Folge meinem Blick und ich weiß, wie dominant ich bin
Studie über Blickrichtungen
Im Filmklassiker Casablanca heißt es noch „Ich schau’ dir in die Augen, Kleines“. Doch wenn man seinem Gegenüber Respekt erweisen möchte, könnte man dies durchaus auch mit dem Spruch „Ich folge deinem Blick“ tun. Wie britische Forscher in einer Studie herausgefunden haben, schauen wir oft automatisch in dieselbe Richtung, wenn einer unserer Mitmenschen in diese blickt – und vor allem dann, wenn das Gegenüber dominant wirkende Gesichtszüge besitzt.
Von den Affen abgeschaut
Wissenschaftler glauben, dass wir diesen Reflex von unseren entfernten Verwandten, den Makaken, einer Affenart übernommen haben. In früheren Studien haben sie nämlich bereits herausgefunden, dass auch diese Affen sich an der Blickrichtung dominanter Artgenossen orientieren. Die Forscher gehen davon aus, dass sich dieses Verhalten bis heute erhalten hat, da es durchaus nützlich sein kann, zu erkennen, was dominante Gruppenmitglieder momentan beschäftigt.
Männlich ist dominanter
Um herauszufinden, welche Menschen uns mit ihrem Blick besonders beeinflussen, entwarfen die Wissenschaftler zunächst am Computer ein „übertrieben“ männlich und ein deutlich weibliches Gesicht. Diese zwei Bilder veränderten sie anschließend so, dass das weibliche Gesicht deutlich männliche Züge bekam und umgekehrt. Auf allen Bildern blickten die Personen entweder nach rechts oder links. Die Testpersonen bekamen zunächst jeweils eines dieser Bilder kurz gezeigt und anschließend ein „T“ oder ein „L“, das sich entweder genau in der Blickrichtung des vorher gezeigten Bildes befand oder entgegengesetzt. Sie sollten so schnell wie möglich äußern, welchen der beiden Buchstaben sie gesehen hatten. Das Ergebnis: Die Reaktion der StudienteilnehmerInnen war deutlich schneller, wenn der Buchstabe die Blickrichtung des vorherigen Gesichts wiedergab, allerdings nur dann, wenn es eines der Gesichter mit männlichen Zügen war. Bei den beiden weiblichen Gesichtern war die Reaktionszeit eher durchschnittlich.
Für die Forscher werden männliche Gesichtszüge auch heute noch mit Kraft und Durchsetzungsvermögen in Verbindung gebracht und sind somit ein Zeichen für Dominanz. Dem Blick dominanter oder höhergestellter Menschen zu folgen, verhelfe daher, Bedrohungen zu erkennen und die Stimmung sowie das Vorhaben dieser Personen besser einschätzen zu können.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 28. Oktober 2009