Aller Anfang ist schlecht bezahlt – zumindest, wenn man Frau ist
Gehälterstudie über BerufsanfängerInnen
Womit haben wir das verdient?
Gerade in den Beruf eingestiegen und schon abgezockt? Laut einer aktuellen Studie verdienen bereits Berufsanfängerinnen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Frauen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung bekommen durchschnittlich 18,7 Prozent weniger Lohn als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt die Untersuchung des Projekts LohnSpiegel, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung bearbeitet wird, im Auftrag des Bundesfrauenministeriums.
Keine schlechtere Arbeit aber schlechtere Bezahlung
"Dieser geschlechtsspezifische Einkommensrückstand lässt sich weder durch unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen noch durch eine spezifische Berufswahl vollständig erklären", erläutert Projektleiter Dr. Reinhard. "Die Ergebnisse verweisen vielmehr auf das Fortbestehen geschlechtspezifischer Lohndiskriminierung."
Und es wird nicht besser: Zumindest in Westdeutschland nimmt der geschlechtsspezifische Einkommensrückstand, auch Gender Pay Gap (GPG) genannt, im Laufe des Berufslebens noch zu. Frauen mit vier bis zehn Jahren im Beruf liegen beim Verdienst 21,8 Prozent hinter ihren männlichen Kollegen. Im Osten hingegen wird der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen mit den Berufsjahren geringer.
Banken- und Versicherungsbranche am „unfairsten“
Manche Branchen sind „fairer“ als andere. So bekommen Berufsanfängerinnen in der Energie- und Wasserindustrie „nur“ 4,9 Prozent weniger Lohn als die männlichen Berufseinsteiger. In der Banken- und Versicherungsbranche liegt die Einkommenskluft zwischen Frau und Mann auf der unteren Karrierestufe bei 21,1 Prozent.
Auch im Vergleich nach Berufsgruppen zeigen sich deutliche Einkommensunterschiede bei Berufsanfänger/innen. Sie reichen von unter 10 Prozent in EDV/IT-Berufen bis zu 20 Prozent und mehr z.B. in den Berufen der Nahrungsmittelverarbeitung.
Wie viel Mann und Frau verdient, kommt auch auf die Größe des Betriebes an. Je größer der Betrieb, desto größer der absolute Einkommensrückstand weiblicher Berufsanfänger.
Hintergrund der Studie und Ländervergleich
Für die Studie zogen die Forscher des WSI 75.000 Datensätze von BerufsanfängerInnen aus acht Ländern heran. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland beim Gender Pay Gap im oberen Drittel. Die Spannweite des GPG bei BerufsanfängerInnen reicht von 9,4 Prozent in Belgien und 9,8 Prozent in Dänemark bis zu 26,0 Prozent in Polen und 30,4 Prozent in Spanien.
Ursachen: geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung
Doch die Einkommensrückstände von Frauen lassen sich nicht allein durch unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen, eine spezifische Berufswahl oder aufgrund von Kindererziehung erklären. Mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten spielen auch eine Rolle. All dies sind jedoch nur Teilerklärungen. Laut den Projektleitern bestätigen die Analysen, den auch aus anderen Untersuchungen bekannten Befund, dass ein wichtiger Teil des geschlechtsspezifischen Lohnrückstandes sich weder durch personenbezogene oder strukturelle Faktoren erklären lässt, sondern auch auf die unterschiedliche, auch diskriminierende Behandlung von Frauen im Berufsleben zurückzuführen ist.
*Dazu sagen wir nur: Frauen an die Macht!!!*
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung Hans Böckler Stiftung - Stand: 2. Oktober 2009