Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Als um neun Uhr früh mein Wecker klingelte, war ich noch recht verschlafen und tastete schlaftrunken nach der lästigen Störung, um sie abzustellen. Ich war doch gerade erst eingeschlafen und hatte keine Lust, aufzustehen. Wo war bloß dieser Wecker? Auf einmal durchfuhr ein heftiger Schmerz meine Hand, sodass ich sie schnell zurückzog. Aua – in was hatte ich da gefasst? Ich öffnete die Augen, nun hellwach, und setzte mich auf. Ich warf einen Blick auf den Nachttisch und konnte mir ein genervtes Stöhnen nicht verkneifen. Blumen und so sind ja eigentlich ganz schön, aber wer war auf die dumme Idee gekommen, in einem Hotelzimmer einen Kaktus auf den Nachttisch zu stellen? Wenigstens waren die Stacheln nicht stecken geblieben. Nach diesem Schreck schaltete ich erst mal den nervigen immer noch läutenden Wecker ab und beschloss, nun aufzustehen. Heute war der letze Tag unseres Urlaubs hier in Kairo und wir wollten noch eine weitere, eher nicht so bekannte Pyramide besichtigen. So etwas langweilte mich mehr, als dass es mich interessierte – ganz im Gegensatz zu meinen Eltern. Deshalb zog ich mich dementsprechend missmutig an und frühstückte mit meinen Eltern. Danach fuhren wir mit unserem Mietwagen zu der angeblich ach so-tollen Pyramide und kauften uns Karten für die Führung. Wie ich schon befürchtet hatte, war es zum Einschlafen. Ich hätte meinen I-Pod mitnehmen und heimlich Musik hören sollen... „So und alle bleiben bitte bei der Gruppe!“, warnte der Fremdenführer mit rauer Stimme. „Angeblich existiert nämlich ein Fluch, dass der Pharao selbst manchmal durch das Gemäuer spuken soll…“ Hahaha, wie aufregend. Ich verdrehte die Augen und biss mir auf die Zunge, um einen dummen Kommentar zu verhindern. Solche Geschichten glaubten doch nur kleine Kinder! Stattdessen beobachtete ich lieber eine der vielen in die Wand gehauenen Fresken. Ich war so damit beschäftigt, etwas auf den Bildern zu erkennen, dass ich gar nicht merkte, wie die Gruppe ohne mich weitergelaufen war. Na super. Wo waren die denn alle hin? Ah, da vorne stand noch jemand! Vielleicht hatte der ja den Anschluss auch verloren. Ich eilte auf die Person, die ein paar Meter weiter halb im Dunkeln stand, zu. „Hey, haben Sie auch die Gruppe verloren?“, fragte ich. „Dann wären wir ja schon mal zu zweit?“ Die Person schwieg. Komisch. Je näher ich dem Mann – oder war es eine Frau? - desto mehr konnte ich auch erkennen. Die Gestalt sah recht sonderlich aus. Sie war mit einer Art Toilettenpapier umwickelt und trug eine goldene Maske. Ähm – welcher Spaßvogel war das denn? Jemand, der sich zum Spaß als Mumie verkleidete oder wie? Nur noch einen Meter trennten uns beide. Rasch drehte sich die Person um und mich traf der stechende Blick zweier glutrot funkelnder Augen, die mich sofort erstarren ließen. Der – der Fluch, der war doch nicht wirklich echt, oder? Ich riss die Augen voller Schreck auf. Die Mumie oder was auch immer zischte etwas und das letzte, was ich mitbekam, war, wie die Gestalt sich zur Wand drehte, aus der 3D-förmig eine leicht angelehnte goldene aufwendig verzierte Tür ragte, diese mit einem langgezogenem Quietschen öffnete, hindurchging und sie wieder anlehnte als wäre diese schon die ganze Zeit da gewesen. Dann wurde alles um mich herum schwarz. Irgendwann wachte ich wieder auf, weil mir jemand vorsichtig aber beharrlich leicht gegen die Wange schlug. Da blinzelte ich und machte ganz langsam die Augen auf. Der junge Fremdenführer kniete neben mir ebenso wie meine Eltern. Der Rest der Touristengruppe stand mit besorgter Miene um mich herum. „Alles okay?“, fragte mein Vater. „Ja, sicher“, antwortete ich mit zittriger Stimme und ließ mir von ihm auf die Beine helfen. Der Führer räusperte sich. „Nun ja, wir wären dann fertig mit der Führung. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Und vielen Dank fürs Zuhören!“ Nach und nach strömten die Leute in Richtung Ausgang. Ich starrte verwirrt auf die nun kahle Wand, in der noch vor kurzem die unheimliche Tür zu sehen war. Hatte ich nur geträumt? Ich wandte mich noch mal an den jungen Fremdenführer. „Äh Verzeihung. Ist hier in der Wand nicht eigentlich eine Tür?“ „Nein, eigentlich ja nicht“ antwortete der Mann. „Oh, okay“, meinte ich darauf. „Tschüss.“ Der Führer nickte und begab sich wie alle anderen auf den Weg nach draußen. „Komm bitte, wir wollen gehen“, wisperte mir meine Mutter zu. „In zwei Stunden geht unser Flieger nach Hause, da kannst du vielleicht etwas schlafen. Geht es dir denn wirklich gut?“ Sie musterte mich besorgt. „Jaja, Mama. Mir geht’s gut. Bestens.“ Zum Beweis grinste ich sie an. Als eine der letzten gingen auch wir nach draußen. Am Eingang drehte ich mich noch einmal um. Ich könnte schwören, abermals die angelehnte goldene verzierte Tür gesehen zu haben - wie sie behutsam geschlossen wurde. Ich kniff die Augen zusammen und betrachtete die Wand, doch nun war nichts mehr zu sehen. Zwei Stunden später flogen wir zurück, aber die geheimnisvolle Gestalt und die angelehnte Tür sollten mir für immer ein Rätsel bleiben…
Autorin / Autor: Lisa, 13 Jahre - Stand: 15. Juni 2010