Auf ewig verloren
Es war der Winter vor zwei Jahren. Ich bin kurz zuvor fünfzehn geworden und hatte endlich meine Glückssträhne...
Es war der Winter vor zwei Jahren. Ich bin kurz zuvor fünfzehn geworden und hatte endlich meine Glückssträhne. Nach fast einem halb Jahren Mobbing hatte ich endlich tolle Freunde gefunden, meine Noten hatten sich verbessert und ich hatte mich unglaublich in einen Jungen verknallt. Sein Name war Jakob.
Eigentlich dachte ich immer der Name wäre altbacken, aber bei ihm fand ich ihn wunderschön. Jakob war der schönste Junge, den ich je gesehen hatte: Braunes strubbliges Haar, grünblaue Augen und solche sinnlichen Lippen. Dazu hatte ich das Glück, das ich mit ihm befreundet war und das alles durch Tine. Tine war schon lange mit ihm und den anderen aus unserer Clique befreundet, ich war sozusagen Neuzugang. Nachdem ich mich einmal allein mit Jakob getroffen hatte, war ich überglücklich und erzählte es prompt Tine. Doch Tine war schwer enttäuscht. Sie freute sich gar nicht mit mir. Gekränkt fragte ich sie, was denn sei. Tine starrte mich zornig an: „Glaubst du, du bist die einzige die Jakob toll findet?“ Man konnte ihr anhören, wie fertig sie war. „Ich wollte mich schon ewig mit ihm treffen, aber nein.“ In ihr kam ein lautes Schluchzen hoch. „Aber warum das denn?“, fragte ich leicht unsicher. „Bist du blind? Weil er keine Augen für mich hat.“ Ohne einen weiteren Ton zu sagen, legte sie auf.
Die paar Tage darauf, wechselte ich kaum ein Wort mit ihr. Sie wurde total abweisend. Dagegen mit Jack war alles toll. Wir trafen uns wieder und an einem Abend, als wir durch den Wald spazierten, küssten wir uns sogar. Es war so schön und der richtige Zeitpunkt. Ich fühlte die Wärme in mir, mein Bauch kribbelte. Unbeschreiblich. Mein erster Kuss, bei dem ich wirklich was fühlte. Auch wenn ich wusste, dass Tine ihn auch liebte, ich war mir sicher, dass Freundinnen so was durchhalten und ich wollte ihr es lieber sagen, als dass es ein Geheimnis bleibt.
Aber auf alle Anrufe reagierte sie nicht. Ich tippte ihr also eine SMS mit den simplen Worten: „Er ist so toll. Vermiss Dich. MB.“ Doch nach dieser SMS folgte gar nichts. Ein paar Tage darauf lief ich mit Jakob Hand in Hand am Ufer entlang, als auf einmal Tine auftauchte. Jakob ignorierte sie, während ich fröhlich ihren Namen rief, doch nichts. Sie rannte nur weg.
„Du weißt doch hoffentlich, dass Tine labil ist?“, fragte Jakob mich auf einmal. Ich verstand nichts. Dann am Abend auf einmal kam eine SMS von ihr, überglücklich öffnete ich die Nachricht. „Ich vermisse Dich auch. Aber trotzdem: Tschüß!“ Ein weiteres Rätsel. Was meinte sie denn um Gottes willen?
Am übernächsten Tag dann stand in der Zeitung ganz groß. „15 jähriges Mädchen – Von der Brücke gesprungen“ Dick war ein Foto von der Brücke am Ufer, wo ich ein paar Tage zuvor mit Jakob war und daneben klein ein zensiertes Bild von einem Mädchen, dass ich Freundin nannte. Tine. Erst danach erfuhr ich alles. Sie hatte immer schon Probleme. Ritzte sich, ihre Eltern hatten sich geschieden und all solche Dinge.
Seit diesem Weihnachten vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht selber Vorwürfe mache, ich hätte ihr helfen können, dann wäre sie vielleicht noch hier.
Mit Jakob bin ich immer noch zusammen, er gibt mir Halt. Aber der Verlust von Tine ist eine ewige Lücke. Ich vermisse sie.
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Autorin / Autor: sweetapple - Stand: 4. Dezember 2008