Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Sprachlos hält Chris den Erpresserbrief in seinen Händen. Nochmals liest er die Zeilen die aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben bestehen und kann sie immer noch nicht verstehen. "WIR HABEN IHRE SCHWESTER! BESORGEN SIE BIS HEUTE ABEND 18:00 UHR 500.000 € IN 100 UND 500 SCHEINEN UND WARTEN SIE AUF WEITERE ANWEISUNGEN! KEINE POLIZEI, ANSONSTEN SEHEN SIE IHRE SCHWESTER NIE WIEDER!" Erst heute früh hat er noch mit seiner Schwester Anja gefrühstückt und jetzt soll sie in den Fängen von Entführern sein. "Das kann doch nicht wahr sein", murmelt Chris immer wieder vor sich hin, "das kann einfach nicht wahr sein!".
Chris ist 22 Jahre alt und wohnt in München am Stadtrand. Er ist ca. 1,80 groß, hat blonde Haare und blaue Augen. Chris hat eine schwere Zeit hinter sich, denn mit 18 Jahren sind seine Eltern bei einem Wohnhausbrand bei Bekannten ums Leben gekommen. Er musste 1 Jahr vorm Abitur die Schule abbrechen und sich einen Job suchen, um Geld zu verdienen, damit er und seine Schwester, damals 14 Jahre, das Elternhaus nicht verlieren und über die Runden kommen würden. Es hatte einige Zeit gedauert bis die Geschwister Müller die schrecklichen Erlebnisse verdaut hatten, doch nun läuft alles perfekt. Chris arbeitet bei der Kriminalpolizei und verdient gutes Geld und seine Schwester Anja, 16 Jahre alt, geht in die 10. Klasse des Gymnasiums Albrecht und ist eine gute Schülerin. Doch dieser Tag wird zum Horrortrip von Chris! Wird er einen weiteren geliebten Menschen verlieren?
Nach der ersten Schockminute wird Chris sehr hektisch. Er greift nach seinem Handy, seinen Autoschlüsseln, dem Erpresserbrief und stürmt aus dem Haus zu seinem Auto. Während er in das Kriminalbüro rast, ruft er seine Kollegen an und schildert Ihnen die Lage. Sie verabreden sich in 10 Minuten im Büro, um sofort mit den Ermittlungen zu beginnen. Als Chris im Büro ankommt sind seine Kollegen schon versammelt und nehmen ihm den Brief aus der Hand, um Hinweise und Fingerabdrücke zu finden. Während die Spurensicherung sich darum kümmert, befragen die Kollegen Chris über alles mögliche. Doch Chris ist nicht in der Lage zu antworten, geschweige denn zu denken. Er sieht nur ein Bild vor sich, seine Schwester - am Boden - tot. Markus Stein, guter Freund und Kollege von Chris, setzt sich neben ihn und schweigt. Chris beruhigt sich langsam. Doch als die Spurensicherung hereinkommt ist Chris sofort wieder auf den Beinen und löchert sie mit fragen: "Habt ihr was herausgefunden? Sind Fingerabdrücke drauf? Jetzt sagt doch endlich was!". "Beruhige dich!", herrschte Sabine Büchner ihn an. "Also, wir haben nur Fingerabdrücke von deiner Schwester gefunden. Aber anscheinend waren die Entführer nicht gerade schlau, denn die ganzen Fingerabdrücke lassen darauf schließen, dass deine Schwester den Erpresserbrief selbst kleben musste, und das hat sie auch ausgenutzt, denn auf einem angeklebten Buchstaben stand dahinter 'alte Lagerhalle Süd-Ost'!". "Süd-Ost? Da steht doch die alte Fleischerei, die schon seit Jahren nicht mehr benutzt wird!", meldete sich Markus zu Wort. "Ruft das SEK und lasst uns sofort dorthin fahren!", befiehlt Horst Meyer, der Chef des Kriminalbüros.
"Chris, du bleibst im Auto!", flüsterte Horst. "Nein! Ich werd sonst noch wahnsinnig!", meinte Chris. "Okay, aber halte dich gefälligst im Hintergrund!", willigte Horst zögernd ein. Chris schleicht hinter Horst und Markus ins Gebäude, und die Schützen des SEKs liefen zu ihren Positionen. Nichts darf schief gehen, ansonsten könnte das Leben von Anja gefährdet werden. Im Gebäude gibt Horst die Befehle: "Markus und Chris, ihr geht nach rechts, ich nach links! Ihr zwei vom SEK-Team sucht im Keller! Und seid vorsichtig! Wenn ihr entdeckt werdet, kann alles vorbei sein!" Alle nickten mit ernsten Gesichtern. Markus und Chris schleichen weiter an der Wand entlang und versteckten sich in jeder bereitstehenden Nische. Ganz langsam bewegen sie sich vorwärts. Plötzlich hören sie ein wimmern und Chris will schon los stürmen, aber Markus hält ihn fest und bedeutet ihm, sich still zu verhalten. Langsam gehen sie weiter und um die Ecke sehen sie einen schwachen Lichtschimmer der aus einer angelehnten Tür kommt. Ganz langsam bewegen die zwei Kriminalpolizisten sich auf die Tür zu. Chris läuft es kalt den Rücken hinunter. Was wird ihn hinter dieser Tür erwarten, lebt seine Schwester noch? Ist sie Verletzt? Ist der Entführer bei ihr? Kann sich Chris beherrschen, diesem Typen nichts zu tun? Markus schaute ihn fragend an, mit dem Blick - sollen wir? Chris holt tief Luft und nickt. Und dann stürmen die zwei das Zimmer.
Und was sie dort sehen nimmt Chris den Atem. Seine Schwester liegt blutüberströmt und wimmernd am Boden und die Entführer, es sind zwei, sahen schockiert von Chris zu Markus und ehe sie verstehen, hat Markus sie schon gepackt und mit Handschellen an einem Wasserleitungsrohr festgemacht. Chris aber stürmt zu seiner Schwester und nimmt sie vorsichtig in den Arm. Sie ist mittlerweile bewusstlos geworden. „Anja! Wach auf, bitte! Du darfst nicht sterben, hörst du! Du darfst mich nicht verlassen! Bitte!“, fleht Chris sie mit Tränen in den Augen an, „Bitte!!“. Sanft strich er ihr Haar. Langsam regt Anja sich. Sie stöhnt vor Schmerzen und lächelt Chris mit einem schmerzverzerrten Gesicht an. „Und ich dachte schon du hast mich vergessen!“, versuchte sie zu scherzen. Chris drückte seine Schwester so fest er kann, ohne ihr weh zu tun. Markus hat seinen Chef schon informiert und das SEK führt die Entführer ab. Chris hat nur einen bösartigen Blick für sie übrig.
Anja kommt ins Krankenhaus und darf es nach einem Monat, mit einigen Knochenbrüchen und einem Streifschuss, der schon fast vollständig verheilt ist, wieder verlassen. Die Entführer wurden zu jeweils 12 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Anja und Chris sind wieder glücklich vereint und werden nach diesem Schock erstmal Urlaub machen.
Autorin / Autor: Anja, 15 Jahre - Stand: 15. Juni 2010