Beispiele

Hier als Anregung ein paar Beispiele für Krimi-Haiku und Postkartenkrimis

Krimi-Haiku

Beispiele aus: Haiku-Kriminale von Jens Hagen

  • Im Dunkeln Schritte.
    Und dann ein grausiger Schrei.
    Das fängt ja gut an.
  • Nach Leben gesucht
    Das Unerhörte entdeckt
    Den Tod gefunden
  • Der Schrei einer Frau.
    Ein Auto fährt ab. Stille.
    Dann die Sirene.
  • Stöckelschuhschritte
    Von Puppenaugen verfolgt.
    Der Alptraum beginnt.

Das Buch Haiku-Kriminale ist 1997 im Verlag Landpresse erschienen, aber leider vergriffen. Aber wenn du mitmachst, kannst du vielleicht eines der letzten 10 Exemplare gewinnen ;-)

Beispiele für Postkartenkrimis

Dirk Kruse • Smoking »Pfeife aus!«

Eine strenge Stimme reißt ihn aus seiner Lektüre. Der Kellner stellt vorwurfsvoll ein Glas Prosecco vor ihn auf den Tisch. Wortlos faltet Dr. Blum die ZEIT zusammen, steht auf und verlässt grußlos das Lokal. »Unerhört, dieser Ton«, denkt er und stapft durch die Stadt, »als Raucher wird man immer mehr zum Geächteten, zum Gesetzlosen.« Zornig saugt er an seiner Pfeife und stößt den aromatischen Rauch in die kalte Abendluft. Dann betritt er das Foyer eines Programmkinos, er will sich den neuen Godard-Film anschauen. »Sie können rein, aber ihre qualmende Pfeife bleibt draußen«, sagt die Frau am Schalter. Ein paar Leute lachen. Wütend macht Blum kehrt und knallt die Kinotür hinter sich zu. Unverstanden streift er durch die Straßen, bis er auf einer Brücke anhält und in das gurgelnde Wasser hinabschaut. »Können Sie nicht mit dieser stinkenden Pfeife da weggehen?«, ruft eine junge Frau, die auf dem Geländer sitzt und telefoniert. Blum tritt zu ihr, lächelt sie an und stößt sie von der Brücke. Während die Frau im eiskalten Wasser versinkt, fragt er sich, ob man im Gefängnis rauchen darf. Und da Blum sich nicht sicher ist, macht er sich lieber davon.

Veit Bronnenmeyer · Tödlicher Aperitif

»Es muss einer dieser Eiszapfen gewesen sein«,
sagte Monsieur Herault und deutete auf die Reling, wo in einer Reihe von Eiszapfen genau einer fehlte. Der leblose Leib des Lord von Burtonhill lag zu ihren Füßen. Er hatte offensichtlich aus einer Wunde in Herznähe stark geblutet, bis die schneidende Kälte in der subpolaren Atlantikregion den austretenden Lebenssaft gefrieren ließ. »Aber ich bin es nicht gewesen, Monsieur Herault«, rief die junge Witwe des Lords, die von zwei Vollmatrosen festgehalten wurde, »so helfen Sie mir doch!« – »Es bleibt keine andere Erklärung«, erklärte der Kapitän, »wir haben Sie über die Leiche gebeugt gefunden, alle anderen Personen waren zum fraglichen Zeitpunkt im Salon.« – »Nicht so schnell, Kapitän«, mahnte Herault, »der Lord war doch sehr empört wegen der zu hohen Temperatur seines Sherrys. Als er den Salon mit dem Glas in der Hand verließ, dachte ich zuerst, dass er den Inhalt ins Meer schütten wolle. Stattdessen hat er hier draußen einen Eiszapfen abgebrochen, um ihn zu zerkleinern und damit den Aperitif zu kühlen. Als der Lord dann auf dem Weg zurück zur Tür das Deck überquerte, stolperte er über dieses achtlos liegengelassene Tau hier und fiel so unglücklich, dass er sich den Eiszapfen ins Herz bohrte.« – »Sie könnten sich irren«, gab der Kapitän zu bedenken. Herault ging zur Salontür, schritt eilends über das Deck, brach einen Eiszapfen von der Reling ab, machte kehrt, stolperte über das Tau, fiel und bohrte sich den Zapfen ins Herz. »Ich irre mich nie«, röchelte er, bevor auch sein Blut gefror. »Lasst die Lady los«, befahl der Kapitän den beiden Matrosen,»und räumt dieses Tau weg!«

Crime Postcard Stories 2

Die beiden Postkartenkrimis stammen aus Postcard Story Crime 2, aus dem ars vivendi Verlag 2008

ars vivendi Verlag

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