Ich sitze vor einem Kasten, gemeinhin Computer geschimpft, blinzle, reibe mir die Augen. Der Apparat surrt leise, einige Sonnenstrahlen fallen von draußen herein. Dort muss es heiß sein, schönes Wetter, blauer Himmel mit weißen Wölkchen, hübsch. Vielleicht sollte ich mich einmal ein paar Schritte vor die Tür wagen? Diese Überlegung wird nicht weiter ausreifen, denn ein Telegramm erscheint auf der Mattscheibe, meine Freundin aus Berlin möchte mit mir eine Unterhaltung über einen Instant Messanger führen. Sowieso habe ich gerade meine Gedanken wohl zu lange schweifen lassen, habe vergessen noch rechtzeitig bei der E-bay-Versteigerung um DAS Paar Schuhe mitzumachen, und in dem von mir gerade besuchten Forum wurde mein Eintrag, ob gewisse Schuhe denn auch "in" seien, bereits zahlreich beantwortet und kontrovers diskutiert. Einige neue Titel habe ich mir bereits wieder herunterladen bei gewissen Tauschbörsen, zudem ist eine neue E-mail eingetrudelt. Leider nur verfluchter Spam. Nachdem die Ordnung wieder halbwegs hergestellt ist, google ich nach Informationen über ein neues Buch, das ich mir zugleich bei einer Internetbuchhandlung bestellen werde. Leider werde ich in dieser Tätigkeit leicht eingeschränkt, da nun auch mein bester Freund, der sich zur Zeit in New York aufhält mit mir chatten möchte. Und ein reger Gedankenaustausch mit zwei Personen gleichzeiteig ist nun doch recht zeitraubend. Stress pur. Irgendwann realisiere ich, dass es dunkel ist um mich herum, Nacht. Mein Rücken schmerzt, ich verspüre ein leichtes Gefühl von Hunger, die Augen brennen unangenehm; schlechtes Gewissen macht sich wegen der unerledigten Hausarbeit breit. Ich werde gleich(!) den PC ausschalten, nur noch ganz kurz ein Besuch bei E-bay, meinem Forum, Überprüfen meiner Downloadstände, meine Chatpartner verabschieden, einen Blick zu ein paar Onlinezeitschriften werfen... Stunden später finde ich mich beim Erwachen in einer anatomisch gewagten Haltung im Stuhl verrenkt und mit Kopf auf der Tastatur wieder, mal wieder die Online-Sucht.