksam.
Parallel zu Abelas Geschichte verläuft die von Rosa, einem verwöhnten, englischen Mädchen, das sich mit dem Wunsch ihrer Mutter auseinandersetzen muss, ein Kind aus Tansania zu adoptieren. Aber das ist nicht völlig grundlos. Denn Rosas Vater stammt ebenfalls aus Tansania, ist allerdings in sein Land zurückgekehrt, weil er es in England nicht ausgehalten hat.
*Zu dem Buch und der Autorin*
Es vergeht einige Zeit, bis Rosa und Abela endlich aufeinander treffen. Doch eigentlich ist es von Anfang an anzunehmen, wie die Geschichte ausgeht. Die bekannte Autorin Berlie Doherty ist es mit diesem Buch gelungen, dem Leser das Schicksal einer von mehr als elf Millionen afrikanischen Aidswaisen nahe zu bringen. Angetrieben wurde die britische Autorin dabei von der Frage, wie Kinder, die so Schreckliches wie Abela haben durchmachen müssen, weiterleben können, ohne ihren Mut und ihren Glauben an die Zukunft zu verlieren. Zu der Geschichte kam sie, als sie Halima, ein tansanisches Mädchen in England kennen lernte. Im Gegensatz zur Romanfigur hat Halima bis heute leider nicht das Glück gehabt, eine neue Familie zu finden.
*Meine Meinung zu dem Buch*
Das Buch schildert meiner Meinung nach sehr erschreckend und realitätsnah die Geschichte der kleinen Abela und zeigt, dass fernab von Macht, Gier, Geld in Europa auch ein schreckliches, von Armut und Krankheit geprägtes Leben auf der „anderen Seite der Welt“ stattfindet. Diese Tatsache ist sehr wichtig, denn viel zu selten denken wir darüber nach, wie gut es uns eigentlich geht. Wir sind traurig und deprimiert, nur weil wir nicht das neueste und beste Kleidungsstück kaufen oder nicht an die Karibik reisen können. Aber dies ist doch gemessen an dem Leben in Tansania (beispielsweise) wirklich unwichtig. Ich denke, dass sogar junge Erwachsene dieses Buch verschlingen können.
*Erschienen im Arena Verlag*
Autorin / Autor: merle1990 - Stand: 10. April 2008