Unser Fehler
Gleißendes Licht und erblühende Bäume,
Die weite Sicht ehemaliger Träume,
Auf deren endlosen Wegen ich mich verirr‘
Zwischen edlen Rosen und struppigem Gewirr.
Auf dem makellosen Pflaster: einige Tränen,
Die schlaftrunken gähnen, glänzend wie Silbergeschirr.
Ein schöner Morgen nach der schlaflosen Nacht,
Nahezu frei von Sorgen, aber naiv und unbedacht.
Doch dann senkt sich meine Laune nieder und mir wird kühl
Und ich spüre es wieder, dieses eine Gefühl
In Mitten vom Gewühl, mit den anderen vermengt,
Das mich beengt und das ich fühl.
Diese kleine Sache, die wir beide verbergen
Wird wachsen ums Hundertfache, falls wir sie aussprechen werden.
Als ob es in den Sternen stünde, war sie von Göttern erwählt,
Doch uns‘rer Münder Sünde wird (wenn man von ihr erzählt)
Brechen manche Bünde, die ach so solide erscheinen
Und wir drei werden weinen, von ihren Folgen gequält.
Große Tropfen, fallender Regen,
Haare, wie gelockter Hopfen, die im Wind sich bewegen.
Umarmend gabst du mir damals, mit bittersüßem Hochgenuss
Und wundervoller Gier, Judas‘ allerschönsten Kuss.
Oh, bester Freund, oh, Kavalier, sie wird es nicht verstehen!
Ich wag es nicht, mit anzusehen, wenn du es ihr sagen musst.
Salzige Fluten, blinzelnde Augen,
Lange Minuten, die Stille aufsaugen:
Durschauten wir uns wie Fensterlein, so durchsichtig wie Gas,
Wollten für immer zusammen sein, liebten in zu hohem Maß.
Und schien sie doch so fest wie Stein, so stabil und dauerhaft
Zersprang die immerwähr’nde Freundschaft mit einem Mal wie Zuckerglas.
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Autorin / Autor: siebendrei