Keine Zeit für gutes Essen?
TK-Ernährungsstudie: Deutsche zeigen ausgeprägtes "Fastfoodverhalten"
Kaum zu glauben: Trotz gesteigerten Interesses an Kochsendungen sind die Deutschen offenbar ein Volk von GenussverächterInnen. Denn wie eine Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) aufdeckt, hat gesundes Essen nur für die Hälfte der Befragten eine große Bedeutung. Die andere Hälfte - insbesondere junge Erwachsene, Männer und Geringverdiener - greift eher zu Tütensuppe und Tiefkühlpizza. Besonders wenig achten laut der Studie die unter 25-Jährigen auf den Gesundheitsfaktor ihres Essens. Nur jede/r Zehnte unter ihnen gibt an, dass er oder sie sich konsequent gesund ernährt. Sechs von zehn essen einmal die Woche bis täglich Fertigessen – jeder
sechste sogar öfter als dreimal die Woche. Im Bevölkerungsschnitt greifen vier von zehn Menschen mindestens ein- bis zweimal die Woche zu Fertiggerichten.
Die Gründe für das Fastfoodverhalten verrät schon das Vokabular: Die Hälfte der Befragten - von den unter 25-
Jährigen sogar fast zwei Drittel - klagt über Zeitmangel. Bei vier von zehn siegt auch der "innere Schweinehund" gegen die guten Vorsätze. Traurig ist die Tatsache, dass unter den Geringverdienern mehr als ein Drittel angibt, kein Geld für gesunde Ernährung zu haben.
Je geringer Bildung und Verdienst ausfallen, desto häufiger landet übrigens Wurst auf dem Brot. Vor allem in Haushalten, die von höchstens 1.500 Euro leben müssen, gehört das tägliche Stück Fleisch zum Essen dazu. (Kein Wunder, ist es doch meist billiger zu haben als frisches Obst und Gemüse!) Vor allem Jüngere und Männer kommen anscheinend nicht ohne Fleisch oder Wurst aus.
Zwar sind Frauen die bewussteren EsserInnen, aber wenn sie schlecht drauf sind, sind ihnen Vitamine & Co. offenbar auch egal: 40 Prozent von ihnen essen dann aus Frust alles, was ihnen in die Quere kommt. Bei Männern ist der Anteil der Frustesser dagegen nur halb so hoch.
*Und wer kocht?*
Während in den Kochsendungen meist männliche Experten zeigen, wie gebrutzelt wird, stehen in Real-life-Küchen zu 80 % die Frauen am Herd; von den Männern sind es bescheidene 35 Prozent, die das Mittag- oder Abendessen zubereiten. Aber täglich gibt es nur noch in der Hälfte aller Haushalte ein selbst zubereitetes Mahl. In jedem dritten wird noch drei- bis fünfmal die Woche gekocht, beim Rest bleibt die Küche meist kalt. Auch hier wird als Grund Zeitmangel genannt. Allerdings geben auch viele zu, schlichtweg zu faul zum Kochen zu sein. Bei jedem Sechsten siegt die Trägheit über den Appetit – bei den Männern sogar bei fast jedem Vierten.
Essen vor der Glotze
Bei einem Drittel der Befragten läuft beim Essen nebenbei der Fernseher oder Computer. Je jünger, desto mehr essen mit der Gabel in der einen und dem Smartphone in der anderen Hand – und haben nebenher den Fernseher an. Oder auch anders herum: kaum eine Fernsehsendung wird ohne die Chipstüte konsumiert. ;-)
Aber nicht nur beim Medienkonsum, auch auf der Straße wird gegessen: Jede/r Dritte unter 25 Jahren schiebt sich mindestens dreimal die Woche Burger, Pommes oder Currywurst zwischen die Zähne, wenn er oder sie unterwegs ist. Besonders geschätzt wird das unkomplizierte Nebenbei-Essen unterwegs von Menschen mit hohem Bildungsniveau und Einkommen. Geringverdiener hingegen scheinen sich das Essen unterwegs nicht so oft leisten zu können. Über die Hälfte der Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von maximal 1.500 Euro sagen, dass sie nie unterwegs etwas zu essen kaufen. Immerhin ein Drittel aller Befragten bemüht sich zumindest, unterwegs zu etwas Gesundem zu greifen.
Zur Ehrenrettung der Deutschen muss allerdings abschließend gesagt werden, dass gesunde Ernährung nur schwer mit der heutigen Arbeitswelt vereinbar ist. Vielen Berufstätigen in Deutschland fällt es schwer, sich am Arbeitsplatz gesund zu ernähren. Nur jeder Zweite gibt an, in seinen Arbeitspausen tatsächlich in Ruhe essen zu können. Ein Drittel aller Berufstätigen beklagt, dass eine gesunde Ernährung bei der Arbeit schlichtweg nicht möglich ist, entweder weil es nur eine begrenzte Essensauswahl oder zu wenig Zeit gibt. Hinzu kommt, dass fast jeder Zweite bei der Arbeit das Trinken vergisst: Hier sind es vor allem Frauen, jüngere Berufstätige und Menschen mit einem höheren Bildungsniveau und Einkommen, die nicht auf ihre Gesundheit achten.
Wunsch und Wirklichkeit bei Thema gesunde Ernährung scheinen offenbar weit auseinander zu klaffen - und das Besorgniserregende ist, dass selbst Menschen, die unter nicht zuletzt ernährungsbedingten chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Problemen oder Stoffwechselerkrankungen leiden, kaum gesünder essen als der Rest der Bevölkerung. Na dann Mahlzeit!
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 25. Februar 2013