Try-Ing 2007
Was Teresa auch sehr beeindruckend fand, war, dass IngenieurINNEN sehr gute Chancen haben - sogar bessere als Männer - einen Arbeitsplatz nach dem Studium zu bekommen.
Hallo, ich bin Teresa Baur, bin 17 Jahre alt, komme in die 12. Klasse und habe zwei Wochen in Köln verbracht, um am Try-Ing-Programm teilzunehmen. Dieses Praktikum, das eine Woche an der Fachhochschule Köln und eine Woche bei Ford beinhaltet, sollte mir das Berufsbild der Ingenieurin näher bringen – was auch gelang – und ich wollte den Studienablauf an einer FH erleben. In der Schule interessiere ich mich sehr für die naturwissenschaftlichen Fächer Mathematik und Physik und hielt das Praktikum für passend.
*1.Woche an der FH*
Nach der Zusage zu meiner Bewerbung und einigen Wochen Vorfreude, ging es nun endlich los. Der Übersichtsplan, auf dem die Vorlesungen, die wir bekommen sollten, aufgelistet waren, half mir im Voraus nicht viel. Mir war als einziges Fach das Modul 10: Mathematik aus der Schule bekannt, und Fächer wie Qualitätsmanagement, Computational Fluid Dynamics und etliche andere waren mir gänzlich unbekannt. Egal, man begann mit einer Begrüßung und Einleitung, bei der sowohl die Leute der FH als auch die von Ford anwesend waren. Anschließend bekamen wir auch gleich die erste Vorlesung zum Thema Karosserieentwicklung. In den eineinhalb Stunden arbeiteten wir heraus, wie es von der Vorstellung im Kopf zum fertigen Prototypen, also dem ersten funktionsfähigen Auto, kommt. Man arbeitet mit Modellen, die immer genauer und realitätsgetreuer werden und nimmt dazu das passende Material (z.B. Ton, Styropor, Holz). Die Vorlesung „Der Verbrennungsmotor als Energiewandler“ ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Über die Geschichte der Motorenstadt Köln und verschiedene Motorentypen gelangten wir zum Viertaktverfahren nach Otto. Wir erkannten, dass die größtmöglichste Verdichtung zu einem sehr hohen Wirkungsgrad führt. Genau wie bei den anderen Vorlesungen gab es auch hier nach der Theorie einen Praxisteil. Wir besuchten die Motorenprüfstände der FH, die in Deutschland sehr selten sind. Unter Anleitung führten wir eine Rechnung durch, um die Leistungsfähigkeit des Motors zu ermitteln.
*2.Woche bei Ford*
In der zweiten Woche wurden wir 30 Mädels verschiedenen Projekten zugeteilt. Ich bekam mit einem anderen Mädchen zusammen die Aufgabe, verschiedene Sonnen- und Panoramadächer zu vergleichen und die Kosten festzustellen. Um diese Aufgabe zu bewältigen, kamen wir in den Bereich „Body Exterior Technologies“, der sich mit der Außenkarosserie der Autos beschäftigt. Während der Woche betrieben wir Internetrecherche zu unserem Thema, betrachteten die Dächer in der Realität und konnten unsere Projektleiter mit Fragen löchern. Mithilfe einer Tabelle, in der wir verschiedene Attribute wie Gewicht, Wärmedurchlässigkeit und Verarbeitung gegenüberstellten, arbeiteten wir heraus, welches Dach den Kunden am meisten anspricht und welches die meisten Nachteile mit sich bringt.
Damit wir noch andere Bereiche des Ford Entwicklungszentrums in Merkenich anschauen konnten, bekamen wir dort eine Führung, besuchten außerdem mit unseren Projektleitern die Prototypenhalle und durften einen „High-Speed-Crash“, das heißt mit 64 km/h, ansehen. Am Ende der sehr informationsreichen Woche wurden die Projekte in einer großen Runde vorgestellt, und jedes Mädchen bekam einen Überblick über die vielfältigen Bereiche, in die eine Ingenieurin in ihrem späteren Berufsleben eingesetzt werden kann.
*Fazit*
Diese zwei Wochen an der FH von Köln und bei der Fordwerke GmbH waren ein voller Erfolg. Es haben sich für mich viele Fragen bezüglich Studium allgemein und speziell dem Ingenieurstudium beantwortet. Ich hatte immer die Möglichkeit, meine Antworten entweder von Studenten, von Dozenten oder auch von Ingenieuren selbst zu bekommen. Außerdem habe ich in der Woche an der FH viele Vorteile im Vergleich zu einer Universität gesehen. Es erscheint mit viel persönlicher, weil die Vorlesungen und auch sonst vieles in einem kleineren Rahmen ablaufen. Bei Ford wurden uns zusätzlich reichliche Informationen zum dort angebotenen Do2-Studium (also Ausbildung und Studium verknüpft) gegeben. Auch diese Art des Bildungsweges, der bestimmt nicht einfach ist, könnte ich mir sehr gut vorstellen. Das Rahmenprogramm, das eine Führung durch Köln, eine Führung in der Fertigungshalle Y von Ford und ein kleines Picknick beinhaltete, hat mir und den anderen 30 Mädels auch sehr gut gefallen. Wir kamen ins Gespräch und hatten sehr viel Spaß!
Ich wurde auf jedem Fall in meinem Wunsch bestätigt, ein Studium auf naturwissenschaftlicher Ebene aufzunehmen. Was ich auch sehr beeindruckend fand, war, dass IngenieurINNEN sehr gute Chancen haben, sogar bessere als Männer, einen Arbeitsplatz nach dem Studium zu bekommen. Dies ist bei der hohen Arbeitslosigkeit unserer Zeit sicher ein wichtiger Entscheidungspunkt für die Zukunft.
Autorin / Autor: Teresa Baur - Stand: 27. September 2007