Fleischlos essen - aber abwechslungsreich!
Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Vegetarische Ernährung für Kinder unbedenklich
"Das Kind ist so blaß, das braucht mal ein Stück Fleisch." Wenn Kinder und Jugendliche sich entgegen der Ernährungsgewohnheiten ihrer Familie für eine vegetarische Ernährung entscheiden, bekommen sie nicht selten zu hören, das sei ungesund und führe zu Mangelerscheinungen. Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung (also mit Eiern und Milchprodukten) ist für Kinder aber unbedenklich, wenn der Speiseplan ansonsten vielfältig ist. Das erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Eine vegane Ernährung hält die DGE hingegen im gesamten Kindesalter für ungeeignet.
*Wann kommt es denn zu Mangelerscheinungen?*
Je mehr die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird und je weniger abwechslungsreich die Ernährung ist, desto größer ist die Gefahr eines Nährstoffmangels. Für vegan ernährte Säuglinge und Kinder (also ohne Eier und Mlchprodukte) kann es zu einer unzureichenden Zufuhr mit Energie, Protein, Eisen, Calcium, Jod, Zink, Vitamin B2, Vitamin B12 und Vitamin D kommen und die Zufuhr langkettiger n-3 Fettsäuren kann ebenfalls zu gering sein. Bedingt durch das starke Wachstum und geringe Nährstoffspeicher steigt das Risiko für die Entwicklung von Nährstoffmangelzuständen. Bei vegan ernährten Kindern sind spezielle Kenntnisse der Lebensmittelauswahl und -zubereitung bzw. die Sicherstellung der Versorgung durch angereicherte Lebensmittel erforderlich, so die DGE. Ansonsten können die Entwicklung und Gesundheit des Kindes Schaden nehmen, z. B. durch Störungen der Blutbildung (Vitamin B12-Mangel), Wachstumsverzögerung (Energie-Protein-Malnutrition) und teilweise irreversible neurologische Störungen (Mangel an Vitamin B12 und Jod).
*Eisen, Proteine & Co.*
Durch den Verzicht auf Fleisch und Fleischprodukte entfällt bei allen vegetarischen Ernährungsformen ein wesentlicher Eisenlieferant. Wenn Kinder zudem wenig abwechslungsreich und einseitig essen, kann daraus eine Unterversorgung mit Eisen resultieren. Dies sollte insbesondere im Säuglings- und Kleinkindalter vermieden werden, weil es nicht nur zu Anämien, sondern auch zu Beeinträchtigungen im Verhalten und in der psychomotorischen Entwicklung kommen kann.
*Was ist mit vegetarischem Essen in der Pubertät?*
Auch während der Pubertät braucht der Körper aufgrund des Wachstums eine höhere Eisenzufuhr. Latenter Eisenmangel und Anämien kommen deshalb häufig bei Jungen während des pubertären Wachstumsschubs vor. Bei Mädchen steigt der Eisenbedarf mit dem Einsetzen der Menstruation. Eisenreiche pflanzliche Lebensmittel wie Getreideprodukte aus Vollkorn, Gemüsearten wie Spinat, Erbsen, Fenchel, Mangold, Schwarzwurzeln sowie Hülsenfrüchte sollten vorzugsweise gegessen werden. Um die Eisenaufnahme zu verbessern, empfiehlt es sich, wenn zu eisenreichen pflanzlichen Lebensmitteln (z. B. Hirse, Roggen, Blattgemüse, Bohnen, Linsen) immer ein Vitamin C-reiches Lebensmittel verzehrt wird.
Ernähren sich ältere Kinder vegan, ist ebenfalls auf eine adäquate Proteinzufuhr zu achten. Pflanzliche Proteine besitzen meist eine geringere Konzentration unentbehrlicher Aminosäuren als tierische. Eine abwechslungsreiche ovo-lacto-vegetarische Ernährung und die Kombination verschiedener Proteinträger, z. B. Milch/Getreide, Getreide/Hülsenfrüchte, Milch/Kartoffeln, Ei/Getreide, kann die geringere biologische Wertigkeit von pflanzlichem gegenüber tierischem Protein aufwerten.
Neben Eisen und Protein zählt auch Vitamin B12 zu den kritischen Nährstoffen einer veganen Ernährungsweise. Vitamin B12 ist in größeren Mengen fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln, z. B. Fleisch und Milch enthalten. Minimale Mengen finden sich in milchsauer vergorenem Gemüse, z.B. Sauerkraut und teilweise in Algen, die jedoch zur Bedarfsdeckung nicht ausreichen.
Schwangere sollten überdies noch ganz besonders vorsichtig sein, wenn sie sich vegan ernähren. Um spätere Komplikationen mit dem Neugeborenen zu vermeiden, ist eine ausführliche Beschäftigung mit dem Thema unerlässlich!
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2011