Ein Affe, der Zoobesucher mit Steinen beschmeißt ist ja eigentlich eher eine unschöne Sensation für einen Zoo - verdeutlicht sie doch, wie entnervt der Affe davon ist, ständig begafft zu werden. Allerdings hat das rüpelhafte Verhalten des Schimpansen Santino aus dem schwedischen Zoo von Furuvik für neue Erkenntnisse bei VerhaltensforscherInnen gesorgt, die ihre Ergebnisse nun im Fachjournal Current Biology veröffentlicht haben.
Mathias Osvath von der Universität in Lund und seine KollegInnen stießen nämlich breits 1997 auf Wurfgeschosslager im Gehege des besucherüberdrüssigen Affen Santino. Dieser hatte nämlich nicht nur spontan nervige Besucher beworfen, sondern bereits vor Öffnung des Tierparks - ganz entspannt - Steine gehortet. Und wenn es keine mehr gab, hat er sogar mühsam Brocken einer kaputten Mauer zerkleinert. Die Wurfgeschosse deponierte er dann an passenden Stellen, um ausreichend gewappnet zu sein für den Besucherandrang.

Aggressiver Steinewerfer-Affe

Für die Verhaltensforscher ist das Verhalten Santinos ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Schimpanse bereits im Vorfeld ahnt, dass er nachher wieder mies drauf sein wird und für diese Situation vorsorgt. Dieses planvolle und vorausschauende Verhalten wird Tieren im allgemeinen eher abgesprochen, weil es komplexe Denkprozesse und ein ausgeprägtes Bewusstsein für sich selbst voraussetzt. Bislang wurden kaum ähnliche Fälle planvollen Handelns bei Tieren dokumentiert und wenn, dann galten sie als sehr umstritten. Somit könnte der aggressive Steinewerfer-Affe das Bild, das sich der Mensch vom Tier macht, ganz schön ins Wanken bringen.