*Die Autorin*

Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren und wuchs in Augsburg auf. Nach dem Abitur arbeitete sie für ein Jahr in Indien als Lehrerin. Danach studierte sie Medizin in Greifswald und tingelte in der Weltgeschichte herum. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Usedom und schreibt Kinder- und Jugendbücher.

*Das Buch*

Der Roman "Der Märchenerzähler" handelt von einem 17-jährigen polnischen Jungen namens Abel Tannatek und dem gleichaltrigen Mädchen Anna. Anna kommt aus gutem Hause, wie man so schön sagt, und führt ein behütetes Leben. Sie ist kurz davor, ihr Abitur zu machen, will danach nach England, will Musik studieren, alles ist gut… bis sie sich in Abel verliebt. Ausgerechnet in Abel, der von der Realschule zum Gymnasium gewechselt ist und mit dem Anna in einem Kurs zusammen Unterricht hat.

Abel ist ein Bad Boy, der oft die Schule schwänzt, mit Tabletten dealt, vor dem andere Leute Angst haben und der in einer Plattenbausiedlung lebt. Abel hat einen schlechten Ruf. Unterschiedlicher könnten die Welten, aus denen die beiden kommen, kaum sein. Ein Paar, das so gar nicht zusammenpasst.

Aber da ist auch der andere Abel, ein sensibler Junge, der sich liebevoll um seine jüngere Schwester Micha kümmert. Er ist die einzige Bezugsperson für seine kleine Schwester, die Eltern sind nicht bei ihren Kindern. Dieser Abel hat viele Träume und kann wunderbar Märchen erzählen. Anna findet eines Tages in der Schule eine Puppe, die Abels Schwester gehört, wie er sagt. Anna sieht, wie Abel ein kleines Mädchen von der Schule abholt. Anna folgt den beiden in die Mensa und hört zu, wie Abel seiner Schwester eine Geschichte erzählt.

Hauptdarstellerin in dem Märchen ist die kleine Königin. Dann gibt es noch den Seelöwen und das Rosenmädchen. So fängt alles an… Anna hört Abel gern zu, wenn er Micha das Märchen von der Klippenkönigin erzählt. Diese Geschichte fesselt Anna immer mehr, sie taucht ab in die Märchenwelt, Stück für Stück, mit jedem neuen Kapitel, das Abel erzählt. Anna wird Teil der Geschichte, längst hat sie sich in Abel verliebt, fühlt sich immer stärker zu ihm hingezogen.

Märchenwelt und Realität verschmelzen, sind kaum noch auseinanderzuhalten.
Menschen verschwinden, dann geschieht ein erster Mord, in der Geschichte und auch im realen Leben. Ein Verdacht kommt auf: Ist Abel vielleicht ein Mörder, hat er die Menschen umgebracht, die in seiner Geschichte sterben? Alle Toten haben einen Bezug zu Abel und seiner Schwester. Und um seine kleine Schwester zu beschützen, würde Abel alles tun… wirklich alles? Anna wird vor dem Jungen gewarnt, aber sie ist blind vor Liebe. Und sie macht leidvolle Erfahrungen, erlebt Gewalt, aber sie verzeiht Abel. Wie sehr ist Anna wirklich in Gefahr? Das Ende kommt wie ein Paukenschlag und ist unfassbar. Mehr sei aber nicht verraten.

*Das Fazit*

Das Buch ist ein gelungener Mix aus Thriller, Märchen und Love Story. Stellenweise ein richtiger Schocker, der knallhart daherkommt, der unfassbar brutal ist. An anderen Stellen ist die Geschichte sehr poetisch und romantisch. Das Ende ist echt schwer zu ertragen. Überhaupt sind einige Passagen richtig schlimm, das Thema sexuelle Gewalt kommt mehrfach vor, für jüngere Mädchen und sensible Gemüter sicher nicht zu empfehlen. Dennoch: Das Buch ist so fesselnd geschrieben, man mag es gar nicht mehr hinlegen.

*Erschienen bei: Oetinger*