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Diese edle und alte Rasse, älter als die Welt Ambigua selbst, trägt den Namen Sinistras.
Viele gibt es von ihnen nicht, doch die, die noch existieren, geben sich ihre Namen selbst. Nur sie sind in der Lage diese außergewöhnlichen Worte mit den Lippen zu formen und ihn so elegant, wie er es verdient hat, klingen zu lassen.
Doch wenn ihr es versuchen wollt, werde ich euch den Namen eines Sinistras verraten, ihr könnt ja ausprobieren ihn richtig auszusprechen. Macht euch allerdings nicht allzu viel Hoffnung.
Also: Der Name dieses ehrwürdigen Wesens lautet: Loith’eramúr
Woher kommen die Sternschnuppen? Wenn ihr glaubt, das sind nur winzige Partikel von Meteoren, die beim Eintreten in die Atmosphäre verglühen, dann muss ich euch leider enttäuschen. Denn dass wir manchmal diese kleinen, bezaubernden Lichtwunder am Himmel betrachten können, damit haben die Sinistras zu tun. Sie sind es, die auf die Erde hinabstürzen, brennend, und weg von ihrem liebsten Ort, dem Himmel; er ist ihre Heimat und gleichzeitig ein aufregender Spielplatz, der für sie immer neue Möglichkeiten bietet.Ihr heißersehntes Ziel, die Sonne zu erkunden, kostete jedoch viele von ihnen schon das Leben. Zwar ist es den eleganten Wesen des Himmels vergönnt, niemals zu altern, nur zu wachsen, doch Feuer fangen können auch sie. Fliegen die verspielten Geschöpfe nun zu nahe an der Sonne vorbei und streifen mit ihrem langen, strahlenden Schweif die Oberfläche, so ist es möglich, dass dies ihre letzte Tat war. Doch sie sind nun einmal sehr neugierig und wollen sich mit dem Gedanken, dass dieser wunderschöne, leuchtend rote Feuerball sie ins tiefste Verderben stürzen kann, nicht anfreunden.
Ihr fragt euch nun sicherlich, wieso man abends immer noch ein paar der Sinistras elegant und unerreichbar über den dunklen Sternenhimmel tänzeln sieht, immer auf der Suche nach Abwechslung. Wieso sind sie noch nicht ausgestorben? Ich werde es euch die fantastische Geschichte über die Neuentstehung dieser ehrwürdigen Geschöpfe erzählen: Versucht ein Sinistras erneut vergeblich die für sie tödliche und doch so faszinierende Sonne zu erkunden und fängt sein langer, bezaubernder Schweif dabei Feuer, bricht er, völlig widersprüchlich zu seinem eigentlich fröhlichen Gemütswesen, in Panik aus und stürzt zur Erde hinab, in dem Wissen, dort ist Wasser, dass ihm helfen wird, das Feuer zu löschen. Der brennende Schweif ist das, was wir als Sternschnuppe bezeichnen.
Auf dem Weg zum Erdboden verliert das Geschöpf immer mehr Masse, der blass-gelbe Sternenstaub aus dem sie bestehen, löst sich langsam von ihren schimmerden Körpern und verbleibt nur als schmaler Streifen, der den zurückgelegten Weg des brennenden Sinistras andeutet. Tragischerweise gelingt es nur den wenigsten Wesen rechtzeitig das lebensrettende Wasser zu erreichen, so hat sich in 95% der Fälle ihr Körper schon völlig aufgelöst und nur ihre einsame Seele streift orientierungslos durch die finstere Nacht auf der Erde, bis sie irgendwann an dem quälenden Heimweh nach ihrem geliebten Himmel sterben. Doch es gibt Hoffnung, denn mit jedem verbrannten Sinistras entsteht auf dem Flug gen Boden ein neues, junges und unerfahrenes Geschöpf aus ein paar Krümeln des zurückgelassenen Sternenstaubs. Es dauert tausende von Jahren, bis sie die recht ansehnliche Größe eines Berges erreicht haben, da ihre einzige Möglichkeit zu wachsen darin besteht, verlorenen Sternenstaub zu sammeln. Selbst die Ältesten, Weisesten von ihnen, die mehr Platz als der gesamte Dschungel von Wunst einnehmen, vertreiben sich oft ihre Zeit damit, noch mehr Überbleibsel des himmlischen Produktes zu suchen und dann damit zu verschmelzen.
Nun wollt ihr auch sicher wissen, was für einen Charakter ein Sinistras hat. Das Wichtigste vorweg: Sie sind unglaublich stolz. Worauf? Auf sich selbst, ihre Erscheinung, das sanfte gelb des Sternenstaubs, das sie einfärbt, ihre schlanke, geschmeidige Gestalt, ihre scheinende, mit Sternen bestückte Heimat und vor allem, auf ihre faszinierenden Augen. Die Fähigkeit zu sehen, besitzen sie nicht von Anfang an. Dazu wird ein Diamant benötigt, je größer, desto besser. Manche suchen einige 100 Jahre, bevor sie einen geeigneten finden, der zweite dauert meistens noch länger, da er etwa die gleiche Größe, wie ersterer haben soll. Wo sie danach suchen? Nur in den wenigsten Meteoriten kommen diese seltenen Steine in einer brauchbaren Größe vor.
