Einführung der Ganztagsschule - Teil 4

Der Ländervergleich lässt Zweifel aufkommen...

Mahlzeit!

Das Mittagessen ist ein wichtiger Bestandteil des Ganztags-Angebots. Vorteile bieten sich darin, dass regelmäßige Essenszeiten, sowie eine kontrollierte Ernährung für die Schüler möglich sind. Kinder, die sich bisher selbst um ein Mittagessen kümmern mussten, können nun in einer Mensa oder Schulküche verköstigt werden. Darüber hinaus soll auch noch das Gemeinschaftsgefühl gefördert werden.
Andererseits wird jeder, der schon einmal einen Kindergeburtstag mit Spaghettiessen  erlebt hat, bestätigen können, dass das Stopfen der hungrigen Mäuler nicht immer unproblematisch und diszipliniert abläuft. Für viele Kinder ist die Versuchung von Essensschlachten allzu groß, wenn mehrere Gleichaltrige an einem Tisch sitzen.
Bei Lebensmittelallergien sind Grundschulkinder in den meisten Fällen überfordert, zu entscheiden, was sie essen dürfen oder nicht, manche Kinder verzichten aus religiösen Gründen auf bestimmte Fleischsorten, was sowohl von der Aufsichtsperson, als auch von der Küche berücksichtigt werden müsste.
Letztendlich wird sich jedoch auch die Verpflegung auf die Kosten des Ganztagsprogramms auswirken. Großküchen oder Catering-Services sind nötig um die Schüler zu sättigen. Wer kommt für die Finanzen auf?
Eine günstige Mahlzeit für mehrere 100 Leute lässt sich am Besten durch den Einkauf im Großmarkt abdecken. Auch auf eine gesundheitsbewusste und vielseitige Ernährung muss geachtet werden. Fast Food wäre oft erheblich günstiger und bei den Schülern wahrscheinlich auch beliebter, als tägliches Mittagessen ist es jedoch absolut nicht geeignet.

Bayern, auch ohne Ganztagsschulen stark

Das Ganztagsschulensystem, wie es eingeführt werden soll, ist vorerst noch nicht verpflichtend. An manchen Schulen wählen am Anfang des Schuljahres die Eltern selber, ob ihr Kind das Nachmittagsangebot nutzen soll, an anderen Schulen wird der komplette Unterricht darauf eingestellt, eine Wahl ist also nicht möglich. Ob sich längere Betreuungszeit und andere Stoffverteilung wirklich positiv auf die Leistungen der Schüler auswirkt, ist trotzdem nicht sicher vorherzusagen. Wie immer bei Diskussionen um das Bildungssystem kommt man auch beim Thema Ganztagsschulen nicht um einen Vergleich mit dem Musterland Bayern umhin... Deutschlands Schlusslicht in Sachen Ganztagsschulen ist eindeutig Pisaspitzenreiter Bayern. PISA-E die innerdeutsche Erweiterungsstudie zum Leistungsvergleich der Bundesländer im Juni 2002) bewies es: Integrationsprobleme sind im Freistaat kleiner als in anderswo in Deutschland. Auch ohne Ganztagsschulen schafften  Bayerns Schüler aller Schularten mit im Ausland geborenen Eltern im Lesen bessere Werte als Schüler mit deutschen Eltern in den Bundesländern Hessen, Saarland,  Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt. Ferner erreichen bayerische Gymnasiasten  mit Migrationshintergrund bessere Ergebnisse als deutsche Gymnasiasten etwa in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg.

Finanzielle Belohung lockt

Momentan wird an allen Enden und Ecken geplant. Viele Schulen fangen noch dieses Jahr mit Änderungsmaßnahmen an, um finanzielle Unterstützung vom Bund zu bekommen. Um Geld zu bekommen, muss zwar ein pädagogisches Konzept vorhanden sein, die genaue Ausarbeitung ist jedoch noch nicht nötig.. Architekten und Bauleiter werden angestellt, ohne dass später die Finanzierung der Betreuung gewährleistet ist. Vage Vorstellungen beziehen die Eltern und Sportvereine mit ins Angebot ein, ob dies auf Dauer flächendeckend funktionieren wird, ist noch unklar.

Goodbye „Goodbye Lenin“ ?

Die Kinobesitzer werden es ebenfalls merken, wenn die Ganztagsschule ein Erfolg wird. In Nachmittagsvorstellungen werden weniger Besucher kommen, wenn die Schüler in der Schulen versorgt sind. Beim Großteil der Filme ist dies sicher nicht schade, für Filme, wie „ Goodbye Lenin“ sollte jedoch auch nach der Schule noch Zeit bleiben.

Quellen der Zahlen und Daten

Autorin / Autor: gitana - Stand: 18. Mai 2004