Mich kriegt ihr nicht! - Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung
Autoren: Steffan Heuer, Pernille Tranberg
Dass beispielsweise Facebook Nutzerdaten verkauft, dürfte allgemein bekannt sein. Wie viele Leute schützen sich aber tatsächlich vor der kommerziellen Spionage? Oder ist die digitale Verfolgung so gleichgültig und unbedeutend, der Schutz der persönlichen Daten mittlerweile veraltet? Posten wir doch unsere Empörung, am besten inklusive Foto und Verlinkung der Freunde, mit denen wir die Sache vorher diskutiert haben. Schon hat das Unternehmen weitere Informationsstückchen über uns und unser Umfeld gesammelt. Einfluss darauf, wer wann und in welchem Kontext die Informationen sonst noch bekommt, kann man sich abschminken.
Viele der angebotenen Dienste sind aber durchaus praktisch, um einige kommt man kaum noch herum. „Mich kriegt ihr nicht“ fordert nicht dazu auf, sich ihnen zu verweigern, sondern empfiehlt, dabei vorsichtig zu sein. Anhand von vielen (abschreckenden) Beispielen und Zitaten von Experten machen die Autoren klar, wie wichtig der überlegte Umgang mit dem Internet ist und geben Tipps, wie man seine Anonymität möglichst bewahrt.
Der Untertitel „Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung“ bringt die Sache auf den Punkt. Leicht und für jeden verständlich zeigt das Buch, wie wertvoll die persönlichen Informationen für Unternehmen sind und wie bereitwillig sie gegen das Nutzen eines vermeintlich kostenlosen Dienstes getauscht werden (auf staatliche Spionage wird nicht eingegangen). Auch die Gefahr, dass die Daten an Dritte gelangen, wird ausgeführt. Das letzte Kapitel, eine Art Checkliste, zählt Tipps und Tricks zur „digitalen Selbstverteidigung“ auf. Aufgeteilt nach vier verschiedenen Verteidigungsstufen werden die einzelnen Schritte beschrieben, beispielsweise welche Informationen man nie preisgeben sollte, wie man Daten gründlich löscht oder Nachrichten verschlüsselt.
Trotz der etwas kindlichen Aufmachung ist „Mich kriegt ihr nicht“ sicher für viele Ältere interessant. Dass viele Leute das Buch mal lesen sollten, wird schon deutlich, wenn man sich nur mal all die öffentlichen Posts bei Facebook anschaut. Und das ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen mit großem Interesse an möglichst vielen, möglichst genauen persönlichen Daten. Genauso wenig sind die öffentlichen Posts die einzige Möglichkeit für (das) Unternehmen, an Informationen zu gelangen. Durch die gesammelte Form der Auskünfte über die digitale kommerzielle Spionage und vor allem durch die dargestellten Lösungswege fühlt man sich umfassend informiert. Man reflektiert das eigene Online-Verhalten und befolgt wenigstens einige der Tipps. Dabei werden sehr verschiedene Themen abgedeckt, von „Warum unser digitales Ich bedroht ist“ bis zum digitalen Vermächtnis nach dem Tod.
Die empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen mögen auf den ersten Blick etwas paranoid wirken. Aber bloß weil man paranoid ist, bedeutet das ja nicht, dass die kleinen grünen Männchen nicht hinter einem her sind. In unseren Smartphones, Tablets und Computern verfolgen sie jeden digitalen Schritt. Jede Information, mit der wir sie so bereitwillig füttern, ist ein weiteres Puzzlestück des nunmehr gläsernen Verbrauchers.
*Erschienen im Murmann Verlag*
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Autorin / Autor: fruehlingsduft