Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
An einem schönen Novembertag, ging sie an einem Häuserblock entlang. Sie sah viele Menschen die vielleicht das letzte schöne Wetter in diesem Jahr genoßen. Kinder ließen ihren Drachen hoch in die Luft steigen und die letzten Blätter am Baum wurden von dem Wind abgerupft und wirbelten durch die Lüfte. Ihre Haare wurden von dem starken Wind durchblasen und sie flogen wild herum. Es waren die letzten Sonnenstrahlen für dieses Jahr, doch sie konnte es einfach nicht genießen, sie musste über ihr Leben nachdenken und ihr stießen die Tränen ins Auge.
Sie war ein Mädchen im Alter von 14 Jahren. Ihr Name war Nancy. Nancy Florence, die zusammen mit ihrer Mutter und zwei jüngeren Schwestern in Köln wohnte, doch eigentlich war sie in einer Kleinstadt in Ostdeutschland geboren. Ihre Urgroßeltern stammten von dort, die drei Kinder bekamen. Einen Sohn Namens Thomas und zwei Töchter Marlene und Rosmarie.
Doch nach dem zweiten Weltkrieg wurde es im Osten von Deutschland nicht gerade leichter und dies erkannte auch die Familie Florence. Also gingen sie mit ihren zwei Töchtern, Mitte in den 50ern in den Westen, indem sie an einem regnerischen und kalten Tag sich in einen Zug setzten und über die Grenze nach Köln fuhren. Thomas blieb dort, er musste ohne der Erziehung seiner Eltern und ohne seine Schwester auf wachsen
Trotz, dass er ohne Eltern aufwuchs, wuchs er zu einem hübschen jungen Mann heran. Er lernte ein junges, zierliches, aber hübsches Mädchen kennen, die Rita hieß, die er auch bald darauf heiratete. Thomas führte einen sehr gepflegten Kontakt zu seiner Familie, trotz der weiten Entfernung.
Marlene zog nach Hamburg und lernte dort ihre große Liebe Rainer kennen und die zwei bekommen zusammen zwei Söhne, Christian und David. Rosmarie war die einzige die in Köln wohnen blieb und heiratet auch einen Mann, der ihr sogar ein Kind zeugte, aber die Ehe nicht weiter bestehen konnte, hat Rosmarie sehr schnell die Scheidung eingereicht, doch ihre kleine Tochter Leyla behielt sie.
Zur selben Zeit, hatten Rita und Thomas schon ihr zweites Kind, neben dem Sohn Jan, geboren. Ein kleines Mädchen Namens Lydia. Die Tochter von Rosmarie, Leyla fuhr oft extra 500 Kilometer, nur um ihre Verwandten zu Besuchen zu können, trotz der Entfernung verstanden sich die drei Kinder super harmonisch.
So ging es auch Leyla und Jan, doch aus der Freundschaft, wurde plötzlich die Große liebe. Nach ein paar Monaten kam sogar schon ein ganz großes Thema an die Öffentlichkeit: Heirat.
Am 9 Juni 1995 war dann der große Tag, wo die beiden ein wirklich schönes Paar vorm Standesamt abgaben. Die Zeit verging und im Juli 1996, kam ihre erste Tochter Nancy zur Welt, bei ihrer Geburt sah sie aus wie eine kleine Mexikanerin und hatte sogar schon tausende von kleinen Haaren auf dem Kopf.
Dadurch, dass Nancy so glücklich war, entwickelte sie sich zu einem aufmerksamen und höflichem Mädchen, das sehr interessiert am Leben war. Bald, als sie zwei Jahre alt wurde, wurde ihre Mama ein zweites Mal schwanger und dadurch kam ihre Oma aus Köln immer öfter zu Besuch um ihrer Tochter zu helfen und sie zu Unterstützen, was Nancy natürlich immer sehr freute!
Ihre Oma kam immer mit dem Zug aus Köln und Nancy und ihre Eltern holten sie dann immer ab und wenn Nancy dann auf dem Bahnhof stand, und ein Zug bremste, sodass er quietschte, lief Nancy ein kalter Schauer über den Rücken und sie hielt sich ganz fest die Ohren zu. Nancy bekam auch Panik, wenn große Menschenmengen um sie herum standen und dies war auf einem Hauptbahnhof sehr schwer zu vermeiden.
