Als der Schmerz aufhörte die Seele zu essen
Autorin: Christina Didszun
Mein Tor in die Freiheit - die Geschichte einer Bulimieerkrankung
Worum geht’s?
„Als der Schmerz aufhörte die Seele zu essen“ ist ein autobiographischer Roman von Christina Didzun. Dabei beginnt sie die Erzählung mit ihrem ersten Lebensjahr, in dem sie schon den ersten Schicksalsschlag erleiden muss: Von ihren Eltern wird sie abgeschoben und lebt ihre gesamte Kindheit bei ihren Großeltern. Nur manchmal an den Wochenenden bekommt das kleine Mädchen ihre Eltern zu Gesicht. Nie gewöhnt sie sich daran, dass sie sie am Ende des Tages wieder verlassen werden, und sehnt sich stattdessen von Tag zu Tag mehr - besonders nach ihrer Mutter. Erst später erfährt sie den Grund: Sie ist ein unerwünschtes Kind. Auch damit findet sie sich nicht ab. Christina wird älter und macht die ersten Erfahrungen mit Jungs. Wie alle muss auch sie die Pubertät überstehen, und eines Tages darf sie sogar zu ihren Eltern ziehen. Ein lang ersehnter Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen, doch stattdessen folgt nur ein weiterer Albtraum. Sie muss miterleben, wie ihr Vater sie weiterhin nur als Übel ansieht und nicht eines Blickes würdigt. Ihre Mutter scheint sich immer mehr dem Alkohol hinzugeben, als sie die ständigen Streitereien mit ihrem Mann nicht mehr aushält. Christina bleiben kaum glückliche Szenen aus dieser Zeit. Erst später lernt sie richtig zu leben, als sie das Elternhaus verlässt.
Von zu Hause weg
Zunächst arbeitet sie einige Zeit als Erzieherin, doch schon bald erfüllt sie ihr Beruf nicht mehr, und sie sucht nach neuen Herausforderungen. Da fällt ihr der Beruf als Flugbegleiterin geradezu in die Hände und sie beginnt eine Ausbildung. Als sie diese mit Bravour besteht, ist es das erste Mal, dass sie auf sich und vor allem, dass ihre Familie auf sie stolz ist. Doch leider bringt ihr dieser neue Beruf nicht nur Gutes. Sie hört mit, wie sich zwei Kolleginnen darüber unterhalten, wie man angeblich schlank bleibt: Am Abend entleert man den Magen, indem man ihn mit dem Finger im Rachen reizt. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie noch gar nicht, dass sozusagen der Grundstein zu ihrer Krankheit gelegt wurde.
Der endgültige Weg in die Krankheit
Es folgt ein langer Abschnitt über ihre vielen, verschiedenen Partner, die sie liebt und an dessen Verlusten sie verzweifelt. Erst später erfährt man, warum ihr diese Lebensabschnitte so wichtig sind: Nie schafft sie es eine Liebe zu halten. Immer gibt sie sich selbst die Schuld und bestraft sich. Einer der vielen Faktoren, die sie in ihre Krankheit treibt. Denn nach einem kleinen Ausrutscher, wie man es da noch bezeichnen konnte, als sie sich einer Mahlzeit entledigte, beschreibt sie, wie sie unbewusst in ihre Krankheit hineinrutscht und erst langsam erkennt, was sie da eigentlich tagtäglich vor der Kloschüssel tut. Verzweifelt versucht sie sich von ihrer Krankheit zu lösen, doch sie macht einen großen Fehler: Sie hält alles geheim, hat viel zu große Angst, sich jemanden anzuvertrauen und fällt dabei immer tiefer in ein schwarzes Loch der Hoffnungslosigkeit. Dennoch bleibt sie stark, beschreibt jeden ihrer Versuche, bis sie endlich den richtigen Weg gefunden hat. Als hätte sie endlich die richtige Tür gefunden, die sie nur öffnen musste.
Bulimie
Zunächst erscheint es im Buch wie in ihrem Leben nur eine nebensächliche Sache zu sein. Zu spät erkennt Christina ihre Krankheit Bulimie. Doch sie sieht sie ein und sie beginnt zu kämpfen. Bulimie, auch Ess-Brechsucht genannt, ist eine Essstörung, die besonders unter jungen Mädchen verbreitet ist. Betroffene sind nicht selten normalgewichtig und versuchen ihr Gewicht zu halten, indem sie erbrechen, hungern, viel Sport treiben und/oder auch Diäten machen. Allerdings werden sie von häufigen Heißhungerattacken heimgesucht, bei denen sie unkontrolliert alles hinunterschlingen, was sie in die Hände bekommen. Mit einem schlechten Gewissen versuchen sie mit Gegenmaßnahmen ihr Gewicht zu halten, in diesem Fall durch Erbrechen. Über lange Zeit schaffen es die Betroffenen ihre Krankheit zu verbergen, sodass schwerwiegende, gesundheitliche Schäden meist schon weit fortgeschritten sind. Deswegen sollte man auf keinen Fall davor zurückscheuen sich helfen zu lassen und natürlich auch zu helfen.
Meine Meinung
Durch den Titel und den Klappentext konnte ich noch nicht erfahren, worum es in dem Buch geht. Er macht Andeutungen, doch erst als ich das Buch aufschlug, wusste ich es sicher. Es würde wohl um die Krankheit Bulimie gehen. Es schien also interessant zu werden. Der erste Teil allerdings handelte nur über ihre Kindheit. Es war aber keineswegs langweilig, also las ich gespannt weiter. Doch dann kam ein langer Teil über die verschiedenen Liebschaften. Ich wollte das Buch schon zur Seite legen, da ich keinen Sinn darin sah, mir die Geschichten ihrer Verflossenen durchzulesen. Aber ich las weiter und erfuhr die verschiedenen Faktoren, die sie langsam dazu brachten, in den Teufelskreis der Krankheit hineinzurutschen. Gespannt las ich weiter, wie sie verzweifelte, wie sie kämpfte und wie sie sich nach Liebe sehnte – und wie sie endlich ihr „Tor in die Freiheit“ fand und sich von ihrer Krankheit lösen konnte.
Das Buch „Als der Schmerz aufhörte die Seele zu essen“ von Christina Didzun ist besonders interessant für diejenigen, die nach einem Lichtblick aus ihrer Krankheit suchen, da die Autorin über ihren eigenen erfolgreichen Weg schreibt und andere mit ihrer Willenskraft stärkt und beweist, dass alles klappen kann, wenn man nicht aufgibt. Aber natürlich möchte ich dieses Buch jedem gern ans Herz legen, da es einen Lebensweg einer starken Frau erzählt, die jede Hürde meistert und stolz darauf zurückblicken kann.
Autorin / Autor: s7illwat3r - Stand: 14. November 2005