Für alle die, die "nicht aufhören, sich zu wundern".
Drei Astronominnen und ihre Lebensgeschichten
Maria Cunitz, Carolina Herschel und Maria Mitchell leben zu verschiedenen Zeiten, wachsen in völlig unterschiedlichen Umgebungen auf. Und doch haben sie eine gemeinsame Leidenschaft, die sie alle verbindet: Sie sind fasziniert von den Sternen und widmen ihr Leben so der "Kunst", "das Himmelsgewölbe zu durchforschen".
*Astronomie für das normale Volk *
Maria Cunitz (1604-1664) wird in der Hauptstadt Schlesiens, das damals noch zum "Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation" gehört, geboren. In ihrer gebildeten Familie hat sie die Möglichkeit, die Naturwissenschaften zu erlernen - was in der damaligen Zeit für Frauen sehr selten war -, ihr Vater ermutigt sie sogar persönlich zu "astronomischen Spekulationen". Zeitlebens leidet sie unter dem 30-jährigen Krieg, der in ihrer Heimat wütet, und doch schafft sie es, im Schutze der Mauern eines polnischen Klosters, unterstützt von ihrem Ehemann, der selbst ein bekannter Astronom ist, ihr Lebenswerk, die "Urania Propitia", zu vollenden. Dieses Buch enthält nicht nur ein umfangreiches wissenschaftliches Tabellenwerk in der damaligen Wissenschaftssprache Latein, sondern auch vor allem eine Einführng in die Astronomie für das normale Volk - auf Deutsch.
*Astronomische Elite*
Carolina Herschel (1750-1848) kommt dagegen aus einer hannoveranischen Musikerfamilie, die mit allen Mitteln versucht, das junge Mädchen vom Lernen abzubringen (weshalb sie noch bis ins hohe Alter an ihrer "Ungebildetheit" leidet). Mit 22 Jahren kann sie endlich zu ihrem Bruder Wilhelm nach England ziehen, wo sie nicht nur ihren Namen in Caroline umändert, sondern auch bald mit ihrem Bruder zur astronomischen Elite des Landes aufsteigt. Obwohl sie selbst bis zu ihrem Tod im Alter von fast 98 Jahren versucht, sich in den Schatten ihres großen Bruders zu stellen, hat auch sie ihr eigenes Werk vollbracht. Als ihr geliebter Bruder Wilhelm stirbt, reist sie mit 70 Jahren wieder nach Deutschland, wo sie allerdings nie mehr wirklich glücklich wird.
*So viel Wissen wie nur möglich*
Maria Mitchell schließlich (1818-1889) wird in den USA, auf der Insel Nantucket geboren. Sie lernt viel von ihrem Vater, der sich selbst etwas Astronomie beigebracht hat, um die Chronometer der einheimischen Walfangflotte einstellen zu können. Sie versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, so viel Wissen wie nur irgendwie möglich zu erlangen. Berühmt wird sie, als sie 1847 einen Kometen entdeckt und dafür vom dänischen König eine Goldmedaille erhält. Ab da ist sie in der wissenschaftlichen Gesselschaft Amerikas hoch geschätzt, durch eine Europa-Reise gewinnt sie auch die Institutionen der alten Welt für sich. Als 1865 das erste Frauencollege der USA eröffnet wird, wird sie als Professorin für Astronomie eingestellt und kämpft ab da nicht mehr nur für ihr Fach: "Ich glaube an die Frauen, mehr als an die Astronomie".
*Für alle die, die "nicht aufhören, sich zu wundern"*
Die drei Biographien sind in chronologischer Reihenfolge angeordnet, jeweils eingeleitet und abgeschlossen von einem kurzen Text, der in die entsprechende Zeit einführt - das Buch beschreibt ja immerhin einen Zeitraum von fast 300 Jahren, und so hat Maria Mitchell im 19. Jahrhundert schon ganz andere Mittel zur Verfügung als Maria Cunitz. Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, wobei ich besonders gut fand, dass viel zitiert wurde von dem, was diese drei Astronominnen über sich selbst geschrieben haben, weil man sich so eher in ihre Zeit versetzen kann. "Sternenflug und Sonnenfeuer" schildert eindrucksvoll das Leben dreier starker Frauen, die zeitlebens nicht nur der Wissenschaft gedient haben, sondern auch gleichzeitig ein Vorbild für die damals als minderwertig geltenden Frauen darstellten. Fasziniert von einer Welt außerhalb ihrer Reichweite, halfen sie tüchtig mit, unser Weltbild zu revolutionieren und stehen so wohl auch heute noch als leuchtende Sterne am Himmel, für alle die, die "nicht aufhören, sich zu wundern".