Was vom Sommer übrig ist
Meiner Meinung nach ist das Buch besonders geeignet für aufmerksame Leser, da man leicht durcheinander kommt. Im Großen und Ganzen finde ich das Buch wirklich gut, es ist mal was anderes und bleibt im Gedächtnis.
In dem außergewöhnlichen Roman „Was vom Sommer übrig ist“ von der deutschen Autorin Tamara Bach wird auf 137 Seiten die seltsame und abgekapselte Beziehung zweier Mädchen zu deren Außenwelt erzählt und die Flucht vor Problemen in die eigene Fantasie beschrieben.
Die Geschichte von Louise und Jana beginnt und endet im Sommer. Louise und ihre Eltern fahren diesen Sommer nicht in den Urlaub, also hat sie genug Zeit diesen Sommer. Da schafft sie bestimmt drei Jobs und dazu noch die Fahrschule. Ihre Eltern arbeiten beide im Krankenhaus und haben kaum noch Zeit für sie, aber das scheint ihr auf den ersten Blick nichts auszumachen. Ganz anders bei Jana. Ihr Bruder hat sich von einer Brücke gestürzt, ist nach Janas Worten „gestürztgesprungengefallengelandet“ und liegt im Koma. Ihre Eltern haben keine Augen und keine Ohren mehr für sie, vergessen ihren 13ten Geburtstag und merken nicht einmal wenn sie über Nacht fortbleibt. Sie schreit nach Aufmerksamkeit
und greift zu Mitteln wie Zigaretten und Alkohol. Erst als die beiden sich kennenlernen scheint Louise wieder mehr ihre Umgebung wahrzunehmen und man erfährt von Seite zu Seite mehr über die Gründe der von den Mädchen ausgehenden Isolation. Im Gegensatz dazu flüchtet sich besonders Jana immer mehr in ihre eigene Fantasie. Erst als das eintritt, wovor Jana sich die meiste Zeit über am meisten gefürchtet hat, wird sie wieder von ihren Eltern wahrgenommen, was allerdings in diesem Fall kein Happy End ist.
Wer in der Schule schon einmal „Homo Faber“ von Max Frisch gelesen hat, hat vielleicht eine leise Vorstellung von der Schreibart und der Satzstruktur des Buches. Nicht selten kommen Sätze vor, die keinerlei Sinn machen, und in denen manche Worte einfach weggelassen werden. Nachdem man sich jedoch einige Seiten warmgelesen hat fällt es einem immer leichter ohne zu stocken die kargen Sätze zu lesen. Auch dass man nicht immer Fantasie und Realität auseinanderhalten kann hat mir am Anfang ein bisschen Schwierigkeiten bereitet, aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit.
Trotz, oder vielleicht eher aufgrund der Schreibweise von Tamara Bach, die so außergewöhnlich und individuell ist, nimmt das Buch einen mit. Man empfindet viel Mitleid mit Jana und dass es kein typisches Happy End gibt macht das Buch nur noch realer und besser. Obwohl es mich sehr interessiert hätte, wie es Louise nach dem Sommer mit ihren Eltern ergeht, da man nur Informationen über die Änderung in der Beziehung zwischen Jana und ihren Eltern erhält. Meiner Meinung nach ist das Buch besonders geeignet für aufmerksame Leser, da man leicht durcheinander kommt. Im Großen und Ganzen finde ich das Buch wirklich gut, es ist mal was anderes und bleibt im Gedächtnis. Ich kann das Buch aufgrund seines hohen Wiedererkennungswert wirklich weiterempfehlen.
*Erschienen bei Carlsen*
Weiter >>
Autorin / Autor: anna95 - Stand: 10. April 2012