Nancy wohnte auf einem sehr großen Grundstück von ihrem Opa, wo zwei große Häuser darauf standen. Eins wo ihre Großeltern wohnten und in dem anderen ihre Eltern mit ihr und mit ihrer Großtante wohnte, die für sie aber ihre Uroma war, von der sie immer Schokoladenriegel vor dem Mittagessen bekam und anschließend ärger von ihrer Mama bekam, weil sie keinen Hunger mehr hatte.Vor den zwei Häusern, waren vier große Tannen und fünf normale und eine riesige Garage. Außerdem hatte ihr Papa einen Zwinger für ihren Husky gebaut. Der Husky war ein ganz schöner Hund mit braunen Augen und er hatte nie gebellt, nur geheult, weil er sehr einem Wolf ähnelte, und dies war auch beim spazieren gehen so, manchmal jagte er Rehe oder lief soweit voraus, dass rufen oder hinterher gehen nichts brachte und ihr Papa zu Hause auf ihn warten musste! Aber einmal hat Arko, so hieß der Husky, Nancy sogar das Leben gerettet! Sie ging mit ihrem Vater spazieren und da kam ein alter Schulfreund ihres Vaters mit seinem Schäferhund. Nancy lief ein Stück vor ihrem Papa und plötzlich, der Schäferhund läuft los und will sich auf Nancy stürzen, doch in diesem Moment, steht Arko schon vor dem anderen Hund und hat diesen erst einmal richtig auseinander genommen. Nancy hatte richtige Angst, denn nicht jeden Tag rennt ein Hund, der Größer als man selbst ist, mit fletschenden Zähnen auf einen los!
Doch am 21. Juni 1999 verstarb ihre geliebte Uroma Charlotte, Nancy war zwar erst zwei Jahre alt, aber sie verstand, dass sie sie nie wieder widersehen wird. Doch am 22. Juni 1999 geschah ein Wunder, Nancy bekam eine kleine Schwester, die Theresa heißen sollte. Es war, als wäre ihre Urgroßoma wieder neu geboren. Als ob ihr Gott ein ewiges Leben geschenkt hatte, aber das glaubte keiner, denn in der Familie Florence waren alle überzeugte Atheisten.Die Zeit verging und das schöne Familienleben, wurde immer unrealistischer. Ihre Eltern und Großeltern hatten Probleme miteinander, die Nancy aber nicht mitbekam. Es war für sie wie eine angelehnte Tür, die nur ein Spalt offen stand, und sie nicht wusste was sich hinter der anderen Seite der Tür abspielte, vielleicht eine ganz fremde Welt?!
Doch das was sie niemals wollte, passierte, denn ihre Eltern trennten sich und ließen sich scheiden. Nancy, Theresa und ihre Mama zogen zwar in die Nähe, aber in eine zwei Raumwohnung und das schlimmste für Nancy war, dass sie ohne Papa ab da an wohnen musste. Sie zogen in ein Haus, wo ihr bester Freund Tom auch wohnte und ihr anderer Freund Lukas, wohnte auch ganz in der Nähe. Alle drei Kinder waren am selben Tag geboren. Sie hatten sogar alle einen Schrebergarten in derselben Anlage, was natürlich perfekt für Nancy war. Nancy spielte auch mit einem Mädchen was Sarah hieß und etwas älter als sie war..Doch dann passierte dies, wo mit sie niemals mit gerechnet hätte, denn sie zog wieder um, aber diesmal nicht ein paar Straßen weiter, sondern ins 500 Kilometer entfernte Köln, und da brach für Nancy eine Welt zusammen. An den vorletzten Tagen, wo sie noch in ihrer Heimat war, hatte ihre Oma an einem Novembertag Geburtstag, und sie und ihre Schwester waren natürlich den ganzen Abend bei ihr und der anderen Familienangehörigen, es war zwar die Feier eines Geburtstag, aber ihr Papa konnte an nichts anderes als den Abschied denken und auch Nancy war mit den Nerven am Ende. Sie weinte sehr viel, es war unvorstellbar für sie ein Leben, das nicht so war und das sie alles aufgeben musste war sehr schlimm, ein Neuanfang im Alter von sechs Jahren ist auch etwas außergewöhnlich, aber so war nun mal Nancys Leben. Und der Tag war gekommen, sechs Stunden in einem vollgepackten Auto und Nancy dachte die ganze Zeit an den letzten Abend wo ihr Papa kam und noch eine Schrankwand, die sie nicht mit nehmen konnten und ihr Vater sie wieder mit zu sich nach Hause nahm, Nancy musste sehr viel weinen, denn für lange Zeit war es das letzte Mal, dass sie ihn sah, aber sie musste auch sehr viel an die Zukunft denken, doch dann kam wieder der Gedanke, wo sie ihrem Papa sagte: „Tschüss Papi, ich hab dich sehr lieb!“ Und die Tränen kullerten ihr von ihrer Wange. Ihr Leben ging erst mal so weiter, das sie zu ihrer Oma zogen, um in Ruhe eine Wohnung suchen zu können und Nancy besuchte ab da an einen Kindergarten, wo sie sich kreativ austoben konnte. Sie baute einen Freizeitpark aus Sand, aus Lego baute sie Städte, klebte, bastelte und zeichnete die meiste Zeit. Natürlich spielte sie auch mit den anderen Kindern, aber meistens nur mit den Jungs, denn die Mädchen waren ganze drei Jahre jünger und das wurde auf die Dauer auch sehr langweilig für sie. Leyla hatte bald darauf auch eine schöne Wohnung gefunden, die auch ganz in der Nähe war, denn Nancys Omi war auch ein bisschen einsam, denn 2002 waren ihre Eltern an einer Krankheit gestorben. In der neuen Wohnung teilten sich Nancy und Theresa ein Zimmer, das gelb gestrichen war.2003 kam Nancy in die Schule und zur Einschulung kamen ihr Papa und ihre Oma zu Besuch. Doch Nancy weinte und weigerte sich alleine in eine fremde Klasse zu gehen mit fremden Kindern und einer fremden Frau, die versuchte lieb zu wirken. Sie war ein so sensibles Mädchen, dass Veränderungen hasste und vertraute Umgebungen und Personen brauchte und Veränderungen hatte sie ja schon genug in ihrem Leben durch machen müssen.
