"Gewissheiten"
Wettbewerbsbeitrag von kalypso zum Postkarten-Krimi-Schreibwettbewerb 2009
"Inspector Moonlight, Inspector Moonlight!" Die dicke Frau am Telefon war eher aufgeregt als bestürzt. "Mein Mann ist ermordet worden! Ich habe ihn gerade auf unserem Anwesen gefunden!" Dünne Nebelschwaden schwebten zwischen den Bäumen des großen Anwesens, als Inspector Moonlight eine halbe Stunde später vor dem imposanten, schmiedeisernen Tor stand. Die nun millionenschwere Witwe erwartete ihn bereits. "Ich führe sie hin" bot sie ihm an. Als sie bei dem leblosen Körper angekommen waren, der auf dem Rücken im nassen Laub lag, sog der Inspector scharf die Luft ein. Die Leiche hatte zwei Löcher in der linken Brust und das Blut hatte einen großen dunklen Fleck auf dem Hemd gebildet. Langsam ging er zweimal um die Leiche herum, kratzte sich am Kopf, seufzte. Dann tippte er den Mann an der Schulter an. Als der sich nicht rührte, verkündete er der Witwe: "Er ist tot!"
Als der Inspector in sein Auto stieg und wegfuhr, schloss die Witwe leise das Tor, während ein leises Lächeln ihre Lippen umspielte. Niemand würde je herausfinden, dass sie hinter dem Mord steckte, für den sie einen Auftragskiller bezahlt hatte. Nicht, so dachte sie, wenn der ermittelnde Inspector „Moonlight“ heißt und dümmer als ein Ochse ist.
Inspector Moonlight pfiff unterdessen leise vor sich hin. Er fand, er hatte seine Arbeit gut gemacht. Wenn er so weitermachte, würde nie jemand erfahren, dass er der Auftragskiller gewesen war.