Landwirtschaft und Klima
Eine Reportage zum Klimawandel von Felix und Pascal, AG 11 Mettnau-Schule
- Welchen Anteil trägt die globale Landwirtschaft am Klimawandel?
- Wo werden in der Landwirtschaft klimaschädliche Gase ausgestoßen?
- Wie kann die landwirtschaftliche Klimabilanz verbessert werden?
- Wie kann die Landwirtschaft zu einer Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien beitragen?
- Warum sich die Landwirtschaft damit selbst rettet.
Welchen Anteil trägt die globale Landwirtschaft am Klimawandel?
Schätzungen zufolge produziert die globale Landwirtschaft bis zu 32% aller vom Menschen produzierten Treibhausgase. Die Hauptverantwortlichen sind dabei vor allem die industriellen und marktorientierten Betriebe. Die kleinbäuerlichen Betriebe, werden immer mehr „ausgerottet“. Wir verlieren damit die Betriebe, die auf den Erhalt der Umwelt und das Gleichgewicht der Natur achten. Weltweit ist die Landwirtschaft der Hauptverursacher von CH4 Emissionen (Methan) mit ca. 43% und der N2O (Lachgas)-Emissionen; ca. 52%. Ohne Gegenmaßnahmen ist damit zu rechnen, dass die landwirtschaftlichen Emissionen bis 2030 bei Lachgas um 35-60% und bei Methan um 60% steigen werden. Der CO2 (Kohlenstoffdioxid) Anteil der globalen Landwirtschaft liegt bei knapp 10-12%. Die Lachgas und Methan Emissionen sind zwischen 1990 und 2005 bereits um 17% gestiegen. Lachgas ist 300mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid, das macht diese Werte umso bedenklicher.
Wo werden in der Landwirtschaft klimaschädliche Gase ausgestoßen?
Die Tierhaltung wird immer mehr zum globalen Klimaproblem. Millionen von Nutztieren stoßen gigantische Mengen an Methangas aus und ihre Fütterung und Haltung verursacht Unmengen CO2. Aber warum brauchen wir immer mehr Nutztiere? Weil das Verlangen der Menschheit nach sämtlichen tierischen Produkten sehr groß ist und durch eine steigende Population immer größer werden wird. Der Mensch, als Konsument entscheidet darüber wie viel und unter welchen Bedingungen Nutztiere gehalten werden. In der Frage, wie kann der Methangasausstoß in der Landwirtschaft reduziert werden, ist unserer Meinung nach jeder einzelne Verbraucher genauso gefragt, wie die Landwirtschaft selbst. Würde die Menschheit nur ihren Fleischkonsum auf ein verträglicheres Maß senken, so könnten im Bereich der Nutztierhaltung bereits deutlich Emissionen eingespart werden. Da aber für immer mehr Tiere auch immer mehr Futterpflanzen, wie etwa die Soja- Pflanze, benötigt werden, wird gerade beim Sojaanbau rücksichtslos Regenwald gerodet um Ackerflächen zu erhalten. Jährlich geht der Regenwald durch die Landwirtschaft um 43.000 km2 zurück. Dies geschieht meist wiederum durch Brandrodung, welche wieder große Mengen an CO2 verursacht. Ein weiterer Klimakiller ist der Stickstoffdünger. Die Herstellung von Stickstoffdünger ist sehr energieintensiv, dabei werden pro Jahr ca. 300 – 600 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Um mehr Gewinn in der Landwirtschaft zu erzielen wird immer mehr Stickstoffdünger eingesetzt. Im Jahr 1960/1961 wurden 11 Mio. Tonnen verbraucht, im Jahr 2004/2005 wurden bereits 91 Mio. Tonnen verbraucht.
Wie kann die landwirtschaftliche Klimabilanz verbessert werden?
