Buch: Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen
Wie eine ganze (?) Nation zu Nazis wurde
Die Erinnerungen 1914-1933
In „Geschichte eines Deutschen- Die Erinnerungen 1914- 1933“ von Sebastian Haffner werden 20 Jahre deutsche Geschichte mit der individuellen Geschichte des Autors und gleichzeitig Zeitzeugens erzählt und verbunden.
Haffner bezieht darin Stellung, wie es zum Nationalsozialismus führen konnte, er sieht sich selbst gefangen im politischen System und duelliert sich geistig mit dem deutschen Reich. Er schildert anhand seines eigenen, eher durchschnittlichen Lebens, wie er die Zeit des 1. Weltkrieges, Nachkriegszeit und die Zeit der Inflation als Kind miterlebt hat und dann als junger Mann die schleichende Machteinnahme des Nationalsozialismus bemerkt. Von den Armeeberichten des 1. Weltkrieges war er als 7jähriger noch begeistert - doch dann entwickelt sich seine Einstellung zur Politik und zum Krieg. Haffner schildert die für ihn entscheidenden Ereignisse im Hinblick auf sein privates Umfeld und darüber hinaus in Hinblick auf die Folgen für die Gesellschaft. Durch die Aufstände, Revolutionen und Inflation ist Haffners Generation geprägt von Ausnahmezuständen und extremen politischen Auseinandersetzungen, die schließlich zu einer starken, rücksichtslosen Regierung führen.
Hintergründe
Sebastian Haffner, geboren 1907 in Berlin als Sohn eines Lehrers, studierte Jura in Berlin und schrieb schon früh für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. 1938 wanderte er nach London aus, wurde britischer Staatsbürger und kehrte 1954 nach Deutschland zurück. Er schrieb dann zunächst für „Die Welt“, später für den „Stern“ und schließlich nur noch Bücher mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Er starb 1999. Im Frühjahr wurden unveröffentlichte Textpassagen zu „Geschichte eines Deutschen“ entdeckt und in dieser Neuausgabe ergänzt.
Persönliches wird zur Geschichtslektion
„Geschichte eines Deutschen“ gehört wegen der vielen geschichtlichen Hintergründe zu einem eher anspruchsvollen Buch. Jedoch bekommt man durch Sebastian Haffners nüchternen, teils ironischen Schreibstil ein eindeutiges Bild, wie das Leben für den Deutschen im Einzelnen gewesen sein muss. Er verknüpft sein individuelles Leben geschickt mit der Entwicklung Deutschlands und lässt die LeserIn seine kritische Haltung gegenüber den Staat spüren. Durch seine Erinnerungen an eigene Erfahrungen lässt er die deutsche Geschichte an sich heran und gibt einem das Gefühl, mit ihr im Zusammenhang zu stehen. Ein Buch für diejenigen, die sich nicht nur für die Geschichte im allgemeinen interessieren, sondern auch für die vielen einzelnen Gefühle, Erfahrungen und Meinungen, die der Autor durchlebt hat.
Autorin / Autor: chris - Stand: 7. November 2002