Süße Träume
Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Es ist dunkel. Im ganzen Haus ist es still. Isabel sitzt auf ihrem Bett. Sie hört leise den Wind von draußen. Vor einer Weile, so kommt es ihr vor, sind ihre Eltern ins Bett gegangen. Sie kann nicht einschlafen, denn morgen ist ihr erster Schultag und sie ist schon ganz aufgeregt. Ihre Lehrerin Frau Schönberg hat sie bereits kennen gelernt, doch die anderen Erstklässler kennt sie noch nicht.
Ein Glockenschlag zerreißt die Stille. Isabel zählt mit. Eins, zwei, drei… nach dem zwölften Glockenschlag ist es wieder still.
Plötzlich ertönt ein Knarren. Was war das, denkt sie. Da noch einmal. Sie steht auf, geht langsam mit kleinen Schritten zur Zimmertür und schaut durch den kleinen Spalt. Die Tür springt auf und wie durch einen Sog wird sie durch gleißendes Licht gezogen. Sie fühlt sich wie gelähmt. Sie kann sich nicht bewegen. Was geschieht mit mir, fragt sie sich. Nach ein paar Sekunden ist alles vorbei. Sie öffnet langsam die Augen und ist erstaunt über das was sie sieht. Ein Meer voller Farben. Wo ist sie nur gelandet? Als sie sich genauer umsieht, merkt sie, dass der Boden unter ihr viel weicher geworden ist. Sie schaut sich weiter um. Wo kann sie nur sein, fragt sie sich ein zweites Mal. Der Boden ist bedeckt mit bunten Blumen, die aussehen wie Lollies. Wie ist sie hierher gekommen? Sie greift in den weichen Boden und reißt ein Stück heraus. Sie betrachtet es genauer. Sie riecht daran. Der Geruch kommt ihr bekannt vor. Woher kennt sie den nur? Zuckerwatte! Es ist Zuckerwatte! Sie steht auf einer Wiese aus Zuckerwatte. Langsam versucht sie aufzustehen. Es ist schwierig, weil der Boden immer wieder nachgibt. Aber nach einigen Anläufen schafft sie es und bewegt sich vorsichtig in Richtung der Bäume, die überall um sie herumstehen. Sie probiert ein Stück der Rinde. Sie schmeckt nach Schokolade. Kann das wirklich sein? Wo gibt es Bäume deren Rinde nach Schokolade schmeckt? Auch der nächste schmeckt danach. Sie streckt sich, um an die Baumkrone heranzukommen und greift nach den verschieden farbigen Blättern. Als sie die Blätter in der Hand hat, merkt sie, dass diese gar keine echten Blätter sind, sondern alle Arten von Gummibärchen. Sie kann es nicht glauben. Gibt es ein Land, das nur aus Süßigkeiten besteht? Wie hat sie die angelehnte Tür in so ein Land gebracht? Plötzlich hört sie einen laut. Jemand ruft ihren Namen. Sie schaut sich um. Doch niemand ist zu sehen. Wer ruft sie bloß? Wieder ertönt diese Stimme: „Isabel, du kommst zu spät. Wach doch auf!“ Jetzt wird sie auch noch geschüttelt. Sie hat Angst und schließt die Augen. Die Stimme wird immer lauter. Sie kommt ihr bekannt vor. Sie spürt, dass der Boden unter ihr härter wird. Langsam öffnet sie ihre Augen. Sie hört eine Person die Treppe hinaufkommen. Ihre Mutter kommt in ihr Zimmer rein: „Aufstehen. Wieso liegst du denn auf dem Boden?“ Isabel wundert sich. Sie liegt tatsächlich auf ihrem Fußboden. Sie steht auf und möchte ins Badezimmer gehen, als sie auf ihrem Kopfkissen Süßigkeiten findet.
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Autorin / Autor: Katharina und Marie, 16 Jahre - Stand: 15. Juni 2010