Der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen in der Landwirtschaft kann und muss reduziert werden. Der Ausstoß von Methangas und Lachgas, welche bei der Tierhaltung und z.B. der Ausbringung von Gülle entstehen, kann durch gezielteres Ausbringen der Gülle minimiert werden. Wird die Gülle über verschiedene Techniken so ausgebracht, dass sie unmittelbar über dem Boden austritt, so gelangen zum einen die Nährstoffe ohne große Verluste zur Pflanze und die oben genannten klimaschädlichen Gase entweichen nicht mehr so stark in die Atmosphäre, wie bei einer Ausbringung bei der die Gülle unter hohem Druck aus dem Fass gespritzt wird.
Quelle: http://www.lgrain.de
Durch die möglichst durchgängige Begrünung von Äckern kann die Landwirtschaft der Atmosphäre Treibhausgase entziehen. Durch die Fotosynthese der Pflanzen wird CO2 entzogen und Sauerstoff produziert. Lässt ein Landwirt nach der Ernte seinen Acker nicht brach liegen bis zum Frühjahr, sondern begrünt ihn gleich wieder, so kann diese Ackerfläche gleich wieder CO2 absorbieren. In der ökologischen Landwirtschaft ist diese Art des Ackerbaus quasi Standard. Das Zauberwort lautet hier Gründüngung. Die Äcker werden mit einer Zwischenkultur begrünt, die für die im Frühjahr zur Einsaat geplante Hauptkultur wichtige Nährstoffe liefert. So eine Kultur sind z.B. Leguminosen, die Stickstoff im Boden binden. Warum aber macht dies nicht jeder Landwirt? Wie immer geht es dabei um die Wirtschaftlichkeit. Derjenige Landwirt, der seinen Acker gleich wieder begrünt hat einen höheren Aufwand und damit höhere Kosten. Lieber nehmen die Landwirte einen negativen Einfluss auf das Klima und Bodenerosionen in Kauf. Verständlich, denn schließlich muss der Landwirt auch an seinen finanziellen Ertrag denken. In dieser Problematik ist aus unserer Sicht die Politik gefragt. Durch gezielte Förderungen und Maßnahmen muss eine klima- und umweltfreundliche Landwirtschaft gefördert werden.
Wie kann die Landwirtschaft zu einer Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien beitragen?
Die Tage der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen sind gezählt. Die Zukunft lautet 100%ige Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien; der Sonne, dem Wind, dem Wasser und der Biomasse gehören die Zukunft. Um den hohen Bedarf an Strom und Wärme zu decken, braucht es einen breit aufgestellten regenerativen Energiemix. Dabei spielt die Energieerzeugung vom landwirtschaftlichen Acker bereits eine wichtige Rolle, aber das vorhandene Potenzial wird längst noch nicht optimal genutzt. Hier kann die Landwirtschaft einen positiven Einfluss auf das Klima ausüben und ihre Energiebilanz aufbessern.
Nun zu den Fakten: Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz geht davon aus, dass Biomasse langfristig mit ca. 10 % Anteil zur Stromversorgung in Deutschland beitragen und ca. 20 % der Ausgangsmaterialien für die Wärmebereitstellung liefern kann. 2005 wurden erst 3,2 Milliarden Kilowattstunden aus Biomasse gewonnen, 2006 bereits 18,6 Milliarden. Dafür wäre aber eine Verdopplung der heutigen Anbauflächen von Energiepflanzen auf ca. 4 Millionen Hektar notwendig, was wiederum kritisch gesehen werden muss. Müssen für Biogasanlagen gigantische Flächen an Mais in Monokulturen oder im Falle von Biodieselherstellung Raps angebaut werden, so hat dies wiederum schädliche Auswirkungen auf die Umwelt. Nach wie vor hoher Pestizideinsatz und Düngemitteleinsatz in diesen Kulturen, führen zu negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Die Reduktion der Treibhausgase durch Biomasse, die aus Energiepflanzen vom Acker gewonnen wird, wird zudem meist überschätzt, da der intensivlandwirtschaftliche Anbau dieser Pflanzen, sowie die damit einhergehende landwirtschaftliche Nutzung von bisher wenig oder ungenutzten Flächen, Waldrodungen, Trockenlegungen von Mooren und der Umbruch von Grünland ebenfalls Emissionen freisetzen. Zu bevorzugen ist daher die Energiegewinnung aus immer vorhandenen Abfallstoffen, wie etwa die Exkremente der Nutztiere, das bei der Getreideernte anfallende und häufig ungenutzte Stroh, Grünabfälle oder Essensreste. So kann z.B. eine Biogasanlage in einer Kommune komplett aus Reststoffen betrieben werden. Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Eine Stadt betreibt eine Biogasanlage und setzt sich das Ziel, diese ausschließlich aus Abfallstoffen zu betreiben. Dafür kommen folgende Lieferanten in Frage:
- jeder einzelne Bürger, mit seinem selbst erzeugten Biomüll, wie z.B. Rasen- und Heckenschnitt, Essensabfällen etc.