Nancy besuchte jede Ferien ihren Papa und im Kindergarten hatte sie manchmal eine Woche überzogen und ist einfach eine Woche länger geblieben, doch während der Schulzeit ging dies nicht mehr. Ihr Vater war sehr einsam und dies sah man ihm auch an, er sah sehr schlecht aus. Irgendwann starb auch Arko an Darmkrebs, er litt so, dass er eingeschläfert werden musste. Alle waren sehr traurig. Kurz bevor der Tierarzt damals kam, ging Nancy zu ihrem Hund gab ihm einen Kuss und sagte:“Tschüss Arko, ich hab dich lieb!“ Dies war das letzte Mal das sie ihn sah!
Nach ein paar Monaten kaufte ihr Papa einen neuen Hund.. Und tatsächlich, als Nancy in den Ferien endlich Blacky kennen lernte, wurden die zwei die besten Freunde, und ihr Papa erzog in perfekt und er war sehr Kinderlieb. Zwar war ihr Vater jetzt nicht mehr so einsam, aber ihre Sorgen, konnten nicht heilten. Sie wusste, dass irgendwann irgendetwas passieren würde… Ihr Vater war Dachdecker in der Firma ihres Opas und dies musste kommen…Er hatte sich so verletzt, dass seine Kniescheibe verrutscht war, er lag Wochenlang im Krankenhaus, denn jedes Mal, wenn es besser wurde, wiederholte sich das Ereignis, und er musste ganze fünf Mal operiert werden.
Außerdem waren Nancys schulischen Leistungen auch nicht gerade erfreulich, denn die Schule hatte für sie gar kein Wert, und außerdem langweilte sie, was die Lehrerin vorne an ihrem Pult erklärte, sehr. Doch das Problem war das sie keine Qualifikation für das Gymnasium bekam, noch nicht einmal eine eingeschränkte. Sie guckte sich ganz genau nur zwei Schulen an und die zweite war es! Die Schule, wo sie unbedingt auf genommen werden sollte, was dann auch geklappt hatte.Im ersten halben Jahr, war sie wieder sehr ruhig und zurückhaltend und schüchtern, ihre Noten waren okay, besser als in der Grundschule. Doch plötzlich hatte es klick gemacht, sie fand alles total leicht, sie hat mehr für die Schule gemacht, angefangen zu lesen und hat im Unterricht aufgepasst, obwohl sie die ganze Zeit irgendetwas malte, hatte sie am Ende des Schuljahrs, das beste Zeugnis der Klasse gehabt und sie war stolz auf sich, dass sie beweisen konnte, dass sie auch etwas kann und ihr Selbstbewusst sein stieg immer mehr. Sie wusste, dass das keine Phase war, sondern das sie aufgewacht war, ein neuer Lebensabschnitt begannen hatte und sie fand es großartig.
Die neuen Freundin von ihrem Vater, war eine nette Frau, die ihren Vater wie verwandelt hatte, da sah Nancy was Liebe alles kann, so gut drauf, hatte Nancy ihren Vater acht Jahre nicht mehr gesehen, sie machte ihn so glücklich. Als Nancy dann an einem Novembertag spazieren ging, dachte sie an die Scheidung ihrer Eltern und an die angelehnte Tür, wie sie es früher als Metapher immer dargestellt hatte. Jeder ihrer Elternteile, hatte ihr eine andere Art von ihren Gründen erzählt. Natürlich gab es Gleichungen, aber der andere hat immer etwas erzählt, was der andere verschwiegen hatte. Wie die Tür, angelehnt, ein Spalt offen und nur ein Stück wird heraus strömen, und der Rest der Wahrheit wird für immer da hinter verborgen bleiben.
Autorin / Autor: Sarah S., 13 Jahre - Stand: 15. Juni 2010