Entsorgung des Deko-Geckos

Erschlagen, ausgesetzt, erfroren - Pro Wildlife kritisiert Wegwerfmentalität bei Reptilienhaltung

Haustiere sind etwas Schönes. Mit Hunden können wir spielen und toben, mit Katzen kuscheln. Doch auch immer mehr Menschen schaffen sich exotische Haustiere an: Schlangen, Leguane oder Geckos. Die meisten machen sich aber leider über deren Kauf hinaus zu wenig Gedanken - und wenn die Tiere zu groß, zu teuer oder vielleicht sogar gefährlich werden, müssen sie schnellst möglich weg – in den Wald, die Kanalisation oder den Straßengraben – ausgesetzt, erschlagen, verbrannt oder erfroren.

Exotische Haustiere sind „in“. Doch ihr Leben endet oft grausam. Allein in den letzten zwei Wochen gab es drei Fälle, bei denen Besitzer ihre Haustiere „entsorgt“ haben: Im WC fand eine Siebenjährige eine Boa, im Straßengraben lag ein verhungerter Leguan, und auf einem Parkplatz wurde eine erschlagene Tigerpython entdeckt. Und das sind keine Einzelfälle! Die Organisation Pro Wildlife hat seit 2008 über 160 Vorfälle protokolliert, bei denen Schlangen, Echsen und andere Wildtiere allein in Deutschland gefunden wurden – aus Privathaltung entwischt oder ausgesetzt. Laut Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife, ist dies nicht nur Tierquälerei, sondern bedroht auch unsere heimische Artenvielfalt und manche Arten stellen auch eine Gefahr für den Menschen dar.

Pro Wildlife

Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen.

*Der „Deko-Gecko“: Exotische Haustiere als trendige Wohn-Accessoires*
Reptilien werden häufig als unkomplizierte, anspruchslose „Haustiere“ dargestellt, die wenig Futter brauchen, keine Allergien auslösen und mit denen man nicht Gassigehen muss. Doch Reptilien haben sehr wohl Ansprüche, die für den Laien oft nicht erkennbar sind, wie eine geeignete Außentemperatur oder Feuchtigkeit.

*Zunehmendes Sicherheitsproblem*
Außerdem wird es zunehmend gefährlich, wenn die Tiere entkommen oder ausgesetzt werden. In einem Mehrfamilienhaus in Mühlheim/Ruhr entkam letztes Jahr eine hochgiftige Monokelkobra. Das Haus musste evakuiert und entkernt werden. Riesenschlangen wurden auch auf Kinderspielplätzen, im Abflussrohr oder im Motorraum eines Wohnmobils gefunden. Eine Kobra wurde in einer Grünanlage ausgesetzt, ein Mann fand in seinem Garten eine 100 Kilo schwere Netzpython, ein anderer einen giftigen Skorpion im Briefkaste.

*Naturschutzkonflikte durch exotische Haustiere*
Und die Nachfrage ist steigend: Allein nach Deutschland werden jährlich bis zu 840.000 lebende Reptilien importiert, dazu kommt eine unbekannte Zahl Amphibien, Säugetiere, Spinnen und Skorpione. Wenn die entkommenen oder ausgesetzten nicht-heimischen Wildtiere bei unseren Temperaturen überleben, werden sie zur Konkurrenz für heimische Arten. Laut Altherr, werden sie zur Gefahr für heimische Schlangen, Schildkröten und Echsen. Schon jetzt bedroht die amerikanische Rotwangen- und andere Schmuckschildkröten die Europäische Sumpfschildkröte. Pro Wildlife fordert deshalb, den Handel mit exotischen Wildtieren endlich strenger zu regeln.

Und für uns gilt, bevor wir uns ein Haustier kaufen, sollten wir uns genau informieren, ob wir in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen für den neuen Mitbewohner - das gilt für Reptilien genauso wie für Hunde oder Meerschweinchen!

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Autorin / Autor: Sabrina Moosmann / Pressemitteilung, - Stand: 31. März 2011