Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Ich stehe vor dem Gartentor, und traue mich nicht weiter. Mein Bruder springt aus dem Auto, läuft an mir vorbei und rennt durch das Tor. Langsam gehe ich ihm nach. Nur noch ein Tür trennt mich von meinem neuen zu Hause. Eine Tür, die so einladend, und doch etwas angsteinflößend wirkt, dass ich mich nicht traue sie anzusehen. Was wird mich hinter ihr wohl erwarten? Der Anfang eines neuen, besseren Lebens, wie es meine Eltern versprochen haben, als sie uns verkündet haben, dass wir aus Brush weg ziehen müssen, da unser Vater eine Stelle in New York angenommen hat? Oder wird es genau so wie in allen Filmen, dass die, die neu in der City sind, keine Freunde finden und totale Freaks sind? Man hat ja schon einiges gehört, dass in New York täglich Menschen erschossen werden... wer weiß, wie lange ich hier überlebe. Ach verdammt, ich will hier nicht hin. Ich will nicht durch diese Tür gehen und wissen, dass sich jetzt alles verändern wird. Ich will nicht in die neue Schule gehen und jeden Tag beten, wieder lebendig nach Hause kommen zu dürfen. Mist, Daddy kommt gerade und will mich holen, nein, ich bleibe noch hier. Ja, er ist wieder weg. Soll ich es versuchen? Mein Koffer mit den wichtigsten Sachen ist noch hier, ich könnte weglaufen, einfach abhauen! Sophie würde mich sicher ein paar Nächte bei sich übernachten lassen. Ich würde dann in irgend einer Scheune wohnen, wieder in meine alte Schule gehen und nachmittags bei „Cookie's Coke Bar“ aushelfen. Alles würde perfekt werden, ich müsste nur einen Zug nach Denver in der nächsten halben Stunde bekommen, und ich wäre weg, ohne, dass mich jemand aufhalten kann. Ich muss einfach meinen Koffer schnappen und weglaufen, die würden es erst in einer Stunde merken, und da wäre ich schon weg! Aber was ist, wenn Sophie jetzt andere Freunde hat? Sie fand doch Sarah und Ashley immer so nett und toll, was ist, wenn die drei jetzt beste Freundinnen sind, und über mich ablästern? Wo will ich dann wohnen? Und außerdem, woher will ich wissen, dass in der nächsten halben Stunde ein Zug nach Denver fährt? Bestimmt merken meine Eltern, dass ich weg bin und finden mich. Dann gibt es riesen Ärger. Nein, ich kann das nicht, außerdem bin ich kein Angsthase! ich gehe jetzt durch diese Tür! Was kann die mir schon machen? Ich gehe ja nicht durch das Tor zum Himmel... oder etwa doch? Nein, um Gottes Willen Serena Warner hör sofort auf so einen Mist zu denken!! Ich gehe da jetzt rein verdammt nochmal. Super, ich bin schon fast an der Tür angekommen. Sie ist zum Glück nur angelehnt. Eigentlich sieht sie ganz hübsch aus, die Tür meine ich. Dunkles Holz mit schönen Schnitzereien. Hinter so einer schönen Tür kann doch nur etwas schönes sein, oder? Gleich, gleich stoße ich sie auf und trete ein, hinein in mein neues Leben. Tschüss Serena, die in einem großen Langhaus mitten in der Stadt Brush gewohnt hat, tschüss Serena, die mehr Freundinnen hat, als es Häuser in ganz Colorado gibt und hallo Serena, die in einem kleinen Einfamilien Haus am Rande von New York wohnt und noch keine Menschenseele hier kennt.
Autorin / Autor: Jessica, 14 Jahre - Stand: 28. Mai 2010