Trotzdem nie die Suche danach aufzugeben, setzt einen gewissen Ehrgeiz voraus, den die Sinastras tatsächlich im Übermaß besitzen, haben sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, kämpfen sie auch dafür, ihr Ziel zu erreichen und kostet es eine Ewigkeit. Stolz und Ehrgeiz...tatsächlich wirken sie auch charakterlich unerreichbar. Doch ihre Verspieltheit, mit der sie nach über den Himmel tollen und den Asterioden ausweichen, sich dahinter verstecken oder die kleineren Gesteinsbrocken sich auch manchmal gegenseitig zuwerfen, lässt doch wieder eine große Sympathie für sie entstehen. In diesen Momenten zeigen sie unverfälscht ihre ganze Neugier und Liebe zum Himmel, den Sternen und der Sonne.
Schwebend gleiten sie sich durch die Nacht, wobei sie auch in der Lage sind, springend über Asteroidenschauer hinwegzubewegen. Sie benötigen keine weiteren Fähigkeiten, um in ihrer Heimat zu überleben, dort droht ihnen außer der Sonne nichts und gegen die magische Anziehungskraft und die verheerenden Auswirkungen einer Berührung des gewaltigen roten Feuerballes, kann selbst die größte Kraft nichts ausrichten.
Sonst brauchen sie sich über Feinde keine Gedanken zu machen, niemand kann ihnen in den unendlichen Weiten des Himmels etwas antun, ein weiterer Grund, warum sie diesen Ort so über alles verehren.
Als Nahrung dient der Sternenstaub, den sie sammeln. Ein Sinistras kann auch komplett ohne etwas zu sich zu nehmen auskommen, sie schwächeln dadurch nicht und werden auch nicht launisch, wie man es von genug anderen Wesen in Ambigua kennt.
Die einzigen beiden Gründe, warum sie den Sternenstaub suchen sind 1. um, wie ich bereits erklärt habe, zu wachsen und 2. da ihnen ihre einzige Speise einen noch weicheren, strahlenderen Glanz verleiht und sie noch gelber schimmern lässt.
Die Nacht ist die Zeit der Sinistras, dort erwachen sie wirklich zu Leben und tollen ausgelassen zwischen den umherschwebenden Gesteinsbrocken hin und her.
Tagsüber ruhen sie meistens in den Mulden der Meteoriden, Schlafen können sie nicht, doch Energie für die Nacht sammeln können sie nur durch etwas Ruhe, indem sie sich bevorzugt in ihren langen Schweif kuscheln, ihren philosophischen, weisen Gedanken (z.B. ob alles um sie herum wirklich real ist oder sie sich nur in einem nie endendem Traum befinden...und wie sieht dann die wahre Welt aus?) nachgehen und die Sonne ihre Runde drehen lassen.
Die Sinistras besitzen einen langen, schlanken und glatten Körper, der es so aussehen lässt, als würden sie mit unvorstellbarer Eleganz und Geschwindigkeit über den Himmel hinweg sausen. Der sanfte Gelbton, der sie ziert stimmt mit der Farbe des angeschienenen Mondes überein, befinden sie sich einmal davor, heben sie sich kaum von ihrem Untergrund ab. Anders, wenn sie über den Nachthimmel schweben, dort schimmern sie wunderschön und sind selbst vom Erdboden aus problemlos auszumachen und zu bewundern.
Ihre spitzen Ohren haben sie meistens nach hinten angelegt, jedoch bedeutet das bei ihnen nichts bedrohliches, es soll nur zeigen, dass ihre Neugier geweckt ist und sie gespannt auf alles noch Kommende warten. Ihr langer, buschiger Schweif ist bei der gleichen Reaktion gerade nach hinten weggestreckt, sodass er nicht so weich, wie sonst wirkt. Er drückt nicht nur die Emotionen der Sinistras aus, er dient ihnen auch als Ruder für ihre Flüge über den Nachthimmel. Mit Hilfe des breiten Schwanzes ist es ein leichtes problemlos die Hindernisse zu umfliegen.
Die zarten, dünnen Beine und die tapsigen Pfoten lassen eigentlich nicht darauf schließen, dass die Sinistras viel Sprungkraft besitzen, doch beschaut man sich einmal die langen Hinterläufe, wird klar, dass diese Wesen es mit jedem Springweltmeister, Mensch oder Tier, locker aufnehmen können. Aus dem Stand schaffen selbst die Kleinsten problemlos über 100 Meter.
Doch das wohl am meisten Auffallende an ihrem Aussehen ist das Diamantenaugenpaar. Wie ihr bereits wisst, suchen einige Jahrhunderte danach und die, die eines besitzen sind unsagbar stolz und präsentieren es ihren Artgenossen mit großer Zufriedenheit. Im Mondschein bekommen die edlen Steine einen sanften Glanz und die Sterne spiegeln sich darin. In diesen Momenten weiß jeder, der dieses wunderschöne Schauspiel einmal betrachten durfte, warum die Sinistras “Die Wesen des Himmels” genannt werden. Nicht, weil sie dort hausen, sondern weil sie so atemberaubend schön und elegant sind, dass sie nur aus der Heimat der faszinierenden, anmutigen Sterne kommen können, die die Wenigsten, vielleicht auch gar keine Bewohner Ambiguas jemals erkunden werden.