Einundzwanzigster Juli
Ein Roman der wachrüttelt und Einblicke in die Zeit des 2. Weltkriegs liefert. Autorin: Anne C. Voorhoeve
„Das Furchtbarste ist zu wissen, dass es nicht gelingen kann und dass man es dennoch für unser Land und unsere Kinder tun muss“ [Berthold Schenk Graf von Stauffenberg]
Die Hauptperson des Buches ist Philippa, kurz Fritzi genannt. Sie reißt aus einem Mädchenlager der „Kinderlandsverschiebung“ aus um zu ihrer Mutter zurück zu kehren. Diese trifft sie in ihrer Heimatstadt, Berlin. Es ist das 5 Kriegsjahr für Deutschland im 2. Weltkrieg. Viele Wohnungen sind zerstört, immer wieder erschreckt der Fliegeralarm und zwingt die Menschen in den Luftschutzbunker. Die drohende Gefahr zwingt Fritzis Mutter diese zu Tante Lexi auf Schloss Lautlitz zu schicken. Lexi ist die einzige Frau im deutschen Reich, die einen Flugschein besitzt. Sie entwickelt Fluggeräte um so den Krieg „für Deutschland noch herumzureißen“.
Doch dann geschieht das für Fritzi Unglaubliche. Erst äußern sich immer mehr ihrer Verwandten negativ über die Nazis, dann verübt Onkel Georg einen Anschlag auf den „geliebten Führer“. Und Sophies Vater besorgte den Sprengstoff! Das ist jedoch nur der Anfang. Schon bald wird die Familie nach und nach in Sippenhaft genommen. Nach dem Gefängnis in Berlin geht es über verschieden KZs nach Buchenwald und zum Schluss nach Tirol. Insgesamt befindet sich die Familie von Lautlitz knapp ein Jahr in Gefangenschaft während die Bedingungen von Unterkunft zu Unterkunft schlechter werden. Abgemagert und geschwächt sind die Gefangen als sie plötzlich als Geiseln Himmlers gelten. Plötzlich bricht in der Lagerstätte Typhus aus, sodass die Überlebenschancen mehr und mehr sinken. Zusätzlich rückt „der Russe“ immer näher.
Im Jahr der Gefangenschaft verändert sich Fritzis Denkweise. Wenn sie noch anfangs voller Entsetzen über die Tat der Familienangehörigen ist, hasst sie zum Schluss Hitler und seine Nazis. „ Früher wollte ich ihn (Hitler) unbedingt sehen, heute habe ich ihn gesehn. Alle Menschen, all ihr Elend, das ist er!“ Zu dieser Wandlung trug auch ein Ereignis im Mädchenlager bei. Fritzi und ihre Freundin Antonia verrieten einen Fremdarbeiter, der daraufhin getötet wird. Erst ganz am Ende schafft sie es darüber zu sprechen.
„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde!“
Das Buch ist nicht einfach nur ein Buch, das die deutsche Geschichte wiedergeben will. Ganz im Gegenteil. Es ist ein Roman, bei dem wir, die diese Zeit nicht mir erlebten, an eine fiktive Story denken. Doch ein Blick ins Schulbuch zeigt uns, dass dies die grausame Realität war. Außerdem ist das Buch viel bewegender als wenn man einen Sachtext liest. Vor allem die Charaktere tragen zu einer sehr lebendigen Handlung bei. Man hat nach den ersten Seiten die Menschen schon richtig ins Herz geschlossen, sodass man mit um deren Überleben zittert und an vielen Stellen konnte ich die Tränen kaum noch zurückhalten. Allerdings ist es verwirrend (aber verständlich), dass auf Wunsch der Beteiligten der Name Stauffenberg im Buch nicht erwähnt wird und auch die Charaktere einen anderen Namen bekommen haben. Wer aber wissen möchte, welcher Handlungsträger sich mit welcher „echten“ Persönlichkeit verbindet, kann dies im Nachwort erfahren. Dort werden auch geschichtliche Hindergründe vermittelt und Literaturtipps gegeben.
Doch auch wenn das Buch keine biografische Erzählung ist und nur eine Anlehnung an die Geschichte der von Stauffenbergs, rüttelt der Roman wach und gibt einen (nicht immer schönen) Einblick in die Zeit des 2. Weltkrieges.
Anne C. Voorhoeve ist es besonders wichtig die Folgen des Anschlages zu schildern, da „der Name Graf Schenk von Stauffenberg und der 21. Juli (…) eine festen Platz in der deutschen Geschichte haben,(…) der „Epilog“ aber wenigen bekannt ist.
Das einzige was ich an diesem gelungenen Roman vermisst habe, ist ein Glossar. Viele Namen und Geschichtsbasics muss der Leser kennen, um alle politischen Begebenheiten zu verstehen. Wem z.B. Goebbels kein Begriff ist, wird erst sehr spät verstehen, warum Fr. Goebbels Kleid immer zuerst fertig werden muss und sie die „erste Dame des Reiches“ ist. Alles in allem hat mich das Buch dazu bewegt, sich auch über kleine Dinge wie Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft zu freuen. Was wäre damals aus den vielen Familien geworden, wenn diese nicht zusammengehalten hätten?
*Info: Ravensburger Buchverlag*
Autorin / Autor: missmarie - Stand: 27. Oktober 2008