- Betriebe, die Biomüll erzeugen, insbesondere die Gastronomie (Nahrungsabfälle)
- Landwirte, die jegliche anfallende Biomasseabfälle von ihrem Betrieb liefern
- die städtische Kläranlage mit ihrem Klärschlamm
In Verbindung mit weiteren erneuerbaren Energiequellen entsteht so eine Stadt, die ihren Energiebedarf aus 100% erneuerbaren Energiequellen deckt. In solch einem Konzept können Landwirte wichtige Partner sein. Für die Landwirtschaft eröffnet sich so auch ein weiteres Standbein. Ein weiterer interessanter und teilweise lukrativer Beitrag zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien besteht für einen Landwirt im Bereich der Solarenergie. Bedingt durch meist große Wirtschaftsgebäude stehen dem Besitzer viel Dachflächen zur Verfügung. Diese können, je nach Eignung, mit Solaranlagen bestückt werden. Nicht selten ist es möglich, in Verbindung mit einer Biogasanlage so den Eigenverbrauch des Betriebes komplett zu decken. Durch Überschuss erschließt sich eine neue Einnahmequelle.
Warum sich die Landwirtschaft damit selbst rettet
Wenn die globale Landwirtschaft die Kehrtwende von der industriellen Massenproduktion ohne Rücksicht auf die Umwelt, hin zur nachhaltigen und umweltschonenden Landwirtschaft schafft, dann wird die Branche langfristig gesehen genau davon profitieren. Den Beweis dafür kann man anhand eines ganz einfachen Beispiels aufzeigen: Wird auf einem guten Ackerboden Jahr für Jahr eine Pflanze angebaut, die viel Nährstoffe aus dem Boden zieht und gleichzeitig dem Boden zuwenig zurück gibt, so ist er irgendwann erschöpft. Dann ist nur noch unter hohem Einsatz von Dünger ein Ertrag aus dem Boden zu holen. Die bessere Variante: Dem Boden Erholungspausen geben, sprich auf eine nährstoffziehende Pflanze eine nährstoffgebende Pflanze anbauen. So bleibt die Natur in ihrem Gleichgewicht und der Boden liefert über mehrere Jahre und Generationen gesehen mehr und schließlich auch billiger Ertrag. Das Interesse und Mitwirken am Klimaschutz sollte in der Landwirtschaft als Selbstschutz gesehen werden. Denn Naturkatastrophen wie Dürren, Hochwasser etc., wirken sich immer auch gravierend auf die Landwirtschaft aus. Bereits heute werden infolge dessen immer mehr Ernteausfälle beklagt. Die globale Landwirtschaft muss einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur und vor allem eine kompromissbereite und offene Einstellung zum Klimaschutz erlangen. Nur so wird sie ihren wichtigsten Auftrag erfüllen können: die Menschen dieser Welt stets ausreichend zu ernähren.
Der Beitrag stammt von Felix und Pascal
AG 11
Mettnau-Schule
Radolfzell
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Autorin / Autor: Felix und Pascal, 11. Klasse - Stand: 27. Oktober 2010