Der Verdacht
Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Es war an einem Freitagabend, als ich in meinem Bett lag und träumte. Ich träumte gerade von Honigkuchen und Eiskonfekt, als ich plötzlich hoch schreckte. Ein Hund bellte und das Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab: „Herr Kommissar, es ist etwas ganz schlimmes passiert“, ertönte eine helle Stimme am Apparat, „Meine Goldkette und mein Silberring sind gestohlen worden. Können Sie bitte ganz schnell in die Alleestraße 30 kommen.“
„Madame, regen sie sich bitte nicht auf! Ich komme sofort zu ihnen, dann können sie mir alles ganz genau erzählen“, versucht ich die Frauenstimme am anderen Ende zu beruhigen. Ich sprang auf und rannte ins Bad. Eine kleine Katzenwäsche musste reichen. Gleich danach alarmierte ich meine Kollegen und machte mich auf zum Tatort. Auf dem Türschild stand ganz groß Madame Marie Chat. Langsam ging ich hinein und sah jetzt erst, was der Dieb für ein Schlachtfeld hinterlassen hatte. Gläser waren herunter geworfen, Stühle lagen umgekippt im Raum und die Fensterscheiben waren eingeschlagen. Hinten in der Ecke saß Madame Chat und weinte. „Sehen sie nur, wie es in meiner Wohnung aussieht. Die Gläser habe ich auf meine Hochzeit geschenkt gekommen und alle sind jetzt zerbrochen. Aber das Schlimmste ist, dass meine wertvolle Goldkette und mein Silberring mit dem Diamanten gestohlen worden sind“, schluchzte sie, „meinen Schmuck hatte ich im Tresor über meinem Schreibtisch aufbewahrt. Ich schließe immer abends alle Türen ab, doch heute Morgen war die Tür zu meinem Büro aufgebrochen und nur angelehnt.“ „Wir werden den Täter schon noch finden, machen sie sich da mal keine Sorgen“, versuchte ich die Madame zu beruhigen. In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür und meine Kollegen kamen herein. Sie untersuchten die Wohnung nach Beweisen und Spuren. Ich schaute mir in der Zwischenzeit die Bürotür an.
Das Schloss war wirklich aufgebrochen worden und daneben fand ich sehr viele Einkerbungen. Derjenige, der versucht hatte die Tür aufzubrechen, hatte wohl mehrmals mit einem schweren Gegenstand dagegen geschlagen. An der Türklinke waren aber nur Fingerabdrücke von Madame Chat. „Schauen sie mal bitte hier“, ertönte die Stimme meines Kollegen, „Die Scheiben wurden von innen eingeschlagen und die Glasscherben der angeblich so teuren Trinkgläsern sind aus billigem Glas. Die wirklich teuren Gläser sind hier in diesem Regal.“ Plötzlich kam mir ein Gedankenblitz und ich wusste endlich, wer der Täter war. Ich brauchte nur noch die richtigen Beweise. Also ging ich zu dem Tresor, in dem vor kurzem noch die Kette und der Ring gewesen sein sollten. Ich öffnete ihn und schaute ihn mir erst einmal genauer an. Plötzlich entdeckte ich, dass hinten, um die Wand herum kleine Spalten waren. Außerdem fiel mir auf, dass der Tresor ziemlich klein war. Ich legte meine Hand leicht gegen die Wand und versuchte sie nach hinten umzudrücken. Erst bewegte sich nichts, doch auf einmal knarrte es und die Wand klappte nach hinten um. Was war ich erstaunt, als dort wirklich eine Goldkette und ein Silberring zum Vorschein kamen! „Also, wie können sie mir das erklären? Erlauben sie mir bitte mich wieder schlafen zu legen und rufen sie das nächste Mal nicht mich, sondern einen Anderen, den sie, im Gegensatz zu mir, wirklich reinlegen können. Den Rest macht jetzt die Polizei. Gute Nacht“, verabschiedete ich mich und fuhr nach Hause. So hatte ich wieder einmal einen Fall richtig gelöst und konnte mich wieder in mein Bett legen und von meinem geliebten Honigkuchen träumen.
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Autorin / Autor: Miriam, 12 Jahre - Stand: 15. Juni 2010