Zu viele Geschichtszahlen!
Lehrer sind sich nicht einig, welche Daten wichtig sind
Die Meinungen darüber, welche Geschichtsdaten SchülerInnen kennen müssen, liegen unter LehrerInnen weit auseinander. Oftmals müssen SchülerInnen zu viele Jahreszahlen auswendig lernen. Das hat Prof. Dr. Michael Sauer, Geschichtsdidaktiker an der Universität Göttingen, in einer Befragung von 90 LehrerInnen an 13 niedersächsischen Gymnasien festgestellt. Aus 248 vorgegebenen Daten von der Vorgeschichte des Menschen bis zur Welt nach 1945 ließ er die LehrerInnen die Daten auswählen, die in ihren Augen bis zum Ende der 10. Klasse beherrscht werden sollten. Das Ergebnis: im Durchschnitt haben die Lehrkräfte 104 Angaben ausgewählt. Für den Geschichtsdidaktiker ein erstaunlich hoher Wert.
Die Auswahl variierte dabei allerdings zwischen 40 und 150 Zahlen. Die Vorstellungen darüber, welche Geschichtsdaten wirklich wichtig für das Allgemeinwissen sind, gehen also weit auseinander. Auch seien nach Ansicht von Prof. Michael Sauer im „Ranking“ der meistgenannten Geschichtszahlen zu wenige Daten aus dem Beginn der Menschheitsgeschichte, aus der griechischen und der römischen Antike oder dem Mittelalter vertreten. Im Vergleich der Epochen deutlich an erster Stelle liegt die Zeit der beiden Weltkriege. Für die Jahre 1933 bis 1945 sind vor allem die Orientierungszahlen zur NS-Herrschaft und zum Zweiten Weltkrieg von besonderer Bedeutung. Nach 1945 erhalten die beiden Daten zur deutschen Wiedervereinigung außerordentliche hohe Zustimmungswerte.
Die Schlussfolgerung: „Insgesamt lässt sich ein gewisser Trend zu allgemeineren Daten anstelle von Detailzahlen erkennen, der natürlich auch der Notwendigkeit zur Konzentration im Unterricht geschuldet ist“, erklärt Prof. Sauer. So erscheint es wichtiger, allgemein die Ausdehnung der römischen Herrschaft zu kennen als die Einzelangaben zu den Punischen Kriegen. Weniger berücksichtigt werden Daten, die elementare Veränderungen der menschlichen Lebensverhältnisse markieren, etwa die industrielle Revolution. Ein übergeordneter Überblick über die Geschichte der Menschheit komme damit eher zu kurz, so das Fazit von Sauer.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 30. Januar 2009