Gefühle doch angeboren?

Studie findet "weibliches" Verhalten im vorderen Hirnlappen

Jahrzehntelang haben Feministinnen dafür gekämpft, dass Frauen und Männern nicht mehr die alten Rollenklischees zugeordnet werden - jetzt machen ihnen WissenschaftlerInnen aus Mailand einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. In einer neurologischen Studie wiesen sie nach, dass Frauen aufgrund ihrer Gene tatsächlich mehr Einfühlungsvermögen aufweisen als Männer. Und sie können sich nicht nur besser in andere hineinversetzen, sondern auch noch über ihre Gefühle sprechen (was Frauen und Mädchen ja bei ihren Partnern oft schmerzlich vermissen ;-))

Die Untersuchung

In der Studie wurden jeweils zwölf Studenten und Studentinnen 220 Farbbilder gezeigt. Einmal waren Personen zu sehen, die bestimmte gesellige Aktivitäten wie Radfahren, Spielen oder Einkaufen tätigten, ein anderes Mal zeigten die Bilder nur personenlose Landschaften, Gebäude oder Räume. Dabei maßen die ForscherInnen die Reaktionen verschiedener Gehirnareale. Sie stellten fest: Bei den Frauen reagierte der vordere Hirnlappen auf die Bilder mit den Menschen und bei den Männern wurde der Archicortex aktiviert, der für die räumliche Wahrnehmung zuständig ist.

Auch eine Untersuchung des Leibniz Institute for Neurobiology in Magdeburg kam zu dem Ergebnis, dass Frauen eher auf Kinderlaute reagieren als auf Motorengeräusche. Beide Studien schreiben dieses Phänomen der jahrhundertelangen Rolle von Frauen als Ernährerin und Erzieherin zu. In der Geschichte immer der fürsorgliche und verständnisvolle Teil der Familie und Gesellschaft zu sein, hat offenbar genetische Spuren hinterlassen.

Die WissenschaftlerInnen wollen aber nicht alte Rollenklischees aufwärmen, sondern hoffen, mit diesen Erkenntnissen Krankheitsbilder wie zum Beispiel Autismus oder "asoziales Verhalten" besser verstehen zu können. Dies kommt nämlich bei Männern häufiger vor als bei Frauen.

Autorin / Autor: Redaktion/diestandard.at - Stand: 10. November 2008