Das Licht
Weil die Regierung beschlossen hat, die Atomkraftwerke aufgrund der hohen Energiegewinnung und trotz Defekten weiter laufen zu lassen, haben sie ein Ereigniss herauf beschwört, dass viele Familien getrennt hat.
Licht?!
„Was ist das für ein Licht?“ Nelly hielt sich an dem Bein ihrer Mutter fest und starrte auf den grellen Lichtstrahl. „Sieh nicht hin! Schnell, schau weg! Hol deinen Teddy und Laura. Wir fahren weg.“ Erst jetzt, 20 Jahre später, weiß ich, wieso sie so hektisch reagierte. Das ist meine Geschichte:
Erinnerungen
Es war an einem Samstagnachmittag und alles schien normal zu sein. Ich spielte in der Küche, meine Mama hat gekocht. Dann kam ein Knall. Und das Licht. Ich hab es nur kurz gesehen, meine Mama starrte nur zwei Sekunden länger dorthin. Dann hat sie mich geschnappt, alles stehen und liegen gelassen. Sie hat nach Laura gerufen, meiner großen Schwester, der ich heute für so vieles dankbar bin. Dann sind wir ins Auto gestiegen. Kleidung oder ähnliches haben wir nicht mitgenommen. Ich war gerade mal sechs Jahre alt und kann mich nicht sehr genau erinnern. „Wo ist Papi?“ Er sei auf der Arbeit, sagte Mama. Wir sind dann losgefahren, weg von dem hellen Licht. Unsere Nachbarn waren alle auf der Straße und schrien wild durcheinander. Was genau passiert ist, wusste ich damals noch nicht. Die Straßen waren voll von Autos. Überall Kinder in den Autos, Mütter die besorgt nach hinten blickten. Nach hinten zu dem Licht. „Nicht umdrehen!“ Diesen Satz wiederholte meine Mutter mehrmals. Ich saß auf Lauras Schoß, sie umklammerte mich und redete beruhigend auf mich ein. Sie war zwölf als das Licht kam. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen und wachte auf als wir irgendwo, ganz weit weg waren, wo die Autos auf der falschen Straßenseite fuhren. Dann schlief ich wieder ein.
Das nächste Mal wachte ich durch das Husten meiner Mama auf. Es war ein komisches Husten. “Mama? Was hast du?“ hörte ich Laura fragen. „Schlaf wieder, mir geht’s gut.“ „Wo sind wir?“ „Bei deiner Oma. In England.“ „Wohnen da Engel?“ Meine Mama lächelte zaghaft. „Schlaft jetzt ihr beiden. Es ist schon spät. Ich liebe euch.“ Dann gab sie uns einen Kuss auf die Stirn und nahm uns in den Arm. Das war das letzte Mal, dass meine Mutter mit uns sprach. Wir Kinder schliefen ein. Am nächsten Morgen war meine Mama weg. „Wo ist meine Mama? Ich will zu Mama!“ schrie ich, aber niemand wollte mich zu ihr bringen. „Mama ist bei Papa.“ Dass Oma damit meinte, dass sie im Himmel ist, wusste ich nicht. Ab da verblassen meine Erinnerungen.
20 Jahre später
Jetzt bin ich 26, verheiratet und habe selber ein kleines Mädchen. Sie ist gerade mal zwei Monate alt. Wir wohnen in Südfrankreich und sind glücklich. Meine Schwester Laura hat mir alles erzählt als ich älter war. „Als du sechs warst, kannst du dich an ein Licht erinnern?“ fragte sie. Ich antwortete, „Ja.“ „ Dieses Licht, das war ein Licht vom Atomkraftwerk. Die erzeugen Energie. Die Laufzeit ist von der deutschen Regierung um 14 Jahre verlängert worden, obwohl bekannt war, dass sie nicht mehr tragbar sind. Eins davon ist explodiert. Nicht weit weg von da, wo wir wohnten. Dieses Licht, das war ähnlich der einer Atombombenexplosion. Weil unsere sture Regierung der Ansicht war, dass Energie benötigt wird, haben sie die Werke einfach geöffnet gelassen, anstatt sie zu schließen. Das haben sie davon. Mama ist an den Folgen der Strahlung gestorben. Du hättest das früher alles nie verstanden.“ „Oh.“ Das war das einzige, was ich dazu herausbrachte. Jetzt weiß ich Bescheid, wieso und warum. Weshalb so viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Wegen der Energie, die eigentlich so positiv ist für alles, aber eben auch ihre sehr schlechten Seiten hat, denn oft kann Energie gefährlich sein. Vielleicht denkt unsere Regierung mal darüber nach, ob es nicht doch von Vorteil sein könnte, auf andere Energie umzusteigen.
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Autorin / Autor: Alina, 15 Jahre - Stand: 12. Oktober 2010