Gestresste StudentInnen
20- bis 35-Jährige nehmen deutlich mehr Psychopharmaka
StudentInnen an deutschen Hochschulen sind offenbar gestresst, denn jede fünfte Pille, die ein/e HochschülerIn verschrieben bekommt, ist ein Medikament zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems - Tendenz steigend. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) zur gesundheitlichen Situation von Studierenden im Alter von 20 und 35 Jahren. Innerhalb von vier Jahren sei eine Steigerung um 55 Prozent der verabreichten Psychopharmaka-Tagesdosen zu verzeichnen. Das bedeutet, durchschnittlich wurden jedem Studierenden im Jahr 2010 Medikamente für 65 Tage verordnet, einem erwerbstätigen Altersgenossen sogar 72 Tagesdosen.
Aber nicht nur die Medikamentenmenge stieg an, sondern auch der Anteil junger Menschen, die medikamentös behandelt werden, nimmt immer weiter zu. Besonders rasant - mit 40 Prozent - wuchs innerhalb der letzten vier Jahre die Verordnungsrate von Antidepressiva. Jedem fünften Studenten und jungen Erwerbstätigen wurde mindestens einmal pro Jahr eine psychische Diagnose gestellt. Weibliche Studierende waren dabei mehr als doppelt so häufig betroffen als Männer.
Was dazu führt, dass Studiernde heute häufiger psychische Probleme haben, hat die Krankenkasse in ihrer Studie nicht ermitteln können, doch eine aktuelle Forsaumfrage unter 1.000 StudentInnen in Nordrhein-Westfalen hatte kürzlich ergeben, dass sich fast die Hälfte der Befragten häufig oder immer gestresst fühlen. Die Befragten klagten über Nervosität, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Jeder Zehnte gab an, dass er zur Bekämpfung des Stresses Psychopharmaka nimmt. Hauptursache: Prüfungen, Zeitdruck und finanzielle Sorgen. Besonders kritisch sahen die Befragten die Auswirkungen der Bologna-Reformen: ein großer Stressfaktor sei die Studienzeitverkürzung, aber auch die Tatsache, dass die neuen Studiengänge die Frei- und Spielräume für die Persönlichkeitsentwicklung einschränkten.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 30. November 2012