Wir-Gefühl durch Gleichschritt?
Forschung: Synchronismus soll Gemeinschaft stärken
Wer gemeinsam ein Lied schmettert und dabei am besten noch im Gleichschritt marschiert, der entwickelt ein besonders starkes Wir-Gefühl. Darum wird das Synchron-Latschen und -Singen auch in der Armee und bei religiösen oder sportlichen Veranstaltungen so gerne eingesetzt. Dass die Gleichschaltung der Bewegungen auch für einen besseren Zusammenhalt in der Gruppe oder Truppe sorgt, will auch der Psychologe Scott Wiltermuth von der Universität Stanford in Versuchen mit Freiwilligen beobachtet haben.
Macht synchrones Tasse schwingen hilfsbereit?
Seine Testpersonen sollten beispielsweise auf dem Uni-Campus herumlaufen - entweder im Gleichschritt oder ganz normal. Anschließend spielten sie ein Spiel, bei dem man entweder mit anderen kooperieren oder aber ganz egoistisch nur für den eigenen Gewinn spielen konnte.
In einem anderen Experiment sollten die ProbandInnen eine Tasse synchron zur Musik bewegen. Eine Gruppe hört die gleiche Musik, so dass ihre Bewegungen ebenfalls synchron waren. Eine andere Gruppe hörte die Musik in unterschiedlichen Tempi, so dass die Bewegungen natürlich überhaupt nicht synchron waren. Auch diese Testpersonen sollten im Anschluss an diesen Versuch ein Kooperationsspiel spielen.
Und siehe da - wer hätte das gedacht - die Synchrontassentänzer und Gleichschrittmarschierer zeigten sich in den experimentellen Spielsituationen wesentlich kooperativer und waren weniger auf den eigenen Vorteil bedacht, als die Individual-Spaziergänger und Tassenschwinger. Die Ergebnisse lassen die Forscher glauben, dass das Einbinden von Synchron-Aktivitäten den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb von Gruppen stärken kann. Dass diese neue alte Erkenntnis jetzt dazu führt, dass SchülerInnen im Gleichschritt durch die Schule marschieren und die Antworten auf Lehrers Fragen im Chor beantworten, wollen wir natürlich nicht hoffen. ;-)
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. Januar 2009