Faire und grüne Handys nicht in Sicht
Germanwatch vergleicht deutsche Mobilfunkanbieter zu Menschenrechten und Nachhaltigkeit
Während hierzulande und weltweit immer mehr Menschen Handys, Smartphones oder Laptops kaufen, entstehen Berge von Elektroschrott, die kaum noch zu überblicken sind. Wie die Internationale Fernmeldeunion (ITU) ermittelt hat, gab es 2011 fast sechs Milliarden registrierte Mobilfunkanschlüsse auf der Welt. Und damit natürlich auch die dazugehörigen Geräte. Obwohl unser Umweltbewusstsein bezüglich Klamotten und Lebensmittel steigt, scheinen sich aber wenige VerbraucherInnen dafür zu interessieren, ob ihre Handys eigentlich umweltfreundlich hergestellt wurden. Und unter welchen Arbeitsbedingungen ihr Mobiltelefon entstand, dass sie gerade benutzen. Das zumindest behaupten die Mobilfunkanbieter, die bemängeln, dass ihre KundInnen sich mehr für die Funktionen als für die soziale und ökologische Verträglichkeit der Handys interessieren.
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch hat schon zum zweiten Mal das Engagement zu Menschenrechten und Nachhaltigkeit bei den vier großen Mobilfunkanbietern Deutsche Telekom, E-Plus, Telefónica Germany mit der Marke O2 und Vodafone untersucht, denn mit den Handyverträgen verkaufen sie auch die Endgeräte und tragen damit eine "Mitverantwortung für die sozialen und ökologischen Bedingungen in der IT-Industrie" so Germanwatch. Ihr Ergebnis: Zwar seien die Unternehmen im Vergleich zur ersten Studie von 2009 aktiver geworden, dennoch sei das Ergebnis ernüchternd. „Ob Handyproduktion, nachhaltige Vertragsgestaltung oder Recycling – überall sehen wir in der Mobilfunkbranche noch Verbesserungsbedarf“, stellt Cornelia Heydenreich, Teamleiterin für Unternehmensverantwortung bei Germanwatch, fest. „Zwar haben sich die Unternehmen seit unserer ersten Studie an einigen Stellen - in unterschiedlichem Tempo - bewegt. Ihr freiwilliges Engagement kommt jedoch immer wieder an Grenzen. Hier muss der Staat mit intelligenten Rahmensetzungen eingreifen“, so Heydenreich weiter.
*Recycling*
Zwar hätten alle Anbieter inzwischen Programme zur Rücknahme für Handys und darüber im Jahr 2011 etwa eine Million Handys eingesammelt. Wenn man sich aber die Zahl der in Deutschland verkauften 27 Millionen Handys anschaut, ist eine Million eine verschwindend geringe Zahl. „Die Regierung muss aktiv werden und zum Beispiel mit einem Handypfand, einer Leasinglösung oder einer anderen intelligenten Regelsetzung die Verbraucher dazu ermuntern, dass sie ihre alten Handys zurückgeben und nicht in der Schublade verstauben lassen“, fordert Heydenreich.
*Handy-Ranking*
Bislang gibt es laut Germanwatch noch keine fair hergestellten und wirklich umweltfreundlichen Handys. Um den Kunden eine gewisse Orientierung zu geben, haben alle vier Mobilfunkanbieter in den letzten Jahren Handy-Rankings veröffentlicht oder arbeiten daran. Jeder Anbieter habe jedoch sein eigenes Ranking mit eigenen Kriterien und komme zu anderen Ergebnissen. Häufig seien die Bewertungen zudem zu unkritisch. „Das bietet Kunden keine Orientierung, sondern verwirrt“, beschwert sich Heydenreich. Eine gemeinsame Lösung auf internationaler Ebene könnte hierbei Abhilfe schaffen.
Und was schlägt Germanwatch vor, bis auch bei der Handynutzung ein ökologisch orientierter Sinneswandel erfolgt? "Da es derzeit noch keine 'grünen' und 'fairen' Mobiltelefone gibt und da die Herstellung der Geräte viele Ressourcen verbraucht, sollte auf eine möglichst lange Nutzung von Mobiltelefonen hingewirkt werden." Also: Nutzt euer Handy, solange es möglich ist und überlegt zweimal, bevor ihr euch das neuste Modell zulegt, ob ihr den Elektroschrottberg nicht ein wenig entlasten könnt ...
Wie oft kauft ihr ein neues Handy? Und würdet ihr ein "faires" und "grünes" Handy bevorzugen?
Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung; - Stand: 30. August 2012