Einmal hoch und wieder runter
von Dorina M. Schermer
Alleine sitze ich Zuhaus. Die Sonne scheint und ich will raus. Hab schon dem dritten Freund geschrieben und ich warte bis halb sieben. – Sonne fort und auch die Lust. Der Tag, er endet nur mit Frust. Gedanken spieln sich in mir ab. Warum hat es nicht geklappt? Sie hätten mir doch schreiben können. Auf Facebook steht sie waren grillen. Ohne mich. Ich bin traurig oder sauer, zieh mich zurück und bau ne Mauer, die mich ab sofort beschützen soll. Ich lerne lächeln hinter Türen. Versuch zu sein wie ich nicht bin. Die Glotze gibt mir wieder Sinn. Ich zieh mir die Sendungen nur so rein und obwohl ich weiß es ist nur Schein, würd ich gern genauso sein. Ich seh wie Mädchen in meinem Alter, groß und schlank und glücklich sind. Manche sind ja fast noch Kind und trotzdem sind sie mehr als ich. Wie kann das sein? Das frag ich mich. Mir scheint, als müssten Mädchen Reize zeigen, so das andere beneiden wie beliebt sie immer sind. Selbstbewusst die Hüften schwingen in den engsten Kleidern tanzen, dann bin ich Mittelpunkt des großen Ganzen. Ich frag mich plötzlich Ganz im Stillen, ob ich wohl den Willen hätte so zu werden. Mein Leben liegt doch eh in Scherben, was also hab ich zu verlieren? Mit wenig Essen und mehr Sport wird dann aus mir ein Super-Chick. Aufgedreht und ausgeflippt. Die werden staunen, mich beneiden, wolln sich immer mit mir zeigen. Haare schön und kurze Kleider und ich bemerk die ersten Neider und die Ärzte die mich warnen, dass mein Körper Ruhe braucht. Doch jetzt erst fühl ich mich gewollt, überall bin ich dabei. Ab und zu ein leiser Schrei aus meinem Innern, doch das kann ich überhören, der Spaß Männer zu betören hab ich nun für mich entdeckt. Es ist ne Sucht dies Spiel zu spielen und dabei rein nichts zu fühlen. Das Glück bleibt mir jedoch verwehrt, Zweifel kommen mir vermehrt. Was ist es wirklich Wert dafür zu leiden? Wie lässt sich dieser Schmerz vermeiden? Ein Glas Wein um gut zu schlafen. Ich kann mich nicht mehr kontrollieren, ich wollte mich nur ausprobieren. Ich bin am Boden, fühl mich schlecht, ich fühl mich nicht mehr richtig echt. Ich wein mich langsam in den Schlaf und noch mit Tränen im Gesicht, sehe ich ein helles Licht, in dem sich jede Farbe bricht. So friedlich schön und Herzzerreißend. – Als ich erwache hab ich schmerzen, nicht so schlimm wie die im Herzen und ich erkenn was wichtig ist. Meine Familie um mich rum, sie haben mich zu sich genommen, bereit mich wieder aufzufangen. Ich war in einer Welt gefangen, die nicht meine eigene war und nach und nach wird mir erst klar, dass ich bereits genug gut war, bevor ich diese Sendung sah.
Autorin / Autor: von Dorina M. Schermer