Buch: Über tausend Hügel wandere ich mit dir
Autorin: Hanna Jansen
Völkermord in Ruanda
"...Langsam kroch die Dämmerung durch die Gräser ins Feld. Sie brachte kühle Nachtluft mit und wenig später wieder Stimmen, die sich von weitem näherten. Dann gab das Knacken der Halme unter festen Schritten Jeanne die schreckliche Gewissheit, dass der nächste Trupp, von der Spur der anderen geleitet, unfehlbar auf dem Weg zu ihnen war. ..."
Jeanne wächst mit ihren beiden Geschwistern Teya und Jando unbeschwert und wohlbehütet in der ruandischen Stadt Kibungo auf. Ihre Eltern sind Lehrer und gehören zum Stamm der Tutsi, die eine Minderheit in Ruanda bilden. Mit acht Jahren erlebt Jeanne den schrecklichen Völkermord an den Tutsi durch die Hutu mit. Ihre gesamte Familie wird ermordet und nur Jeanne entkommt dem Tod und kann sich zu den Tutsirebellen retten. Als das Morden ein Ende hat, erinnert sich Jeanne an ihre deutsche Tante und fliegt nach Deutschland, wo sie in einer Pflegefamilie ein neues Leben beginnt.
Unfaßbar!
Dieses Buch wurde von Jeannes Adoptivmutter mit Jeannes Hilfe geschrieben, also ist die Geschichte in Wirklichkeit geschehen. Der Mutter ist es gelungen, so zu schreiben, dass es mir beim Lesen richtig nahe gegangen ist. Man kann mit Jeanne mitfühlen und ihre Trauer, Verzweiflung und Wut spüren. Vor jedem Kapitel hat die Mutter ein oder zwei Seiten geschrieben, in denen sie Gedanken und Gefühle in einer Art persönlichem Text oder Brief an Jeanne beschreibt. Teilweise sind es auch kleine Taten von Jeanne, die sie vorstellt. Allgemein habe ich nichts dagegen, wenn man so eine Struktur wählt, aber ich finde, es wäre besser gewesen, diese Gedanken in einem Vor- oder Nachwort zu verfassen. Mich haben diese Einschübe zwischen die Geschichte nämlich sehr gestört und ich war geneigt, sie einfach zu übergehen. Denn die Einschübe werfen Fragen auf und lenken manchmal ein bisschen von Jeannes Geschichte ab. Trotzdem hat mir das Buch insgesamt gut gefallen und ich kann es nur empfehlen auch mal ein Buch mit so einer Thematik zu lesen. Denn dadurch wird einem erst richtig klar, was für ein schreckliches Ausmaß ein Völkermord hat und es wird die Tragweite davon klar, die man durch das alleinige Lesen von Fakten und Daten nicht begreift. Gut finde ich auch, dass am Ende noch kurz die Geschichte von Ruanda dargestellt wird.
Autorin / Autor:
Isabel007 - Stand: 13. August 2002