Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Es war dunkel. Endlich war es ruhig, trotzdem konnte ich nicht schlafen. Ich vermisste meine Familie, meine Freunde, aber das war jetzt egal. Ich musste überlegen, wie ich hier raus kam. Meine Augen schmerzten vor Müdigkeit, ich gähnte, aber ich hatte keine Zeit mehr, ich musste weiter nachdenken.
6 Stunden später war mir noch immer nichts eingefallen. Ich beschloß einfach den richtigen Augenblick abzuwarten. Es gibt immer einen Ausweg, wenn man etwas wirklich will und mein größter Wunsch war es im Moment von hier verschwinden zu können.
Der Wärter kam an meine Zelle. Er sah mich nur ungehalten an. Ich guckte ihn unbeirrt an. Ich wusste, dass ich nichts verbrochen hatte, das Problem war nur, dass ich damit die einzige war.
„Ein Anruf für dich“, der Wärter sah mir forschend ins Gesicht. „Von wem?“, erwiderte ich ziemlich kühl. „Eine Anna Schäfer“. Ich dachte, ich hatte mich verhört. Skeptisch schaute ich den Wärter an: „Das meinen sie aber nicht ernst. Also wirklich, verarschen kann ich mich selbst.“ Der Wärter war von meinem neuen Tonfall nicht besonders angetan. „Sehe ich so aus, als würde ich Witze machen? Nein? Siehst du, und jetzt komm einfach mit, ich habe noch besseres zu tun.“ „Bitte, bitte, ich komm ja schon.“ Ich war nur noch verwirrt. Warum rufte mich meine Tante im Gefängnis an? Obwohl, wenn ich es mir recht überlegte, war das gar nicht so abwegig. Sie konnte mich noch nie leiden, warum sollte sie diese Gelegenheit mich runtermachen zu können also verpassen?
Ich betrat den Raum, in dem die Telefone standen. Überall waren Kameras. „Wird unser Gespräch aufgezeichnet?“ „Zu unserer Sicherheit ja“, jetzt grinste der Wächter zur Abwechslung mal, aber dadurch sah er nicht freundlicher aus, im Gegenteil er machte mir sogar Angst.
Meine Tante hatte nicht viel zu erzählen. Die meiste Zeit des 10-minütigen Gespräches musste ich mir anhören, wie sie mir vorwarf eine schlechte Tochter für ihre Schwester, meine Mutter, und der letzte Abschaum zu sein und wie ich ihr das hatte antun können, denn die Nachbarn und ihre Freunde sahen sie schon schief an. Irgendwann legte ich einfach auf, ich hatte wirklich keinen Nerv für ihre sogenannten Probleme.
Für einen kurzen Moment sah es so aus als hätte der Wärter Mitleid mit mir, doch er hatte sich schnell wieder gefangen. Ich überging es.
„Kann ich an die frische Luft?“ fragte ich den Wärter. „Von mir aus. Der Innenhof befindet sich hinter der dritten Tür auf der linken Seite.“ Ich nickte. Langsam ging ich den Flur runter bis ich da war. Die Tür war angelehnt. Ich zögerte kurz, denn aus dem Innenhof kamen laute Stimmen. Es klang nach einem schlimmen Streit.
Ich gab mir einen Ruck und öffnete die Tür, die stickige Luft hier drin machte mich fertig, ich musste einfach raus, doch das hätte ich besser nicht getan.
Was ich sah, war nicht gerade appetitanregend. Anscheinend hatte eine der Häftlinge eine andere mit einer Flasche angegriffen. Jetzt war diese überall mit Blut befleckt. Der Wärter war mir gefolgt, er fluchte als er Situation erfasst hatte, er konnte sich wahrscheinlich nicht erklären, wie die Inhaftierte an die Glasflasche gekommen war. Ich setzte mich auf eine Bank und beobachte die Szene. Die verletzte Frau wurde weggetragen, die andere Frau wurde weggezerrt, das würde jetzt sicherlich keine angenehme Prozedur für sie werden. Neben mich setzte sich meine Zimmergenossin Erla hin. „Wie ist das passiert“, fragte ich sie. „Ist doch egal“, war ihre Antwort. „Was ist denn jetzt schon wieder mit dir los. Deine ständigen Launen fangen an mich zu nerven.“ „Ich weiß wer du bist und was du hier machst“, sie sah mich herablassend an. „So, und wie hast du das herausgefunden?“. Sie musste wirklich gut sein, wenn sie es herausbekommen hatte, nicht mal meine Familie wusste, dass ich nur hier war um Informationen zu besorgen. „Das tut nichts zur Sache. Du hilfst mir hier rauszukommen, sonst kennen dein Geheimnis bald alle hier“. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Du willst mir drohen? Wie originell.“, ich stand wieder auf. „Wo gehst du hin?“ Erla sah ziemlich wütend aus. „Ich bin sicher das findest du auch noch raus.“ Ich brauchte Ruhe. Ich hatte immer noch keinen Plan, wie ich hier wieder rauskommen sollte, schließlich hielten mich die Polizei und alle anderen für eine Schwerverbrecherin, das war so auch nötig gewesen, doch seit gestern hatte was ich brauchte.
Doch wenn das so weiter ging, würde ich trotzdem scheitern.
2 Wochen später saß ich in dem schwarzen Sessel. „Hat es geklappt?“, fragte ich meinen Chef. „So weit so gut, aber wir sind noch nicht fertig.“ „Das sind wir doch nie“, stöhnte ich auf. „Willst du noch einen Kaffee?“, fragte er mich, doch zu seinem Erstaunen lehnte ich ab. Das kam nicht oft vor. „Ich hoffe das Ganze war nicht umsonst, es war echt nicht einfach aus dem Gefängnis wieder rauszukommen.“ Ich sah ihn schlechtgelaunt an: “Ihr hättet mir auch ruhig helfen können.“ „Du weißt, das wäre nicht gegangen, wir können es uns nicht leisten aufzufallen.“ Ich brummte gereizt. Endlich kam Dan, unser Computerfreak, rein. „Wir haben das Geld.“ „Gab es irgendwelche Probleme“, fragte mein Boss. „Noch nicht, aber ich denke die Bank wird es irgendwann merken, dass ihnen 120 Milliarden Dollar fehlen.“, antwortete Dan. „Darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist. Ihr könnt jetzt gehen.“
Ich und Dan verließen den Raum. Als wir draußen waren, erhob er das Wort: „Morgen läuft dein Prozess, aber keine Angst ich habe den Leuten schon das Material zugespielt, das deine Unschuld beweist“. „Gut, denn ich habe eine Lust mein Leben im Gefängnis zu verbringen, die paar Tage haben mir gereicht.“ Ich lächelte und wechselte das Thema: „Was meinst du wird noch passieren?“ Er zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung, aber ich mir sicher das wir ihnen immer zwei Schritte voraus sein werden. Zumindest solange ihr mich noch habt.“ „Schön, wie bescheiden du bist“ „Wenn ich den Leuten meine ganze Intelligenz offenbaren würde, würden sie Angst bekommen.“ Ich musste lachen: „Träum weiter.“ Wir waren jetzt an der Eingangstür angekommen. Sie war angelehnt. „Hast du Lust auf einen Kaffee, die Straße runter gibt es ein neues Cafe.“ „Gerne.“, antwortete ich, ein bisschen Ablenkung wäre jetzt sicherlich nicht schlecht. Ich öffnete die Tür.
Autorin / Autor: Laura, 16 Jahre alt - Stand: 15. Juni 2010