Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
„Ein Leben in der ganzen Welt wäre schön, wäre ein vollkommenes Leben“! Das dachte Arimes, ein Junge von 13 Jahren, eine Person wie jede andere, wie ich und wie du! Und doch war er kein gewöhnlicher Junge von 13 Jahren, nein er war anders, anders als alle anderen - er war in der psychischen Welt ganz und gar vollkommen und in der physischen Welt ganz und gar verkommen!! Sein ganzes Leben war eine angelehnte Tür, die er nicht zu öffnen vermochte. Nie würde er es schaffen, erst wenn er tot sein würde, wäre die Tür offen, und bis dahin dauerte es noch sehr lange. Irgendwo in Arimes´ Leben würde ein Punkt sein, ein sehr plötzlicher Punkt! Er würde ihn vorher sehen, aber er würde ihn nicht umgehen. Er würde ihn erleben, denn das wollte er. Er wollte alles erleben, doch das ging nicht. Er konnte nicht erleben, er konnte nur denkend erleben. Und so kam es, dass er in Gedanken zu seiner ungeöffneten Tür kam.
Die Tür war da. Sie war angelehnt. Die Klinke war golden, aber nicht echt golden, sie war vergoldet, und das war für Arimes ein Zeichen, dass er die Tür nicht öffnen musste. Doch er war neugierig, zu neugierig, und so streckte er die Hand nach der Klinke aus. Doch die Hand war nicht da. Es war gar nichts da. Sein ganzes Physisches war verschwunden. Einerseits war Arimes froh, doch andererseits war er nun darüber entsetzt, denn gerade wenn er es brauchte, war das Physische nicht da. Also musste er Psychisches einsetzen, aber wie das? Es war einfach blöd, zu blöd! Wie sollte er nur in so einem Fall sein Psychisches einsetzen, wenn man doch schon im Psychischen ist! Also musste Arimes ein neues Psychisches im Psychischen erschaffen. Doch noch ein anderer Gedanke kam ihm: „Ich muss ja sterben, wenn ich die Tür öffne“. Sollte er das in Kauf nehmen? Sterben? Nur weil er, Arimes, neugierig war? Aber er würde doch auch so an einen Punkt kommen, an dem es vorbei sein würde oder war das der Punkt? Es lag jetzt an ihm, den Tod zu überwinden und die Tür ganz zu öffnen oder zu fliehen. Fliehen ganz weit weg und nie wieder hierher zurück kommen!?
Arimes dachte an Voltaire „Ich bin krank ich leide von Kopf bis Fuß“. War er das? Krank? Nein, Arimes steckte in einem Problem, in einem sehr großen Problem, in einem, das er nie wieder lösen würde, wenn er jetzt aufgab! Er würde immer wieder an diese Stelle zurückkehren und schließlich untergehen, sterben für immer oder irrte er sich da? Würde er sofort sterben und dann von Gott bestraft werden, in einen Kerker geschmissen, wo er nur mit seinem Physischen leben dürfte! Wäre das so? Arimes wusste es nicht. Arimes dachte nicht mehr, Arimes spürte nur mehr einen stechenden Schmerz in seiner Seele. Das Ganze war eine Absurdität. Wahrscheinlich lag er in seinem Bett zuhause und träumte dies alles. Träumte… Nein, er träumte nicht, und das wusste Arimes ganz genau!
20 Jahre Später. Arimes war erwachsen. Er war Journalist einer Tageszeitung geworden. Als er am Morgen zur Arbeit ging, war kein Verkehr, nichts. Nur ein leises Summen am Ende der Straße unterbrach die Stille. Es kam von einem Auto, das wusste Arimes, er würde es über die Straße schaffen, locker, auch wenn er schlenderte. Ganz plötzlich tauchte vor seinen Augen die angelehnte Tür auf, nur ganz kurz, als wollte sie ihn vor etwas warnen. Sie war in letzter Zeit öfters aufgetaucht, deshalb beachtete Arimes sie nicht und schlenderte ruhig über die Straße. Plötzlich wurde das Summen lauter, und ein Auto raste auf ihn zu. Alles wurde Schwarz und dann stand Arimes wieder vor der Tür. Sie war offen. Arimes war tot!
Autorin / Autor: Matti , 13 Jahre - Stand: 11. Mai 2010